Die nur freiwillige Teilnahme der Länder funktioniert nicht
Es ist erst ein paar Jahre her, dass sich die 16 Bundesländer darauf verständigt haben, dass die schriftlichen Abiturprüfungen in den Hauptfächern bundesweit von 2017 an zentrale Elemente, also für alle gleiche Aufgaben, enthalten sollten. Mehr Vergleichbarkeit zum Beispiel zwischen Hamburg und Bayern, was den Schwierigkeitsgrad der Prüfungen angeht, sollte mehr Gerechtigkeit schaffen und so auch jahrzehntelang gepflegte (Vor-)Urteile von Eltern und Lehrern abbauen. In Rekordzeit ist Ernüchterung eingetreten.
Im Fach Mathematik gehen fast alle Länder weiterhin ihren eigenen Weg und stellen überwiegend landeseigene Aufgaben. Das ist nicht verboten, aber das Gegenteil der ursprünglichen Absicht. Ausgerechnet Hamburg, wo Schüler nach wie vor große Probleme in Mathe haben, wird nun zum Musterschüler. Schulsenator Ties Rabe (SPD) – einer der Motoren der bundesweiten Einigung – hat durchgesetzt, dass die Hamburger Abiturienten in Mathematik zu 100 Prozent die Bundesaufgaben lösen müssen, die sich aber in diesem Jahr als zu schwer erwiesen.
Darunter haben vor allem die Schüler in Form von Verunsicherung und Stress zu leiden, auch wenn der Bewertungsmaßstab im Nachhinein nach oben korrigiert wurde. Um das Zentralabitur zu retten, müssen sich die Länder jetzt sehr schnell auf ein Verfahren verständigen, das den richtigen Schwierigkeitsgrad der Aufgaben sicherstellt. Und: Ohne Verbindlichkeit wird die Reform nicht funktionieren.
Nachdem die bayerischen Abiturienten gegen die Abmachung zwischen den Ländern sogar Taschenrechner im hilfsmittelfreien Teil der Mathe-Klausur benutzen durften, muss der ernsthafte Wille zur Vergleichbarkeit mancher Länder bezweifelt werden. So ist das Zentralabitur ein Trauerspiel.