Trittau. Oldesloer Catering-Unternehmen stellt in der Corona-Krise auf umweltfreundliches Verkaufskonzept um.

Ein sonniger Freitagnachmittag in Trittau. Das gute Wetter lockt die Menschen nach draußen. Für viele Bürger ist der Einkauf auf dem Wochenmarkt eine feste Größe im Wochenplan. So haben sich vor einigen Ständen bereits eine halbe Stunde nach Öffnung die ersten Warteschlangen gebildet. Zwei Frauen begutachten bunte Stoffhühner auf einem Verkaufstisch, ein junges Paar lässt sich an einem Gemüsestand Zubereitungstipps geben.

Bei „Lisbeth Lose“ ist der Name Programm

Stefanie und Jacqueline Dietz haben ihren Verkaufswagen „Lisbeth Lose“ mitten zwischen den anderen platziert. Für die Schwestern aus Bad Oldesloe ist es das zweite Mal, dass sie ihr bio-zertifiziertes Sortiment aus Lebensmitteln, Drogerieprodukten und Haushaltswaren in Trittau anbieten. Der Name ist Programm: Bei „Lisbeth Lose“ können Kunden sich lose Waren in Wunschmenge in selbst mitgebrachte Gefäße abfüllen lassen. Damit reiht sich das junge Start-up-Unternehmen ein in die wachsende Zahl neuer Unverpackt-Angebote.

Jeder kauft nur die tatsächlich benötigte Menge

Das Konzept ist so einfach wie umweltfreundlich, weil konsequent auf jeglichen Verpackungsmüll verzichtet und – anders als bei bereits abgepackter Ware - nur die tatsächlich benötigte Menge gekauft wird. Stefanie Dietz (36) sagt: „Die Idee zu dem Konzept schwelte schon länger. Wir hatten nur keine Zeit, sie umzusetzen.“ Ausgerechnet die Corona-Pandemie beschleunigte das Vorhaben. Dabei kam sie für das Schwesterngespann zur Unzeit. Denn beide hatten gerade beschlossen, ihre Jobs zugunsten des bisher als Nebenerwerb betriebenen Catering-Unternehmens „Des Teufels fette Beute“ aufzugeben, um sich ganz auf dessen Ausbau zu konzentrieren.

Stefanie Dietz hatte schon immer den „Wagentraum“

Stefanie Dietz: „Wir hatten schon das Budget organisiert, um unsere Produktionsküche auszubauen.“ Durch die Kontaktbeschränkungen seien die Umsätze eingebrochen. Die Zwangspause machte die beiden Schwestern erfinderisch. „Wir waren gezwungen, uns einen Plan B zu überlegen“, sagt Dietz, die nach eigenem Bekunden „schon immer den Wagentraum hatte“. Ihre Schwester komme „aus der Nachhaltigkeits- und Bio-Ecke“, so hätten sie gemeinsam die Idee für den mobilen Verkaufsstand entwickelt.

Das nötige Vorwissen für das Vorhaben brachten beide größtenteils mit. Nach dem Abitur stieg Stefanie Dietz direkt in der Gastronomie ein, sammelte Erfahrung im Service und Veranstaltungsmanagement und war im Online-Marketing tätig. Jacqueline Dietz (31) studierte Kommunikationsdesign. Die gemeinsame Leidenschaft fürs Kochen führte zum ersten Projekt, dass laut Stefanie Dietz „aus einer Weißweinlaune heraus“ entstand. 2015 kauften sie einen Anhänger und bauten ihn zum Foodtruck aus. Jacqueline Dietz machte ihn zum Gegenstand Ihrer Design-Abschlussarbeit.

Los ging es mit einem Foodtruck

Der Kundschaft gefiel das Angebot. Bald gab es erste Anfragen, ob der Wagen gebucht werden könne. Anfang 2018 verkauften sie den Truck. „Der Umsatz vom Catering hatte den Wagen überholt und wir haben parallel noch Vollzeit in unseren Jobs gearbeitet, weil wir den Absprung noch nicht gewagt haben“, erläutert Stefanie Dietz. Teilweise hätten sie an einem Wochenende Caterings für mehrere Hundert Personen gestemmt. Einmal pro Jahr hätten sie eine Woche lang vorproduziert, um für die Backstage-Bewirtung beim „Watt en Schlick Festival“ gerüstet zu sein.

Als die Pandemie ihr Geschäftsmodell durchkreuzte, reagierten die Frauen flexibel: Das für den Küchenumbau vorgesehene Budget wurde in Erwerb und Umbau eines Bäckereifahrzeugs gesteckt. Über die Crowdfunding-Plattform Startnext warben sie zusätzliches Fördergeld ein.

Testlauf auf dem Wochenmarkt in Reinfeld

„Mit dem Ausbau haben wir zwischen Weihnachten und Neujahr 2020 begonnen. Er dauerte fast zwei Monate“, berichtet die 36-Jährige. Der Testlauf für „Lisbeth Lose“ war für den 12. Februar in Reinfeld geplant. „Wir waren morgens um 5 Uhr fertig, standen um 7 Uhr auf dem Markt“, so Stefanie Dietz.

Und machten die Erfahrung, dass „die Leute in den meisten Fällen nicht beim Erstkontakt kaufen, auch wenn wir Schraubgläser und Papierbeutel vorrätig haben“. Die Kunden nähmen die Sortimentsliste mit und kämen dann mit eigenen Behältnissen wieder.

Positives Feedback der Kunden

In Reinfeld haben sich die Unternehmerinnen inzwischen einen treuen Kundenstamm aufgebaut. „Das Feedback ist unglaublich positiv“, sagt Stefanie Dietz. Auch in Lübeck stehen sie zweimal wöchentlich auf dem Markt. In Trittau läuft das Geschäft erst an. Doch schon beim zweiten Mal freut sich Jacqueline Dietz über einen deutlichen Kundenzuwachs.

Die Frage, für welche Kunden das Sortiment gedacht ist, beantwortet Stefanie Dietz so: „Für alle, die unverpackt kaufen wollen. Und für diejenigen, die auf dem Markt gleich Trockenwaren wie Nudeln, Müsli, Zucker, Waschmittel oder Öl mitnehmen wollen und somit den Gang zum Supermarkt sparen.“