Grossshansdorf. Freiwillige bauten Unterkünfte für Geflüchtete aus. Bürgermeister Voß lobt die große Hilfsbereitschaft seiner Bürger.
Die Betten sind frisch bezogen, auf den Kopfkissen liegen Schokoladenherzen, Zahnpasta und Duschgel stehen bereit, die Küchenschränke sind voll mit Geschirr, das die Ehrenamtlichen von Freunden und Bekannten zusammengesammelt haben. Drei Unterkünfte in Großhansdorf haben tatkräftige Helfer kurzfristig renoviert und ausgestattet, damit dort von nun an Geflüchtete aus der Ukraine leben können. Das Projekt zeigt, dass Großhansdorf zusammenhält, wenn es darum geht, schnell Hilfe zu leisten.
„Als klar war, dass die Gemeinde für viele Familien und Menschen aus der Ukraine ein neues Zuhause wird, habe ich kurzfristig um Hilfe aus der Bevölkerung gebeten“, so Bürgermeister Janhinnerk Voß. Er ist begeistert von der überwältigen Hilfsbereitschaft seiner Bürger. „Ich habe kein einziges Nein gehört.“ Mit viel Liebe zum Detail haben die Ehrenamtlichen tatkräftig mit angepackt. Voß: „Das hätte die Gemeinde ohne Hilfe nicht geschafft.“
Es kamen mehr Geflüchtete nach Großhansdorf als 2015
Denn infolge des Ukrainekrieges sind mehr Menschen nach Großhansdorf gekommen als im Zuge der Flüchtlingskrise 2015. Die Gemeinde möchte helfen – doch die Kapazitäten sind begrenzt. Auch von Hamburg aus suchen Geflüchtete Schutz, doch die muss der Bürgermeister abweisen. Voß: „Wir nehmen nur Geflüchtete auf, die einen Bezug zu Großhansdorf haben.“
Umso besser, dass durch die Hilfe der Bevölkerung nun noch ein paar mehr Menschen in der Waldgemeinde unterkommen können. Eine der Immobilien – ein Haus aus den 1970er-Jahren – gehört einer Privatperson, die es als Unterkunft bereitstellt. Dort haben Horst Kruse, Christopher Kramer und weitere Helfer vom Lions Club Großhansdorf ganze Arbeit geleistet, um das Haus wieder bewohnbar zu machen. Alles wurde sauber gemacht, vieles musste besorgt werden. „Das war gar nicht so einfach“, sagt Christopher Kramer. Zum Beispiel Etagenbetten seien momentan Mangelware. „Da habe ich eine ganze Woche telefoniert“, erzählt das Lions-Club-Mitglied.
Helfer griffen für Renovierung auch in die eigene Tasche
Gemeinsam mit seinen Kollegen hat er das Haus umgebaut, aufgeräumt, eine neue Heizung installieren lassen und alles beschafft, was man im Haushalt so braucht. 14 Gäste haben hier nun Platz. Die Kosten für Heizung, Möbel und Co. trägt die Gemeinde. Aber: „In dieser Sache zu helfen liegt uns sehr am Herzen“, so Horst Kruse. „Da haben einige von uns auch in die eigene Tasche gegriffen und etwas dazugegeben.“
Eine weitere Unterkunft befindet sich in der ehemaligen Sportvereinsgaststätte „Sporti“ am Kortenkamp. Viele freiwillige Großhansdorfer waren am Ausbau beteiligt. „Großhansdorf ist ein Dorf, jeder kennt jeden“, sagt eine Helferin, die anonym bleiben möchte. Bürgermeister Voß habe sie angesprochen und um Hilfe gebeten. Sie willigte sofort ein, hatte in der Vergangenheit bereits beim Ausbau anderer Flüchtlingsunterkünfte geholfen. „Ich habe gesagt: Na klar, das machen wir, und habe ein paar Freunde zusammengesammelt“, sagt sie. Gemeinsam mit sechs Helfern wurde das Objekt für ukrainische Geflüchtete bewohnbar gemacht. Es wird nicht mehr als Gaststätte genutzt und soll als Übergangslösung fungieren. Es wurden Zwischenstellwände aufgebaut, Gardinen genäht, Kochplatten besorgt und Herde angeschlossen, Betten, Schränke, Bettwäsche und Handtücher besorgt. „Es hat viel Spaß gemacht“, sagt die Helferin. Sie sei gerne bereit, ihre Freizeit für den gute Zweck zu opfern: „Wenn ich etwas beitragen kann, mache ich das gerne.“
Auch Eltern und Schüler packten tatkräftig mit an
Bereits bewohnt ist ein weiteres Objekt in Großhansdorf. Jessica Pitsch, Vorsitzende des Schulelternbeirats vom Emil-von-Behring-Gymnasium, wurde vom Bürgermeister um Hilfe gebeten. Sofort trommelte sie Eltern zusammen. Unter anderem Lydia Schön und Peer Böhme waren an den Arbeiten beteiligt. Etwa 16 Väter und Mütter sowie Schülerinnen und Schüler packten mit an.
„Wir haben um Spenden gebeten und unter anderem zwei kostenlose Küchen bekommen“, sagt Pitsch. Es wurde geputzt und geschleppt, 15 Schlafplätze hergerichtet. In sechs Tagen musste alles fertig sein. „Am letzten Tag sind wir im Galopp durchs Haus gelaufen“, sagt Pitsch. Aber: „Es hat großen Spaß gemacht, zu helfen“, sagen die Eltern. Böhme freut sich, wie gut alles geklappt hat: „Es ist überwältigend, wie viele Menschen bereit sind, konkret und schnell zu helfen“, sagt er.
Dass sich die Mühe gelohnt hat, wird deutlich, wenn man in die Gesichter der Ukrainerinnen und Ukrainer blickt, die nun in Großhansdorf ein neues Zuhause gefunden haben. Alina und ihre Familie aus Donbass leben seit einigen Wochen in einem der Häuser. „Es ist sehr schön hier zu sein“, sagt Alina. „Wir sind sehr dankbar für die Hilfe.“