Grosshansdorf. Der 75.Jährige blickt auf elf Jahre als Bürgervorsteher zurück. Künftig möchte er mehr Zeit auf seinem Segelboot verbringen.

Jens Heinrich ist jemand, den man ohne Zweifel als Urgestein in der Großhansdorfer Kommunalpolitik bezeichnen kann. Seit 23 Jahren gehört der heute 75-Jährige der Gemeindevertretung in der Waldgemeinde an. Mitglied im Finanzausschuss, im Hauptausschuss, Vorsitzender des Bau- und Umweltausschusses, stellvertretender Bürgermeister, Bürgervorsteher – die Liste der Ämter, die Heinrich in dieser Zeit innehatte, ist lang.

Letzteres hat der Großhansdorfer nun nach elf Jahren abgegeben. Zu Beginn der Sitzung der Gemeindevertretung in der vergangenen Woche erklärte Heinrich seinen Rückzug. Der Kommunalpolitik möchte er dennoch treu bleiben.

„Nun ist es an der Zeit, den Staffelstab weiterzureichen“

„Ich war jetzt mehr als zehn Jahre Bürgervorsteher, nun ist es Zeit, den Staffelstab weiterzureichen“, sagt Heinrich. Er sei in einem Alter, in dem er wieder mehr Freizeit haben wolle. „Das Amt des Bürgervorstehers auszuüben, war mir eine Ehre“, sagt der 75-Jährige. „Aber die restlichen Jahre möchte ich nicht zu viele Abende mit Sitzungen oder Terminen verbringen, sondern freue mich darauf, einfach mal häufiger mit meiner Frau auf der Terrasse zu sitzen.“ Seine Partei, die CDU, sei derzeit ohnehin dabei, sich personell zu verjüngen. „Und das ist auch richtig so.“

Henrich lebt seit 65 Jahren in Großhansdorf

Seit mittlerweile 65 Jahren lebt Jens Heinrich in Großhansdorf, kennt die Waldgemeinde wie seine Westentasche. „Ich war zehn oder elf, als meine Eltern mit mir 1956 von Hamburg hierher gezogen sind“, erzählt er. Sein Vater führt damals einen Verlag. „Wir verlegten Schuldnerlisten im Auftrag der Handelskammern“, sagt der 75-Jährige. Jens Heinrich besucht die Grundschule Wöhrendamm, beendet die damalige Volksschule mit der Mittleren Reife.

In der Schule lernt er seine spätere Ehefrau Elke kennen, über die er sagt, sie sei während seiner kommunalpolitischen Laufbahn „meine wichtigste Ratgeberin“ gewesen. Nach dem Abschluss steigt er in das elterliche Unternehmen ein, macht eine Lehre zum Verlagskaufmann. Später absolviert er eine zweite Ausbildung zum Offset-Vervielfältiger und baut eine Druckerei auf, die er bis zum Renteneintritt führt.

Der langjährige Bürgervorsteher Uwe Eichelberg brachte ihn zur Politik

In die Kommunalpolitik kommt Heinrich durch seinen Sohn. Er freundet sich mit den Kindern der damaligen CDU-Gemeindevertreterin Ilse Schröder an, die mit ihrer Familie in der Nachbarschaft wohnt. „Die Jungs sind ständig mit ihren Kettcars hin- und hergefahren und so bin ich mit der Ilse ins Gespräch gekommen“, erinnert sich Heinrich. Durch sie habe er den langjährigen Bürgervorsteher Uwe Eichelberg (CDU) kennengelernt, der ihn überredet habe, sich politisch zu engagieren.

„Interessiert hat mich Kommunalpolitik schon immer“, sagt Heinrich. „Ich bin in die CDU eingetreten und habe mich für die Kommunalwahl 1998 aufstellen lassen.“ Heinrich holt ein Direktmandat, gehört seitdem ununterbrochen der Gemeindevertretung an.

Das Thema Bauen hat den heute 75-Jährigen immer besonders interessiert

Gleich nach seiner Wahl wird er Mitglied im Bau- und Umweltausschuss und bleibt es bis heute. „Das Thema Bauen war immer das, was mich besonders interessiert hat“, sagt Heinrich. Denn hier würden die Weichen für die Entwicklung Großhansdorfs gestellt. Es sei ihm nie darum gegangen, große Bauvorhaben anzuschieben, sondern den dörflichen Charakter der Waldgemeinde zu erhalten. „Die lockere Bebauung und der viele Wald machen den Charme Großhansdorfs aus“, sagt der CDU-Politiker.

Durch seine Druckerei war er im Ort immer gut vernetzt

2010 wählen Großhansdorfs Gemeindevertreter Jens Heinrich zum Bürgervorsteher, er löst seinen Parteifreund Uwe Eichelberg ab. Wieder ist es dieser, der Heinrich überredet, sein Nachfolger zu werden. „Besonders gefallen hat mir der Kontakt mit Menschen“, sagt Heinrich rückblickend über seine Zeit als Bürgervorsteher. Es habe ihm sehr geholfen, dass er auch in Großhansdorf gearbeitet habe. „Durch die Druckerei war ich gut vernetzt, viele Leute aus dem Ort kamen, um bei uns ihre Einladungskarten oder Traueranzeigen drucken zu lassen.“

Oft ist er als Vermittler gefragt gewesen

Er habe stets das Gespräch mit den Großhansdorfern gesucht. „Wenn jemand mit einem Problem zu mir kam, und das ist in dem Amt eigentlich ständig der Fall, habe ich immer versucht, mir erst vor Ort ein Bild zu machen, bevor ich mich dazu positioniere“, sagt der 75-Jährige. Oft sei er als Vermittler gefragt gewesen. „Da ging es um Dinge wie einen Herrn, der an sein Haus anbauen wollte, was zur Folge gehabt hätte, dass der Nachbar auf seiner Terrasse keine Sonne mehr hätte und Ähnliches.“

Auch gegenüber den anderen Fraktionen in der Gemeindevertretung habe er immer den Konsens gesucht. „Es gab eine Zeit, da war der Umgang miteinander nicht so spannungsfrei wie heute“, sagt er und fügt hinzu: „Ich denke, gerade in der Kommunalpolitik kann man die besten Ergebnisse für die Gemeinde erreichen, wenn man konstruktiv zusammenarbeitet.“ Wenn sich einmal Fronten aufgebaut hätten, gebe es keinen Ausweg mehr, bei dem nicht eine Seite ihr Gesicht verliere.

Seinem Nachfolger rät er vor allem viel zuzuhören

Auch mit der Verwaltung habe es stets eine offene, enge Zusammenarbeit gegeben. „Es gab nie ernsthafte Spannungen zwischen Rathaus und Politik, dafür bin ich dem Bürgermeister sehr dankbar“, sagt Heinrich. Seinem designierten Nachfolger, dem Vorsitzenden des CDU-Ortsverbands und Kreistagsabgeordneten Mathias Schwenck, rät Heinrich vor allem, den Großhansdorfern, aber auch den anderen Fraktionen viel zuzuhören.

Seine neu gewonnene Freizeit will Heinrich seiner großen Leidenschaft, dem Segeln, widmen. „Ich freue mich darauf, endlich mehr Zeit auf unserem Boot zu verbringen“, sagt der 75-Jährige. Aber ganz abschließen mit der Kommunalpolitik möchte er dann doch nicht. Der Gemeindevertretung und dem Bau- und Umweltausschuss bleibt Heinrich als Mitglied erhalten.