Hamburg. Aus gegebenem Anlass einige anzugliche Bemerkungen über die Dienstkleidung des Hamburger Umweltsenators.
Natürlich verbietet es sich grundsätzlich, über die Berufskleidung unserer Politiker zu urteilen. Irgendwie sind doch alle außerparlamentarischen Stilkritiken seit Einführung des Hose-Oberteil-Baukastenprinzips durch Angela Merkel mithilfe einer smarten Hamburger Designerin fadenscheiniger Lesestoff geworden.
Leserinnen des Abendblatts haben jedoch immer wieder Diskussionsfutter. So schrieb Margarethe D. über den wonnigen Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne): „Zum wiederholten Mal klaffen Hemd und Hose! Gibt es in seinem Freundes- oder Familienkreis niemanden, der sich ein wenig um sein Äußeres kümmern kann?“ Eine Senatsanfrage dazu ist in Arbeit.
Die Formulierungen darin müssen mit der Beauftragten für die Rechte unverstandener Volksvertreter eng abgestimmt werden. Das inkriminierte Foto zeigt einen augenscheinlich amüsierten Kerstan, grauer, offen getragener Anzug, wohl ehemals weißes Hemd von einem Markenhersteller, dessen Knöpfe knapp über dem Gürtel unter Spannung stehen. Der Reißverschluss ist endgradig geschlossen, könnte aber hinter dem Saum versteckt werden.
Der vermeintlich nachlässige Kerstan kann auch schick
Es gab Hamburger, die haben sich in desolateren Zuständen ablichten lassen: wie der Kaufmann Karl-Heinz Schwensen, als er einst von Sanitätern nach einem unmaßgeblichen Lungensteckschuss weggetragen wurde, aber die Sonnenbrille aufbehielt. Oder der damalige Innensenator Christoph Ahlhaus (CDU), der in einem quer gestreiften Ringel-Poloshirt um die Alster spazierte.
Der vermeintlich nachlässige Kerstan kann auch schick. Als es darum ging, neben einer Google-Managerin und einer Professorin zu posieren, zwängte sich Herr Senator in einen modisch-blauen Anzug, knöpfte an der geeigneten Stelle den Blazer, nahm die Hände aus den Taschen und drückte die Brust nach vorne. Wo war das graue Schlaffi-Sakko? Das hatte er offenbar weitergereicht an die Akademikerin der hier verschwiegenen Hochschule. Sage noch einer, Jens Kerstan kenne sich in nachhaltigem Handeln nicht aus.