Durch die Pandemie wurden Unternehmen und ArbeitnehmerInnen weltweit quasi über Nacht gezwungen nicht nur extrem flexibel und reaktionsfähig, sondern auch digitaler zu werden. Das hat sich massiv auf unsere Arbeitsweise ausgewirkt. Christian Rose, Geschäftsführer und Partner bei der international tätigen Ginkgo Management Consulting, Teil der Eraneos Group, mit einem kurzen Exkurs zu Vor- und Nachteilen – und eine Prognose.

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Noch vor gar nicht allzu langer Zeit bestand das Arbeitsleben aus überwiegend festen Strukturen, ein Hauptmerkmal: feste Präsenzzeiten im Büro. Pandemiebedingte Regeln, Vorschriften, Gesetze und Empfehlungen zwangen MitarbeiterInnen zunehmend zu Hause zu bleiben, von dort aus zu arbeiten und per E-Mail, Smartphone und vor allem Videokonferenzen zu kommunizieren. Das sorgte für eine wahre Migration zu Zoom, Teams & Co. Es entstanden neue Arbeitsmodelle.

New Work: von Meetings, Anrufen, Konferenzen und mehr

Unzählige Studien und Umfragen der letzten zwei Jahre belegen, dass die Arbeitsleistung seit dem Ausbruch von Covid-19 gestiegen ist und ArbeitnehmerInnen in Deutschland im Schnitt ca. 1,4 Tage mehr pro Monat arbeiten als zuvor. Dabei spürten – und spüren – viele Menschen im Home Office auch mehr Druck, Stress und Angst. Das lag sicher u.a. auch daran, dass sie damit beim Partner bzw. bei Familie und Kindern lebten, was oftmals räumliche Probleme mit sich brachte. Von den psychologischen und physischen Auswirkungen, von Isolation, Sinnsuche und finanziellen Einbußen durch Kurzarbeit oder gar Kündigung ganz abzusehen.

Videokonferenzen als neue Meeting-Form?
Videokonferenzen als neue Meeting-Form? © Ginkgo | Unbekannt

Vor- und Nachteile von Home Office und Remote Work

Erstmal vorweg: Der grundsätzliche Unterschied zwischen Home Office und Remote Work liegt darin, dass Arbeitnehmer bei Remote Work noch weniger in den Büroalltag eingebunden sind. Remote Work bedeutet quasi das Fehlen eines physischen Arbeitsplatzes im Unternehmen. Die Arbeit kann von überall aus durchgeführt werden. Ein klarer Vorteil beider neuen Arbeitskonzepte liegt bis heute sicher darin, dass MitarbeiterInnen flexibel zwischen Anrufen und Sitzungen „springen“ können, ohne ihren Arbeitsplatz zu verlassen. Das ist nicht nur bequemer, sondern auch effizienter. Die Zeit zwischen den Anrufen kann so klar verkürzt und die Anzahl der Anrufe und Sitzungen pro Tag erhöht werden. Dies beschränkt sich nicht nur auf ihre Arbeitszeit, sondern betrifft auch die Koordination privater Termine.

Auf der Strecke bleiben hingegen sicher die Interaktion zwischen MitarbeiterInnen untereinander sowie mit Vorgesetzten. Keine Video-Konferenz, kein Telefonat kann den persönlichen, auch emotionalen Austausch im Büro ersetzen. Vorgesetzte mussten die Art und Weise, wie sie mit ihren MitarbeiterInnen umgehen und auf dem Laufenden bleiben, in den vergangenen zwei Jahren anpassen, um authentische Rückkopplungen zu erhalten. Für viele ManagerInnen war es jedoch anfangs schwierig, den Finger am Puls des Unternehmens zu behalten, da es – im Grunde bis heute – keine klaren Regeln und Methoden für den Erhalt von Updates und Informationen gibt. Doch immer mehr Unternehmen, darunter auch Ginkgo Management Consulting, ermöglichen ihren Angestellten auch in Zukunft flexible Arbeitsmodelle von verschiedenen Standorten aus und sind somit in der neuen Normalität angekommen.

Exkurs China: New Work im Reich der Mitte – Business Metropole Shanghai

Ein Blick nach China offenbart ein ganz anders Bild. Das Land handelt bekanntermaßen anders bzw. in direkter Opposition zu westlichen Standards. Dort ist es nicht ungewöhnlich, dass Unternehmen und ArbeitgeberInnen in erster Linie die Arbeit im Büro bevorzugen und Home Office sowie Remote Work ablehnen.

Seit Pandemiebeginn hat die Arbeit von Zuhause oder gar Fernarbeit aus dem Ausland in China zwar an Popularität gewonnen, allerdings nicht in dem Maße wie bei uns oder in anderen westlichen Ländern. Fernarbeit im Ausland war in China aufgrund der Zensur und der nicht optimalen Internetverbindungen im Ausland lange Zeit eh eine Herausforderung. Der Mangel an ausländischen MitarbeiterInnen konnte dann durch die massenhafte Einführung von Remote-Arbeitsmodellen gemildert werden, doch ist dies als Langzeitmodell eher unwahrscheinlich, so meine Prognose.

Remote Work: Die Freiheit, von überall aus zu arbeiten.
Remote Work: Die Freiheit, von überall aus zu arbeiten. © Ginkgo | Unbekannt

Keine „Neue Normalität“ in China

Die Frage, ob Unternehmen Fernarbeit auch langfristig annehmen werden, hatte auch HROne, eines der wenigen nichtstaatlichen Dienstleistungsunternehmen für ausländische Unternehmen (FESCo) in China, während des Lockdowns 2022 in seinem Shanghai-Netzwerk gestellt: Von den Befragten gaben 58 % an, dass ihr Arbeitgeber ihnen nicht erlauben würde, von zu Hause aus zu arbeiten. Nur 42 % sagten, dass Ihr Arbeitgeber mit der vollständigen Fernarbeit einverstanden sei.

Und selbst diese 42% sind nur das Ergebnis eines vorübergehenden Kompromisses seitens der chinesischen Arbeitgeber gewesen. So wurde zwar Anfang Juni 2022 der Lockdown in Shanghai beendet, doch die meisten Unternehmen verlangen weiterhin bzw. erneut eine fünf-Tage-Präsenz vor Ort. Ziel: mehr Interaktion am Arbeitsplatz. Kunden wird zudem versprochen vor Ort auf bestmöglich geschulte MitarbeiterInnen zu treffen. Der wesentliche Faktor für diese Entwicklung ist aber die chinesische Arbeits- und Vorgesetzten-Philosophie: Produktivität und Präsenz als entscheidende Kriterien für Erfolg.

Grund für das Zurückkehren zum Arbeitsmodell vor der Pandemie ist auch die Bedeutung zu zeigen, dass man arbeitet. Dafür nimmt man sogar in Kauf zum Büro zu fahren, das weit außerhalb der Stadt oder entfernt vom eigenen Wohnort liegt. „Macht ein Baum, der im Wald umfällt, ein Geräusch, wenn niemand da ist, der es hören könnte?“ In China bedeutet das: wenn nicht gesehen wird, dass Mitarbeitende tätig sind, arbeiten sie dann überhaupt? Dies gilt aus beiden Perspektiven, für die Vorgesetzten, welche die „wahrgenommene“ Produktivität sehen möchten, als auch für Mitarbeitende, die ihre Arbeitszeit zeigen wollen.

Wie wird unsere Arbeit in 5 Jahren aussehen?

Doch was kommt als Nächstes? Wie entwickelt sich die Pandemie? Wie wird das Leben und Arbeiten in West wie Fernost in Zukunft aussehen?

Ein paar Jahre des Experimentierens reichen sicher nicht aus, um hier finale Schlussfolgerungen zu ziehen. Wir sehen jedoch zumindest mit Blick auf Deutschland, dass sowohl große als auch kleine Unternehmen neue Arbeitsmodelle annehmen – von Home Office und Remote Work bis zu hybriden Konzepten, bei denen ArbeitnehmerInnen selbst entscheiden, ob sie ausschließlich in den eigenen vier Wänden arbeiten oder dies gelegentlich im Büro tun.

Gibt es überhaupt einen positiven Aspekt der Pandemie, dann, dass sie uns alle zum Experimentieren gezwungen hat.

Christian Rose, Geschäftsführer und Partner bei der international tätigen Ginkgo Management Consulting, Teil der Eraneos Group.
Christian Rose, Geschäftsführer und Partner bei der international tätigen Ginkgo Management Consulting, Teil der Eraneos Group. © Ginkgo | Unbekannt

Ich jedenfalls werde zeitnah für meinen Arbeitgeber nach China gehen, um das Land noch besser kennen zu lernen und mir selbst einen Eindruck zu verschaffen. Denn aus meiner Sicht sollten wir trotz aller Herausforderungen offenbleiben und anfangen, vom „Silicon Dragon“ zu lernen.

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