Ammersbek. Auf dem Gelände der finanziell klammen Kirchengemeinde werden Wohnungen gebaut, um den Verkauf des Gotteshauses zu verhindern

Die finanzielle Lage der knapp 1600 Mitglieder zählenden Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Hoisbüttel wird immer prekärer. Das Gemeindeleben ist gefährdet, seit die Synode des Kirchenkreises Hamburg-Ost im April 2016 beschloss, innerhalb von zehn Jahren die Zahl ihrer Standorte und Gebäudeensembles um ein Drittel zu reduzieren.

Die Gemeinde im Ammersbeker Ortsteil Hoisbüttel wäre davon betroffen, weil ihre Kirche als sogenanntes C-Gebäude eingestuft wurde und keine Zuschüsse mehr aus dem Bau-Fonds des Kirchenkreises bekommen wird. Die Kirchengemeinde müsste den Unterhalt der Gebäude aus eigener Kraft finanzieren, wird das aber nicht leisten können. Die Konsequenzen wären Entwidmung der Kirche und Verkauf der Gebäude.

Ausgaben der Kirchengemeinde sind höher als die Einnahmen.

„Derzeit bezieht die kleine Gemeinde Einnahmen aus zwei Positionen, den Kirchensteuerzuweisungen sowie Spenden und Kollekten“, sagt Thomas Hintze, Mitglied im Kirchengemeinderat. „Die Kosten sind höher als die Einnahmen und weitere nennenswerte Einsparungen nicht mehr möglich.“ Aufgrund rückläufiger Kirchensteuern werde sich die Situation weiter verschlechtern.

Die Lösung: Mit der Errichtung eines neuen sozialen Quartiers auf dem Gelände der Kirche soll das drohende Aus abgewendet und der Fortbestand der Kirchengemeinde gesichert werden. „Wir schaffen Wohnraum und haben dafür einen Plan entwickelt, bei dem der Charakter des Quartiers erhalten bleibt“, sagt Pastor Ralf Weisswange. „Gemeinsam mit einem sozialen Partner, wie wir ihn nun endlich mit der Kirchenpark an der Lottbek GmbH gefunden haben, retten wir die Kirche vor dem Abriss und erhalten das Gemeindeleben.“ Mit einer geringen, aber notwendigen, neuen Bebauung entstünden so nicht nur dringend benötigter bezahlbarer Wohnraum, sondern auch neue Räume zur Nutzung durch alle Ammersbeker.

Die Pläne sind nicht neu, wurden nach Kritik von Politikern und Anwohnern aber überarbeitet

Die Pläne sind nicht ganz neu, wurden jetzt aber überarbeitet. In der aktuellen Version soll die Bebauung insgesamt kleiner, niedriger und weiter weg von den Grundstücksgrenzen erfolgen. „Dies haben sich ja viele Anwohnerinnen und Anwohner bereits gewünscht“, so Weisswange. Das aktuelle Kirchenschiff bleibt laut Planungen wie bisher bestehen. Die Kirchenpark an der Lottbek GmbH möchte auf dem Gelände zwischen zwölf und 15 Wohnungen bauen, von denen drei die Kirchengemeinde bekommt. Aus den Mieteinnahmen der Wohnungen soll der nötige Finanzbedarf gedeckt werden.

„Die Lebensqualität rund um den Kirchenpark wird dank der Angebote für Jung und Alt erheblich steigen“, sagt Mike Hemmerich, Geschäftsführer der Kirchenpark an der Lottbek GmbH. „Bisherige kirchliche und soziale Aktivitäten können fortgeführt und sogar deutlich ausgebaut werden.“

Es werden nur Mietwohnungen gebaut

Auch zu den angrenzenden Grünflächen werde nicht nur ausreichend Abstand gehalten, sondern die neue Bebauung öffne sich sogar zu diesen hin, sodass mehr Grünfläche entstehe, die öffentlich nutzbar sei. „Es bleibt Mietwohnungsbau und es entstehen keine Eigentumswohnungen“, betont Hemmerich.

Die Räume der Kirchengemeinde sollen zukünftig allen Ammersbekerinnen und Ammersbekern für soziale und gesellschaftliche Aktivitäten offenstehen. Derzeit werden sie auch vom Ammersbeker Kulturkreis, Bürgerverein, Freundeskreis für Flüchtlinge und der Schiffszimmer-Genossenschaft genutzt. Zudem soll der Kirchenpark an der Lottbek CO2-neutral und so umweltverträglich und klimafreundlich wie möglich errichtet werden.

Bürgermeister lobt das veränderte Konzept

Horst Ansén, Bürgermeister der Gemeinde Ammersbek, sagt: „Ich begrüße sehr, dass die neuen Pläne die Kritik der Politik an den alten Plänen aufgenommen haben und ein deutlich verändertes, besseres Konzept vorgelegt wurde.“ Der Entwurf biete die Chance, die unterschiedlichen Interessen unter einen Hut zu bekommen, so Ansén. „Vor Ort habe ich viel Zustimmung wahrgenommen, aber – insbesondere von unmittelbar betroffenen Nachbarn – auch deutliche Kritik. Die Anwohnerinitiative wird das Angebot der Beteiligung nutzen.“

In einem Workshop-Verfahren im September dieses Jahres soll Anwohnern und Vertretern unterschiedlicher Interessengemeinschaften die Möglichkeit gegeben werden, das neue Quartier aktiv mitzugestalten sowie Vorschläge und Wünsche einzubringen. Das Ziel dabei sei, die Kirche zu retten und sie zukunftssicher zu machen.

Pastor: „Wir wollen die Kirche retten und zukunftssicher machen“

„Wenn alles gut läuft, rechne ich mit einem Jahr für die Planungen und 24 Monaten für die Bauzeit der Wohnungen“, so Hemmerich.

„Wir freuen uns, einen Partner gefunden zu haben, der unser Interesse am Erhalt der Gemeinde und der Entwicklung eines sozialen Quartiers teilt“, sagt Pastor Weisswange. „So machen wir die Kirchengemeinde zukünftig finanziell unabhängig. Wenn wir jetzt nicht handeln, kann dies im schlechtesten Fall den Abriss der Kirchengebäude und das Aus des Gemeindelebens bedeuten.“

„Es muss möglich sein, über den skizzierten Weg die Kirchengemeinde in Lottbek dauerhaft zu sichern“, sagt Bürgermeister Ansén. Er sei zuversichtlich hinsichtlich des Kirchenparks an der Lottbek. Für das Projekt wäre, unabhängig von der genauen Ausgestaltung der Bebauung, eine Änderung des Bebauungsplans erforderlich.

Weitere Informationen:: www.kirchenpark-an-der-lottbek.de