Wentorf. Die Wentorfer Filiale von E-Motion ist im Norden Spitzenreiter. Was sie von Kunden im Süden Deutschlands unterscheidet.

Der Trend zum Fahrrad ist ungebrochen. Doch immer mehr Zweiradfahrer sind elektrisch unterwegs. So kletterte im vergangenen Jahr laut Fachverband ZIV der Anteil an E-Bikes an den verkauften Zweirädern auf 43 Prozent – ein neuer Rekord.

Ein Boom, der seit Jahren anhält und den auch das Wentorfer Unternehmen E-Motion am Südring von Anfang an miterlebt hat. 2013 eröffnete der Wohltorfer Unternehmer Michael Struck im Wentorfer Gewerbegebiet seine erste Filiale für Räder mit E-Antrieb. „Wir waren Pioniere im Norden“, sagt Filialleiter Frank Christmann.

„Gerade Corona hat uns noch einmal einen Riesenboom beschert“

Das Team des gelernten Kfz- und Zweiradmechanikers bestand da gerade mal aus zwei weiteren Leuten, die pro Jahr rund 100 Räder verkauften. Mittlerweile arbeiten hier 16 in der Werkstatt, im Verkauf und im Büro und verkaufen zehnmal so viele Räder. „Gerade Corona hat uns noch einmal einen Riesenboom beschert“, sagt Christmann. Die Filiale ist damit im E-Motion-Netz im norddeutschen Raum Spitzenreiter. Auch deshalb hat das Geschäft seine Verkaufsfläche um das dreifache auf mittlerweile 500 Quadratmeter erweitert.

Während vor acht Jahren der Kunde maximal 2000 Euro für sein neues Pedelec ausgegeben hat, bezahlt er heute mindestens das doppelte. Nach oben sind fast keine Grenzen gesetzt. „Die Räder sind in Qualität und Sicherheit auch besser geworden“, sagt Christmann. Auch die Reichweite der Akkus ist mit bis zu 120 Kilometern mittlerweile doppelt so groß. „Bei langen Tagestouren, wie ich sie mache, ist das nicht ganz unwichtig“, sagt der Zweiradfan, der selbst gern E-Bike-Reisen unternimmt und ab 2023 Workshops dazu anbieten will.

Kunde soll nicht länger als zwei Wochen auf sein neues E-Pedelec warten

Lange Lieferzeiten, die derzeit Zweiradhändlern das Leben schwer machen – betreffen auch die E-Bike-Branche, „auch wenn es bei uns nicht ganz so dramatisch ist“, sagt Christmann. Weil die Gewinnmargen bei den Pedelecs höher sind, werden die eben zuerst gebaut. 13 verschiedene Hersteller aus Deutschland und Asien hat E-Motion im Programm und bemüht sich, dass „der Kunde nicht länger als zwei Wochen auf sein neues E-Pedelec warten muss“, sagt Christmann.

Die Wentorfer profitieren dabei vom großen Netz der E-Motion-Kette mit bundesweit etwa 80 Filialen, die sich gegenseitig aushelfen. „Allerdings werden wir Räder mit Leerlauf, wie sie im Süden gern gekauft werden, hier im Norden nicht los. Hier wollen die Käufer Rücktritt“, weiß Christmann. Woher die Vorliebe kommt, kann er nicht sagen.

Fahrradleasing spielt eine immer größere Rolle

Doch nicht allen seinen Kunden empfiehlt der ausgebildete Therapieberater ein E-Pedelec. „Bei Menschen mit Gleichgewichtsstörungen rate ich auch mal davon ab und zeige stattdessen ein Sesseldreirad.“ Die sind trotz des aufgerufenen Preises von 5700 Euro immer mehr nachgefragt, zulassungsfrei und im Alter eine gute Möglichkeit, unabhängig und mobil zu sein. Nutzer dürfen damit auf dem Radweg und der Straße fahren.

Die Kunden kommen aus einem rund 30 Kilometer großen Einzugsgebiet. Einen Großteil der verkauften E-Räder zahlen sie auf einen Schlag. Doch Fahrradleasing, das immer mehr Arbeitgeber ihren Beschäftigten ermöglichen, spielt eine immer größere Rolle. „Rund 40 Prozent unserer Räder werden über drei Jahre geleast“, sagt Christmann.