Bad Oldesloe. Polizeidirektion Ratzeburg präsentiert Kriminalstatistik für das Jahr 2020. Ahrensburg und Bad Oldesloe verzeichnen die meisten Fälle.
Im vergangenen Jahr wurden im Kreis Stormarn 12.406 Straftaten statistisch erfasst. Das sind 818 weniger als 2019 und entspricht einem Rückgang um 6,2 Prozentpunkte. „Die polizeilichen Ermittlungen haben 2020 zur Aufklärung von insgesamt 6445 Taten geführt. Damit erhöhte sich die Aufklärungsquote im Vergleich zu 2019 um fünf Prozentpunkte. Sie liegt jetzt bei 52 Prozent und damit deutlich über dem Vorjahresniveau, als 6212 Taten aufgeklärt werden konnten“, zog Polizeioberrätin Stefanie Bluhm ein erfreuliches Resümee bei der Präsentation der polizeilichen Kriminalstatistik für 2020.
Die meisten Straftaten im Vergleich aller Städte im Bereich der Polizeidirektion Ratzeburg wurden erneut in Ahrensburg registriert. Hier gingen die Zahlen im Vergleich zu 2019 zwar um 153 Taten von 2296 auf 2143, ein Minus von 6,7 Prozent, in fast allen Deliktsbereichen zurück, lagen aber weiter deutlich über denen in Bad Oldesloe (1813) und Reinbek (1229).
Die meisten Straftaten waren Diebstähle
Die Kreisstadt verzeichnet den deutlichsten Rückgang, nämlich um 461 Straftaten. Hier gingen vor allem die Diebstähle (438 Fälle weniger) um 42,5 Prozent und Sachbeschädigungen (minus 51 Fälle) um 21,9 Prozent zurück. Kreisweit entfielen mit 4428 die mit Abstand meisten Straftaten erneut auf Diebstähle aller Art, ein Anteil an der Gesamtkriminalität von 35,7 Prozent. Allerdings konnte im Vergleich zu 2019 ein Rückgang um 913 Delikte verzeichnet werden, ein Minus von 17,1 Prozent. Die Aufklärungsrate hat sich hingegen nur leicht verbessert, und zwar von 22,1 auf 23,6 Prozent.
Im Vergleich der Deliktgruppen rangierte die Straßenkriminalität mit 2854 Fällen auf Platz 2, gefolgt von Vermögens- und Fälschungsdelikten (2472) sowie Rohheitsfällen (1724). Die höchsten Zuwachsraten entfielen mit einem Plus von 19,1 Prozent auf Waren- und Warenkreditbetrug, gefolgt von Raub (18,0), Fällen von sexuellen Übergriffen (14,3) und sexueller Belästigung (13,6).
33,5 Prozent weniger Wohnungseinbrüche
Die deutlichsten Rückgänge bei den Deliktzahlen entfielen mit einem Minus von 37,3 Prozent auf Nachstellungen und Stalking, gefolgt von Wohnungseinbruchsdiebstählen (-33,5), Diebstahl aus Wohnräumen (-29,9), Diebstahl mit erschwerenden Umständen (-29,3) sowie Brandstiftungen (-25,0).
Wie 2019 kam es auch 2020 zu insgesamt vier Straftaten gegen das Leben, die alle aufgeklärt worden sind. Drei Taten wurden als Totschlag erfasst, eine Tat als fahrlässige Tötung. Leicht rückläufig sind im Jahresvergleich indes die registrierten Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung. Waren es 2019 noch 156, so sank die Zahl 2020 auf 151. „Hier finden sich leichte Rückgänge im Bereich des sexuellen Missbrauchs von Kindern und des Verbreitens pornografischer Schriften“, so Stefanie Bluhm.
Deutlich mehr Rauschgiftdelikte erfasst
Die Rohheitsdelikte sind um 35 Taten auf 1724 Delikte zurückgegangen, die Raubdelikte mit 72 Delikten hingegen um elf Taten angestiegen. Bei den Körperverletzungen gab es einen Rückgang um 51 Fälle auf insgesamt 1147 Delikte. Der Anteil der Gewaltdelikte an der Gesamtkriminalität betrug 2020 in Stormarn 2,5 Prozent.
Weiter gestiegen ist die Zahl der statistisch erfassten Rauschgiftdelikte. Im Vergleich zu 2019 wurden 72 Fälle mehr registriert, insgesamt waren es 729 und damit ein Plus von elf Prozent. Der Anstieg ist im Wesentlichen auf eine Zunahme im Bereich der Konsumentendelikte zurückzuführen, hier gab es ein Plus von 68 Fällen (11,7 Prozent). Der Anteil der Konsumentendelikte liegt damit bei 89,2 Prozent (650 Taten). Der Anteil an Fällen im Zusammenhang mit Cannabis betrug 71,4 Prozent (464 Taten). Hier vermeldet die Polizeidirektion Ratzeburg eine „konstant hohe“ Aufklärungsquote, die für 2020 mit 94,8 Prozent angegeben wurde.
Fast 80 Prozent der Tatverdächtigen sind männlich
Von den 5317 im vergangenen Jahr im Kreis ermittelten Tatverdächtigen waren 79,5 Prozent männlich, 71,8 Prozent deutsch und 10,2 Prozent Zuwanderer, ein leichter Anstieg um zwei Prozent. 46,4 Prozent wohnten am Tatort, 41,4 Prozent waren zuvor schon polizeibekannt, 8,6 Prozent Konsumenten harter Drogen und 10,4 Prozent handelten unter Alkoholeinfluss.
Von den 1501 Straftaten nichtdeutscher Tatverdächtige entfielen 387 auf Diebstähle, 295 auf Körperverletzungen und 208 auf Ladendiebstähle. Den höchsten Zuwachs an Fällen im Vergleich zu 2019 gab es mit einem Plus von 36 Fällen bei Diebstählen, gefolgt von Körperverletzungen (plus 22).
Die Jugendkriminalität hat weiter zugenommen
1045 aller Tatverdächtigen waren 2020 unter 21 Jahren alt, 35 mehr als im Jahr davor. Die Zahl der ermittelten Heranwachsenden stieg um 5 auf 463, die Zahl der ermittelten Jugendlichen um 47 auf 474. Die Zahl der ermittelten Kinder sank hingegen um 17 auf 108. Der prozentuale Anteil an der Gesamtzahl aller Tatverdächtigen betrug 19,7 Prozent.
Kinder, Jugendliche und Heranwachsende sind unterdessen nicht nur als Tatverdächtige, sondern auch als Opfer überrepräsentiert. Von allen erfassten 2286 Opfern waren 144 und damit 6,3 Prozent Kinder, 198 und damit 8,7 Prozent Jugendliche, sowie 199 und damit 8,7 Prozent Heranwachsende. Somit entfielen 23,7 Prozent der Opfer auf Personen unter 21 Jahren. Die Bevölkerungsgruppe ab 60 Jahren machte 7,8 Prozent aller erfassten Opfer aus. „Eine besondere Gefährdung der Senioren kann daher statistisch nicht festgestellt werden“, so Stefanie Bluhm. 876 und damit 38,3 Prozent der erfassten Opfer waren weiblich. 29 Polizeibeamte sind während ihres Dienstes 2020 verletzt worden.