Ahrensburg. Sechs von sieben Stellen sind derzeit nicht besetzt. Das hat gravierende Auswirkungen auf die Infrastruktur in der Stadt.
Sicherheit, Vergütung, Vorsorge und Work-Life-Balance, dazu Fitness und Fortbildungen – mit diesen Stichworten wirbt die Stadt Ahrensburg in ihren Stellenangeboten um Bewerber. Gesucht werden vor allem die Leitung und die stellvertretende Leitung des Fachdienstes Straßenwesen sowie für diese Abteilung drei Bauingenieure. Auf sie wartet ein aufstrebendes Mittelzentrum mit exzellenter Verkehrsanbindung, zahlreichen Freizeit- und Bildungsangeboten und naturnaher Lage – so steht es zumindest in den Stellenanzeigen auf der städtischen Homepage.
Personalmangel verzögert Straßenbauprojekte
Das Problem: Die Resonanz auf die Ausschreibungen ist gering, geeignete und interessierte Bewerber sind kaum zu finden. Die Folge: Im Ahrensburger Fachdienst für Straßenwesen, so die offizielle Bezeichnung des Tiefbauamtes, sind sechs von sieben Ingenieurstellen nicht besetzt. Mit Auswirkungen auch für die Bürger: Einige Straßenbauprojekte hat die Verwaltung bereits zeitlich nach hinten verschoben, da sie personell nicht zu leisten sind.
Dazu gehören die Sanierung des Waldemar-Bonsels-Wegs und das Erneuern von Ampelanlagen, Geh- und Radwegen an den Kreuzungen der Hamburger Straße zwischen AOK-Knoten und Brauner Hirsch. Und jüngst verkündete Peter Kania, Leiter der Ahrensburger Bauverwaltung, im Bauausschuss, dass die Sanierung der Woldenhorn-Unterführung in der Innenstadt wegen des Personalmangels nicht wie geplant 2024 erfolgen kann.
Teilzeitarbeit und Homeoffice als Lockmittel
Die Gründe für die offenen Stellen sind laut Kania vielfältig. „Dass uns Mitarbeiter verlassen haben, liegt nicht nur an besserer Bezahlung bei anderen Arbeitgebern“, sagt er. So habe eine Mitarbeiterin woanders zu 100 Prozent im Homeoffice arbeiten können, andere Stelleninhaber hätten näher an ihrem Wohnort einen Arbeitsplatz gefunden. „Die meisten Beschäftigten der Stadtverwaltung wohnen außerhalb Ahrensburgs“, so der Fachbereichsleiter für Bauen, Stadtplanung und Umwelt.
Um Bewerber anzulocken und freie Stellen wieder zu besetzen, sind die freien Ingenieurstellen als unbefristete Vollzeitstellen ausgeschrieben, wahlweise im Beamten- und Angestelltenverhältnis, je nach den Voraussetzungen des Bewerbers. Eine Teilzeittätigkeit ist möglich. Bezahlt wird nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst oder dem Beamtenbesoldungsrecht. Dazu kommen eine betriebliche Altersvorsorge und vermögenswirksame Leistungen.
Zulagen bis zu 1000 Euro sind möglich
„Wir bieten vor allem flexible und familienfreundliche Arbeitszeiten“, sagt Peter Kania, „da sind wir als Behörde moderner, als viele denken, und können uns mit jedem Büro aus der freien Wirtschaft messen.“ Außer Gleitzeitregelungen gibt es so auch in der Ahrensburger Stadtverwaltung die Möglichkeit zum Homeoffice an mindestens einem Tag in der Woche oder länger. Zudem wirbt die Stadt mit Fitnessmöglichkeiten in Betriebssportgruppen und vergünstigtem Eintritt ins Badlantic-Schwimmbad.
Weil all dies bislang jedoch nicht zu den nötigen Stellenbesetzungen geführt hat, will die Stadt künftig auch finanzielle Zulagen neben dem regulären Gehalt an die Mitarbeiter zahlen, um die Attraktivität der Stellenausschreibungen zu erhöhen. „Bis zu 1000 Euro sind möglich, je nach Stelle und Qualifikation des Bewerbers“, sagt Bauamtsleiter Kania. Allerdings setzt das Tarifrecht den individuellen Zahlungen von Kommunen enge Grenzen. Zulagen sind an Voraussetzungen geknüpft und nur möglich, wenn Stellen längere Zeit erfolglos ausgeschrieben waren.
Große Konkurrenz durch die freie Wirtschaft
So oder so kämpft Ahrensburg mit anderen Kommunen, Behörden und vor allem der freien Wirtschaft um Bewerber. Und hat oft das Nachsehen. „Die Bauindustrie zahlt besser, da können wir nicht mithalten“, benennt Kania ein Problem für die Stadt. „Und es gibt eben nur wenige Bauingenieure auf dem Arbeitsmarkt.“ Die Zahl der Studenten und Hochschulabsolventen sei zu gering.
Als eine Lösung für mehr finanzielle Anreize sieht der Amtsleiter die Überarbeitung des Tarifvertrages für den öffentlichen Dienst durch die Tarifparteien von Bund, Kommunen und Gewerkschaften. „Die langfristige Ausbildung von Ingenieuren sollte besser berücksichtigt werden, etwa durch eine eigene Entgeltgruppe“, meint Kania.
Stadtverwaltung erwägt Einsatz von Headhuntern
Die Suche nach Bewerbern für die Ingenieurstellen beschäftigt auch den Fachdienst Personalmanagement der Stadtverwaltung. „Wir streuen unsere Stellenanzeigen schon breit“, sagt Fachdienstleiterin Imke Bär. Sie seien in Stellenportalen und Jobbörsen im Internet zu finden, es gebe Zeitungsannoncen bis nach Mecklenburg-Vorpommern und Aushänge an Universitäten und Fachhochschulen. „Derzeit wird praktisch jeder, der sich bewirbt, sofort zu einem Gespräch eingeladen“, sagt Imke Bär. Aber es mangele eben an geeigneten Bewerbern.
Ob mehr finanzielle Spielräume für die Kommunen im Tarifvertrag helfen würden, sieht die Fachdienstleiterin skeptisch. „Diese Freiheiten würden für alle Kommunen gelten, die sich dann noch mehr Konkurrenz bei der Stellenbesetzung machen“, sagt sie. Was für Ahrensburg noch bleibt, ist die Möglichkeit, einen sogenannten Headhunter als Dienstleister für die Bewerbersuche zu beauftragen. Imke Bär sagt: „Das ist theoretisch denkbar, aber noch nicht entschieden.“