Ahrensburg. Jürgen Stahmer war mehr als 20 Jahre Gemeindewehrführer in Ahrensburg. Welche Momente ihm im Gedächtnis geblieben sind.
43 Jahre lang hat er die Feuerwehr Ahrensburg geprägt, hat schöne Momente, Tiefpunkte und so manchen Meilenstein miterlebt. Nun hat Jürgen Stahmer als Gemeindewehrführer der Feuerwehr Ahrensburg abgedankt. Im Abendblatt-Gespräch blickt er auf eine bewegte Zeit zurück.
Es war der damalige Bezirksschornsteinfeger, der Stahmer mit 18 Jahren dazu motivierte, zur Feuerwehr zu gehen. „Das war im September 1978“, erinnert sich der gebürtige Ahrensburger. „Unsere Familie war der Feuerwehr schon immer verbunden.“ Stahmers Großvater, den er selbst nicht kennenlernte, war wahrscheinlich Mitglied der Feuerwehr, einige seiner Cousins auch. Der Schornsteinfeger, gleichzeitig aktiver Feuerwehrmann, sprach ihn an. „Er sagte: Du musst in die Feuerwehr.“ Gesagt, getan.
Nach seinem ersten Dienst in der Wache Woldenhorn war Stahmer klar: Das gefällt mir. Etwa ein Jahr dauerte die Anwärterzeit. „Ich lernte das Feuerwehrgeschehen und die Fahrzeuge kennen.“ Die Ausbildung hat Stahmer positiv in Erinnerung: „Die Kameradschaft hat mir schon damals gefallen. Ich hatte mit allen Kameraden von Jung bis Alt zu tun und wurde sehr gut aufgenommen.“ Das war aber nicht das Einzige, das ihm gefiel: „Es ist sehr erfüllend, anderen Menschen in Not zu helfen. Außerdem komme ich selbst aus dem kaufmännischen Bereich.“ Heute ist der 61-Jährige im Vorstand einer Baugenossenschaft. „Wenn man technisch interessiert ist, ist es bei der Feuerwehr natürlich toll.“
Keine Angst vor dem Feuer, aber Respekt
Nach der Anwärterzeit war Stahmer offiziell Feuerwehrmann. Zum ersten Mal mit Feuer zu tun hatte er bei einem Wohnungsbrand – wenn auch bei seinem ersten Einsatz zunächst aus zweiter Reihe. Übrigens: „Als ich anfing, erfolgte die Alarmierung noch durch Sirenen. Zu jeder Tages- und Nachtzeit heulten die. Dann habe ich mich zur Feuerwehr bewegt, habe mich mit der Kleidung aus meinem Spint angezogen, und los ging es zum Einsatz.“
Angst hatte er bei seinem ersten Einsatz nicht – wohl aber Respekt. Den hat er sich über die Jahre auch immer erhalten. „Respekt ist der beste Partner, um eine gewisse Vorsicht walten zu lassen und um besonnen zu reagieren.“
Ursula Petter ernannte ihn 1999 zum Gemeindewehrführer
Einige Jahre nach seinem Beginn kam Stahmer in den Vorstand, wurde zunächst Schriftwart. Er besuchte Lehrgänge, war zwischenzeitlich stellvertretender Gruppenführer, dann für kurze Zeit Gruppenführer. 1994, mit 34 Jahren, wurde er stellvertretender Gemeindewehrführer. „Der damalige Gemeindewehrführer ist dann ausgeschieden. Weil es so schnell keine Nachfolge gab, wurde ich von der damaligen Bürgermeisterin Ursula Pepper zunächst kommissarisch eingesetzt und 1999 offiziell Gemeindewehrführer.“
Mit gerade einmal 40 Jahren war Stahmer also Oberhaupt einer kompletten Feuerwehr. Sein junges Alter war für ihn aber kein Grund, nicht trotzdem selbstbewusst an die Aufgabe heranzugehen. „Ich habe sehr viel Zuspruch bekommen. Dadurch hatte ich weniger Selbstzweifel.“
Verantwortliche erkannten an, wie wichtig die Feuerwehr ist
Als Gemeindewehrführer war Stahmer für die gesamte Organisation verantwortlich. „Meine Hauptaufgabe war, dafür zu sorgen, dass das notwendige Geld von der Stadt eingeworben wurde. Ich hatte viel mit der Stadtverwaltung zu tun, zum Beispiel wenn es um den Feuerwehrbedarfsplan ging.“ Die Zusammenarbeit mit Politik und Verwaltung hat er durchweg in positiver Erinnerung: „Die Verantwortlichen haben immer anerkannt, wie wichtig die Feuerwehr ist.“
Jedes neue Fahrzeug, das unter seiner Führung beschafft wurde, sei ein kleiner Meilenstein gewesen. Auch die Entwicklungen der Jugendfeuerwehren Ahrensfelde und Ahrensburg habe er mit Stolz zur Kenntnis genommen. „Ich empfehle jedem, der sich für die Feuerwehr interessiert, sich das mal anzugucken.“ Wichtig ist ihm, alle gleich zu behandeln und die Stärken zu fördern. Ob es in all den Jahren einen Höhepunkt gab? „Das ganze Feuerwehrleben ist ein Höhepunkt.
Einige Großbrände in Ahrensburg miterlebt
Einige Feuer sind Stahmer in all den Jahren trotzdem in besonderer Erinnerung geblieben. Zum Beispiel ein Großbrand bei British American Tobacco. Das war damals auf dem Gelände, auf dem heute das Unternehmen Hela angesiedelt ist. Außerdem war er bei Großbränden im Fitnessstudio Parador und im Bereich der Buchbinderei Schacht dabei. „Da wurden Nachbarwehren alarmiert, und wir waren über zehn Stunden im Einsatz, bis wir von anderen Kameraden abgelöst wurden“, erinnert sich Jürgen Stahmer.
Doch gerade bei solchen Einsätzen habe er die Verbundenheit zwischen den Kameraden besonders gespürt. „Ich bin zum Glück in 43 Jahren nie in die Situation gekommen, dass eigene Kameraden ums Leben gekommen sind. Das wäre für mich das Schlimmste gewesen – vor allem, wenn ich die Einsatzleitung gehabt hätte.“ Dass andere Menschen, zum Beispiel Hausbewohner, zu Schaden gekommen sind, hat er aber durchaus erlebt. „Das ist immer sehr schlimm. Ich bin sehr froh, dass wir in solchen Fällen Unterstützung zum Beispiel von Seelsorgern anfordern können.“
Das große und zeitaufwendige Ehrenamt des Gemeindewehrführers – denn die Feuerwehr Ahrensburg ist komplett freiwillig – haben seine Frau und sein Sohn immer mitgetragen, hatten stets Verständnis dafür, dass ihr Ehemann und Vater auch mal an Weihnachten stundenlang im Einsatz war. Doch nun, nach 43 Jahren, sei es an der Zeit gewesen, das Amt an einen Nachfolger zu geben. „Die Verbindung wird trotzdem immer bleiben“, sagt Stahmer. So viel ist sicher: Auch die Familie bleibt der Ahrensburger Feuerwehr verbunden. Denn mittlerweile ist auch sein Sohn Mitglied.