Wieder einmal schließt ein alteingesessenes Geschäft in Hamburg. Aktuell trifft es den stadtbekannten Jeans- und Western Store Hundertmark auf St. Pauli, eine Hamburgensie mit fast 60-jähriger Geschichte. Die Erlöse, die das Inhaberinnen-Duo mit Blue Jeans und Westernstiefeln machte, reichten am Ende nicht. Schade, dann kaufen wir unsere Jeans jetzt eben woanders?
Fakt ist: Wir haben uns an das Sterben der kleinen Läden gewöhnt. Laut Handelskammer haben seit 2015 fast 50 inhabergeführte Traditionsgeschäfte geschlossen – vom Fischladen bis zum Schreibwarengeschäft. Wahrscheinlich sind es noch einige mehr. Die steigenden Mieten spielen dabei eine gewichtige Rolle. Immer wieder müssen auch die Zuwächse im Internethandel als Begründung herhalten.
Das stimmt alles. Aber es darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass oftmals die Inhaber versäumt haben, sich neuen Trends und veränderten Kundenbedürfnissen zu öffnen. Und dabei geht es nicht nur um den Aufbau eines Onlineshops. Die Menschen wollen ja einkaufen gehen, ein Erlebnis im Laden haben, beraten werden. Das zeigen Studien und auch ein Sonnabendbummel durch die City. Aber da suchen sie Geschäfte mit interessanten und vor allem greifbaren Produkten – das, was man im Internet eben nicht findet. Die bittere Wahrheit: Einzelhändler, die das nicht bieten, haben auf Dauer keine Chance.
Auf der anderen Seite: Wenn wir Hamburger künftig etwas anderes wollen als Einkaufsstraßen mit austauschbaren Filialen, müssen wir auch etwas tun. Statt nach Geiz-ist-geil-Manier das billigste Angebot online zu bestellen, lohnt es sich oft, ein paar Euro mehr im Laden auszugeben. Damit er beim nächsten Mal noch da ist. Auch das macht das Lebensgefühl einer Stadt aus.