Hamburg. Listig wie eine Schlange: Im Supermarkt, auf der Autobahn und im Freibad – eben noch Letzter, jetzt schon Erster.
Die Schlange als Symbol ist so vieldeutig wie kaum ein anderes Wesen. In der griechischen Mythologie galt sie als unsterblich, weil sie sich durch die regelmäßige Häutung oft erneuern konnte. Bis heute ziert sie den Äskulapstab, das Zeichen der Ärzte und Apotheker.
Andererseits steht die Schlange aber auch für Gift, Doppelzüngigkeit und Hinterlist – nicht zuletzt durch die ihr zugesagte Rolle beim biblischen Sündenfall, als sie Eva im Paradies dazu verführte, die verbotene Frucht vom Baum der Erkenntnis zu essen.
Schlange bringt auch Ungerechtigkeit
Dass eine Schlange auch große Ungerechtigkeit bringen kann, kennen wir aus der Gegenwart. „Die Letzten werden die Ersten sein“, lautet ein auf die Bibel zurückgehendes Sprichwort. Und es scheint nicht ganz fernliegend, dass dafür ein deutscher Supermarkt Pate stand.
Dort gibt es Menschen mit ganz besonderen, gar biblischen Fähigkeiten. Sie beobachten die Lage genau, analysieren jede Bewegung, jedes Geräusch, sind auf der Lauer – und rennen wie um ihr Leben vom hintersten Ende der Schlange vor Kasse vier vorbei an allen Wartenden zu der nun geöffneten Kasse zwei. Überlegen grinsend verlassen sie den Laden. Eben noch die Letzten, jetzt die Ersten.
Kinder erleben die größte Gemeinheit
Das gilt übrigens auch auf den Autobahnen, wenn sich hinter einem langsamen Lkw eine Schlange von Autos gebildet hat, die auf die Gelegenheit zum Überholen warten. Wer zieht als Erster nach links und fährt dann genüsslich an allen eben noch vor ihm fahrenden Autos vorbei? Richtig: der Letzte. Und dann der Vorletzte. Der Erste natürlich als Letzter.
Aber die vielleicht größte Gemeinheit in einer Schlange erleben Kinder zum Beispiel vor dem Freibad-Kiosk: wenn sie nach endlosen Minuten des Wartens immer noch nicht ihre Tüte Pommes bestellen können, sich dann von hinten ein nicht eben sympathisch wirkender, anderthalb Köpfe größerer Teenager nähert und dem an zweiter Stelle Wartenden die eher rhetorische Frage stellt: „Lässt du mich vor? Dann lass ich dich wieder vor ...“