Wentorf. Die Gemeinde Wentorf braucht dringend Kita-Plätze. Wie viel die Bäume wert sind, ist in den Reihen der Politiker umstritten.
Die Gemeinde Wentorf braucht dringend Kita-Plätze, vor allem aber hat die Politik beschlossen, dass die Offene Ganztagsschule endlich eigene Räume bekommen soll. Der Plan ist, dafür das Gebäude der Kita Lütte Lüüd auf dem Grundschulgelände aufzustocken. Nach politscher Beschlusslage sollen die Kleinen während der Bauphase andernorts untergebracht werden. Nur: wo? Den Vorschlag der Verwaltung, gleich eine neue Kita auf dem Spielplatz Petersilienberg zu errichten, haben die Politiker mehrheitlich verworfen. Stattdessen haben sie die Verwaltung beauftragt, einen neuen Standort zu finden. Das Ergebnis wird nun am Donnerstag dem Planungs- und Umweltausschuss vorgestellt: Der Schulwald zwischen Grundschule, Kita-Gebäude und Gemeinschaftsschule könnte einem Neubau weichen.
„Aus rechtlicher Sicht könnte dieses Grundstück grundsätzlich bebaut werden, und die nötige Fläche von 3000 Quadratmetern ist ebenfalls gegeben“, sagt Bürgermeister Dirk Petersen. „Das haben wir geprüft.“
Wentorfs Schulwald ist als Wald eingestuft
Denn das Areal sei als Sondergebiet „Schule“ ausgewiesen und liege außerhalb eines Bebauungsplanes. Dafür müsste allerdings der Schulwald gefällt werden. Da dieser als Wald eingestuft ist, wäre für die Fällung eine Umwandlungsgenehmigung der unteren Forstbehörde erforderlich. Um dafür Planungssicherheit zu bekommen, wären bereits Vorplanungen für die Kita erforderlich, außerdem ein artenschutzrechtliches Gutachten eines Planungsbüros sowie Ausgleichspflanzungen oder -zahlungen. Die Verwaltung schätzt die Kosten dafür auf mindestens 100.000 Euro. Gleichzeitig müsste bei der unteren Bauaufsicht auch eine Bauvoranfrage gestellt werden. Die untere Forstbehörde habe vor Ort bereits mündlich ihre Zustimmung zur Waldumwandlung signalisiert, vorausgesetzt, die untere Naturschutzbehörde sei einverstanden. Bei dieser Behörde laufe gerade noch eine Vorabanfrage. Der Weg Zwischen den Schulen, eine wichtige Fuß- und Radwegeverbindung, soll erhalten bleiben.
Dies erscheint den Grünen für eine Übergangslösung als zu aufwendig. „Wenn man gar keinen anderen Standort hätte, könnte man das machen“, sagt Torsten Dreyer, einer der Fraktionschefs der Grünen und Vorsitzender des Planungs- und Umweltausschusses. „Aber erst einmal möchte ich doch wissen: Reden wir eigentlich von vier Wochen oder von vier Monaten Bauzeit, die wir überbrücken wollen?“ Schließlich wolle man das Lütte-Lüüd-Gebäude aufstocken, damit die Kinder wieder an ihren Stammplatz zurückkehren können. „Dafür wollen wir keinen Wald abholzen und dort auf dem Handtuch eine Kita draufquetschen“, erklärt er. Wenn es sich wirklich nur um Wochen drehe, könne er sich auch Wildnis-Wochen als einen Übergang vorstellen oder beispielsweise eine Betreuung im Prisma ergänzt durch Container. „Es gibt bereits vollständig eingerichtete Kindergarten-Container. Wenn wir kreativ werden, haben wir viele Möglichkeiten“, sagt er.
Fraktion Zukunft Wentorf: Container sind keine Lösung
Simone Lummitsch von der Fraktion Zukunft Wentorf ist komplett anderer Meinung: „Container sind zurzeit nicht zu haben. Der OGS aber rennt die Zeit davon, und die Kinder leiden darunter. Denn auch künftig wird die Grundschule mehr Kinder aufnehmen, und entsprechend werden mehr die Ganztagsbetreuung beanspruchen.“ Der Pausenhof sei ohnehin schon zu klein. „Wir haben in der bisherigen Beschlusslage einige Fehlerstellen“, stellt sie fest. „Es würde mehr Sinn machen, das aufgestockte Gebäude ganz der OGS zu überlassen und für die Kita ein neues zu errichten. Der Schulwald wäre charmant, weil er in der Nähe des jetzigen Standortes liegt.“ Dafür müsste man zwar das Gehölz opfern, doch dieses sei kein hochwertiger Wald. Die FDP sieht das ähnlich. „Wir haben uns das Gelände vor Ort angeschaut und sind der Ansicht, es wäre das richtige für eine Kita“, sagt Ralf Flachmann, als bürgerliches Mitglied der FDP im Ausschuss. „Uns ist bewusst, dass dafür ein Wald abgeholzt werden müsste, aber wir müssen abwägen, was uns wichtig ist.“ Dennoch müsse man sich Gedanken über die Bauzeit machen.
Anwohner wollen den Schulwald unbedingt behalten
Bürgervorsteher Lutz Helmrich will das Gelände für eine Erweiterung der Gemeinschaftsschule freihalten. „Ich habe dem Antrag nur zugestimmt, weil ich wissen wollte, ob das Grundstück bebaubar ist.“ Laut CDU soll dort keine neue Kita gebaut werden. „Wir bauen schon eine neue Kita am Sachsenring, das reicht“, erklärt er.
Die Anwohner, die diese Redaktion am Montag vor Ort befragt hat, wollten den Schulwald durchweg behalten. Es gebe ohnehin zu wenig Grün dort, und außerdem sei er ein beliebtes Spielgelände für die Fünft- und Sechstklässler.