Kandidatencheck: Die drei Bewerber für das Bürgermeisteramt in Ahrensburg beantworten jeden Tag eine Frage der Abendblatt-Redaktion.
Ahrensburg Am 26. September soll in Ahrensburg ein neuer Bürgermeister gewählt werden. Jeden Tag stellen wir den drei Kandidaten Thomas Schreitmüller (von der CDU nominiert), Eckart Boege (SPD) und Christian Schubbert (Die Grünen) eine Frage. Heute: Welche Ideen haben Sie für die Nutzung des Alten Speichers am Marstall?
Thomas Schreitmüller (von der CDU nominiert):
Ich begrüße die Beschlüsse der Stadtverordneten. Im März haben sie mit 20 Ja-Stimmen und einer Enthaltung zwei Schritte beschlossen.
1. Es soll ein Interessenbekundungsverfahren geben, das heißt Betreiber können Konzepte zur Nutzung der Räumlichkeiten vorstellen. Es gibt viele Vorschläge, z.B. Gastronomie, Jugendgästehaus (Hostel), Musicalschule, Museum, Bühne/Theater, Kreativbüros, Brauerei, Galerie, Coworking-Arbeitsplätze und dergleichen. Diese Ideen halte ich für gut geeignet, den Bereich um Schloss und Marstall zu stärken. Dafür müssen wir aber eine tragfähige finanzielle Lösung finden.
Deshalb ist auch der zweite Schritt wesentlich: Für die Ideen soll eine Wirtschaftlichkeitsberechnung erstellt werden. Das heißt: Wir müssen prüfen, inwieweit sich das, was dort entstehen könnte – zum Beispiel ein Gastronomiebereich und Kulturzentrum – selbst finanzieren kann. Der 1895 erbaute ehemalige Getreidespeicher hat momentan weder einen ausreichenden Strom- und Wasseranschluss noch Sanitäreinrichtungen. Mehr als die derzeitige Nutzung ist ohne umfangreiche Investitionen nicht möglich. In Anbetracht der Finanzlage der Stadt muss sich ein Nutzungskonzept also weitgehend selbst finanzieren. Die Verschuldung der Stadt wird sich in den kommenden Jahren deutlich erhöhen, wenn alle für die Stadt beschlossenen Investitionsmaßnahmen in einer Gesamthöhe von rund 80 Millionen Euro umgesetzt werden. Politik und Verwaltung müssen also verstärkt darauf achten, mit dem vorhandenen Geld auszukommen. Wer mehr verspricht, sollte sagen, dass die städtischen Steuern und Gebühren dafür angehoben werden müssen. Der derzeitige Schuldenstand liegt noch bei 15 Millionen Euro, wird sich stark erhöhen, wenn wir die beschlossenen investiven Maßnahmen - also im Bereich Schulen und Kitas, Radwegebau, etc. - umsetzen.
Eckart Boege (SPD):
Hier gilt das Gleiche, was ich schon zum Stormarnplatz gesagt habe: Es kommt nicht so sehr auf meine Ideen an, sondern auf die Ideen der Ahrensburgerinnen und Ahrensburger – und für den Alten Speicher gibt es davon reichlich. Im Wahlkampf bin ich oft darauf angesprochen worden. Besonders gut in Erinnerung ist mir eine Ahrensburgerin, die mir sogar zwei Fotos des Marstalls überreicht hat und sich den Alten Speicher zukünftig als „kreativen Mittelpunkt“ wünscht.
Der Runde Tisch für Demokratie könnte sich dort eine Gedenk- und Bildungsstätte vorstellen, der Kinder- und Jugendbeirat hat die Idee eines Jugendgästehauses ins Spiel gebracht, andere sähen dort gerne eine besondere Gastronomie wie etwa ein Brauhaus und weitere Konzepte sehen ein Eiszeit-Museum oder eine Mischung aus Gastronomie, Kultur und Veranstaltungsräumen vor.
Als eines der wenig verbliebenen historischen Gebäude weckt der Alte Speicher die Kreativität der Ahrensburgerinnen und Ahrensburger und ist mit vielen Emotionen verbunden.
Nach meinem Verständnis hat das Gebäude allerdings auch eine gewisse Altersschwäche und ist nicht im besten Zustand. Insofern muss zunächst geklärt werden, wie es wirklich um die Bausubstanz bestellt ist.
Gerade weil ich viele der Ideen an sich hervorragend finde, sage ich es ungern: Am Ende werden wir auch darauf schauen müssen, welche Kosten auf die Stadt zukommen und was die Stadt als Ganzes wirklich davon hat. Als Bürgermeister werde ich bei diesem Thema einen guten und fairen Entscheidungsprozess sicherstellen, ohne eine präferierte Lösung im Hinterkopf zu haben.
Christian Schubbert (Die Grünen):
Der Alte Speicher verdient ein tragfähiges und zukunftsweisendes Gesamtkonzept. Es geht um ein Gebäude, das wie der Marstall und die Reithalle zu den Wirtschaftsgebäuden des Schlosses gehörte und unter Denkmalschutz steht. Nach dem Verlust des Torhauses und der Postmeisterei ist es meiner Meinung nach richtig gewesen, dieses Gebäude seitens der Stadt zu erwerben, um es einer allgemeinen Nutzung zuzuführen.
Das Bauamt kam vor zwei Jahren mit einem Teilnutzungskonzept in den Ausschuss für Bildung, Kultur und Sport, dem ich vorsitzen darf. Meiner Meinung nach ist ein Teilnutzungskonzept nicht tragfähig und kann einer guten Gesamtnutzung entgegenstehen. Deshalb geht momentan das Bauamt den Weg der Interessenbekundung. Alle, die eine Idee dazu haben, können ein passendes Konzept dazu einreichen. Auf die Ergebnisse bin ich gespannt.
Ich persönlich kann mir viele Nutzungen vorstellen: Der Marstall benötigt weitere Probenräume für kleine und große Ahrensburger Künstlerinnen und Künstler; die Galerie im Marstall hätte gern weitere Galerieräume. Der KiJuB bringt ein Jugendgästehaus ins Spiel. Ich habe auch schon die Idee eines Museums für die Stadt Ahrensburg gehört. Genauso besteht die Idee, ein Künstler-Kaufhaus ähnlich wie Koppel 66 in Hamburg zu installieren. Für alles wäre auf jeden Fall eine Gastronomie im Untergeschoss von Vorteil.
Wichtig ist dabei meiner Meinung nach Folgendes: Was passt am besten in das Gesamtensemble Schloss/Marstall? Was ergänzt am besten das bestehende Angebot? Was wäre als zusätzlicher Anziehungspunkt für Besucherinnen und Besucher geeignet? Was bedeutet am wenigsten laufende Kosten für die Stadt?
Das Konzept, das den meisten dieser Punkte gerecht wird und die Kosten mit im Blick behält, hat die besten Chancen, den Zuschlag zu bekommen.