Hamburg. Der Austritt aus der Kirche im Internet ist bequem – aber auch gut? Diese Frage stellt sich Abendblatt-Redakteur Edgar S. Hasse.

„Jesus hat das Reich Gottes verkündet, gekommen aber ist die Kirche“, sagte einmal der französische Theologe Alfred Loisy. Jahrhundertelang verteidigten die katholische und die evangelische Kirche erfolgreich ihre Privilegien. Bischöfe werden, je nach Bundesland, bis heute vom Staat bezahlt, sehr viele Mitarbeiter stehen im Beamtenverhältnis, Kirchensteuern werden über das Finanzamt eingezogen. Selbst die Kirchenaustritte übernimmt der Staat mit den Standesämtern. Austrittswillige müssen dafür sogar Geld bezahlen. In Hamburg sind es 31 Euro.

Damit muss endlich Schluss sein. Eine Institution, die so sehr an Vertrauen verliert wie gerade die römisch-katholische Kirche, sollte sich lieber das Bußgewand anziehen. Auch in den evangelischen Landeskirchen und in der EKD bestimmen komfortabel abgesicherte Religionsbeamte den Kurs der Institution. Ihr Handeln zielt meist auf den Erhalt des Systems – und nicht auf grundlegende Reformen des Staatskirchenrechts.

In Hamburg ist der Kirchenaustritt bald vielleicht online möglich

Doch der Veränderungsdruck kommt nun von den enttäuschten Mitgliedern, die den beiden sogenannten Volkskirchen in Scharen davonlaufen. Und er kommt von der Digitalisierung der Gesellschaft. Technisch betrachtet, sind Kirchenaustritte per Mausklick längst machbar. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die Voraussetzungen in den Verwaltungen geschaffen und die entsprechenden Gesetze geändert sind. Weil die Kirchen an Einfluss verlieren, werden ihre Lobbyisten diese Entwicklung kaum mehr stoppen können.

Daher dürfte es den Kirchenaustritt per Onlineformular eines Tages geben. Wer sich den Abschied von dieser Institution dann allerdings so leicht macht, sollte wissen: Gott lässt sich nicht wegklicken. Er bleibt. Genauso wie die Frage der Menschen nach ihm.