HEW-Schule steht für den Umgang mit dem Bau-Erbe.

Bramfeld zählt nicht unbedingt zu den Orten, die Stadtentwickler bewegen, Denkmalschützer begeistern oder Architekturdebatten auslösen. Das aber könnte nun anders werden: Denn ausgerechnet in dem traditionsreichen Dorf, das von der Stadt Hamburg förmlich eingeschlossen wurde, entscheidet sich eine zentrale Frage für das Gelingen von Stadt: Welchen Wert hat das Gewachsene in Zeiten des Wohnungsmangels? Und: Steht der Bau neuer Wohnungen über allem?

Das HEW-Schulungszentrum des Hamburger Architekten Volkwin Marg in Bramfeld aus den 80er-Jahren ist ein gefeierter Ökobau. Da er aber zu jung war, um auf den Radarschirmen der Denkmalschützer zu erscheinen, soll er nun abgerissen werden. Lange fiel das niemandem auf – auch das gehört zur Wahrheit: Das Grundstück hat Vattenfall längst verkauft, der Architektenwettbewerb ist gelaufen. An seine Stelle wollen die Projektentwickler Quantum und Evoreal Wohnungen errichten. Auch die Tatsache, dass die Stadt nun für zwei Milliarden Euro 39 Schulen neu errichten will, kann den gut erhaltenen Bildungsbau offenbar nicht retten: An dieser Stelle, so die Schulbehörde, werde keine Schule benötigt.

In Kürze will der Oberbaudirektor über die Gestaltung der Magistralen im Rahmen eines großen Bauforums diskutieren – die Bramfelder Chaussee gehört dazu. An den Ausfallstraßen der Stadt sind viele geschichtslose Zweckbauten und gesichtslose Bausünden aneinandergereiht. Diese Straßen wieder zu urbanen Magistralen zu machen ist schwierig genug. Unerreichbar wird das Ziel, wenn an diesen Magistralen die wenigen Denkmäler geschleift werden.

Die Stadt wäre gut beraten, über die Zukunft des HEW-Schulungszentrums noch einmal in Ruhe nachzudenken, bevor Abrissbagger Fakten schaffen.