Jersbek/Travenbrück. Die Waldbrandgefahr ist auch im Kreis Stormarn hoch. Kreiswehrführer Olaf Klaus gibt Tipps für das richtige Verhalten.
Die Hitzewelle der vergangenen Tage und die extreme Trockenheit lassen nicht nur Menschen stöhnen und schwitzen, sondern wirken sich auch auf Natur und Umwelt aus. „In Stormarn ist die Waldbrandgefahr derzeit hoch“, sagt Kreiswehrführer Olaf Klaus. Als „gegeben, aber noch nicht prekär“ beschreibt Christoph Mews von den Schleswig-Holsteinischen Landesforsten die derzeitige Lage. Unter anderem sorge der hohe Laubholzanteil dafür, dass hiesige Wälder dunkler und kühler seien als anderswo in Deutschland.
Trotzdem: Nicht nur die Feuerwehren sind dieser Tage besonders wachsam – Bürger sollten es ebenso sein und bestimmte Verhaltensregeln beherzigen. „Ich appelliere dringend an die Menschen nicht im Wald zu grillen, kein Lagerfeuer zu machen und Zigarettenkippen nicht in die Natur zu werfen“, sagt Olaf Klaus.
Die meisten Großfeuer sind vorsätzlich oder fahrlässig menschengemacht
Diese Verhaltensregeln zu beachten, sei wichtig, sagt auch Christoph Mews: „Die allermeisten Großfeuer sind vorsätzlich oder fahrlässig menschengemacht.“ Nicht nur jede Form von Feuer im Wald sollte unterlassen werden: „Außerdem sollten Autos befestigte Wege und Plätze nicht verlassen, um eine Entzündung der Bodenvegetation durch den heißen Katalysator zu vermeiden“, so Mews. Auch Glasflaschen und Scherben sollten keinesfalls in der Natur zurückgelassen werden.
Auf seiner Internetseite gibt der Landesfeuerwehrverband Schleswig-Holstein weitere Tipps zur Vermeidung von Waldbränden. Eine weitere wichtige Verhaltensregel lautet: Zufahrten zu Wäldern, Mooren und Heideflächen sollten unbedingt als Rettungswege frei gehalten und Parkverbote beachtet werden.
Mittlerweile ist die zweithöchste Stufe auf der Brandskala erreicht
„Mittlerweile ist die zweithöchste Stufe auf der Waldbrandskala erreicht“, sagt der Kreiswehrführer. „Das ist schon bestimmt zwei Wochen so.“ Doch erstaunlicherweise gibt es im Kreis Stormarn bislang verhältnismäßig wenig Flächenbrände. „In den vergangenen Jahren ist es zum Beispiel häufiger vorgekommen, dass es im Bereich von Bahngleisen Funkenflug gab und so Brände entstanden. Das gibt es in diesem Jahr kaum“, sagt Olaf Klaus. Auch Flächenbrände auf landwirtschaftlichen Flächen seien in diesem Jahr noch selten. Klaus: „Das ist möglicherweise ein Zeichen dafür, dass die Landwirte ihre Maschinen gut warten.“ Ansonsten hält er die geringe Anzahl an Flächenbränden in diesem Sommer eher für Zufall.
Einige Flächenbrände hat es in Stormarn trotzdem schon gegeben, etwa im Bereich Großensee/Lütjensee vergangene Woche. „In Barsbüttel ist eine Ballenpresse in Flammen aufgegangen und hatte das Feld angezündet“, sagt Klaus. Beide Brände konnten, so der Kreiswehrführer, jedoch schnell unter Kontrolle gebracht und gelöscht werden. „Maschinenbrände sind zwar etwas komplizierter zu löschen, aber die Flächenbrände konnten wir schnell unterbinden“, sagt Klaus.
Feuerwehren sind in höchster Alarmbereitschaft
Die Feuerwehren im Kreis Stormarn seien derzeit in höchster Alarmbereitschaft. „Wir achten zum Beispiel darauf, dass die großen Löschfahrzeuge voll mit Wasser befüllt sind“, sagt der Kreiswehrführer. In Bad Oldesloe stehen zwei große einsatzbereite Tanklöschfahrzeuge. Die Feuerwehr Glinde hat einen Wechsellader, der im Moment mit 10.000 Litern Wasser beladen ist.
Auch die Wehren im Amt Bargteheide Land rüsten sich derzeit für den Notfall und passen die Beladung der Fahrzeuge an. Um bei einem Waldbrand blitzschnell reagieren zu können, hat die Freiwillige Feuerwehr der Gemeinde Jersbek zusammen mit der Freiwilligen Feuerwehr Bargteheide die Brandbekämpfung im Jersbeker Forst geprobt, wo es vor einigen Jahren schon einmal gebrannt hat.
Wehren im Amt Bargteheide passen die Beladung der Fahrzeuge an
Dabei kam zum ersten Mal ein sich selbst aufrichtendes Wasserbecken mit einem Volumen von 10.000 Litern zum Einsatz. „Ob Windrichtung, Befahrbarkeit der Wege und auch die Wasserversorgung – bei einem Waldbrand gibt es einiges zu bedenken“, sagt Amtswehrführer Harald Gewe. „Durch die längeren Wegstrecken ist ein taktisches Vorgehen unabdingbar.“
Damit jeder weiß, wo es brennt, ist der Wald in Planquadrate unterteilt und kartiert worden. Sollte es zu einem Einsatz kommen, muss jedes Fahrzeug den richtigen Weg finden. Wenden oder Überholen ist auf den schmalen Waldwegen nicht möglich. Die Großfahrzeuge können sich nur in eine Richtung weiterbewegen, weshalb die Fluchtrichtung immer offengehalten werden muss.
Zusammenarbeit zwischen Bargteheide-Land und der Stadt klappt sehr gut
Gefährlich ist vor allem die bei einem Großfeuer entstehende Thermik, die einer Sogwirkung gleichkommt und den Brand sekundenschnell beschleunigt. „Wir müssen verhindern, dass Feuerwehrleute eingeschlossen werden“, so Gewe. „Ein Unglück wie bei dem großen Heidebrand vor einigen Jahren darf sich nicht wiederholen.“ Generell sei das Amt Bargteheide-Land technisch gut aufgestellt. Zusätzlich zu den umliegenden Wehren gibt es auf Kreisebene drei Feuerwehrbereitschaften, die im Ernstfall angefordert werden können.
Gewe, der ebenfalls im Katastrophenschutz des Kreises Stormarn eingesetzt ist, lobt besonders die Zusammenarbeit auf Augenhöhe vom Amt Bargteheide-Land und der Stadt bei lokalen Großschadenslagen. „Um den Kreis zusätzlich zu unterstützen, plant das Land zudem, uns neue Tanklöschfahrzeuge zu überlassen“, so Gewe. „Immerhin steht Stormarn mit seiner Waldfläche in Schleswig-Holstein an dritter Stelle.“
Besondere Unterstützung bekommt die Jersbeker Wehr zudem von den Landwirten der Gemeinde, die ihre Güllefahrzeuge in den Sommermonaten zur Verfügung stellen. „Das ist unsere Versicherung, wenn es ernst wird“, sagt Gemeindewehrführer Ralf Möller. „Solche Wassermengen können wir mit unseren Fahrzeugen nicht mitführen.“
Auch Regenschauer sind nur ein Tropfen auf dem heißen Stein
Um Brände in Stormarn zu verhindern, gibt es aktuell gemeinsam mit den Kreisen Segeberg und Herzogtum Lauenburg eine Luftüberwachung. „Kameraden mit Flugerlaubnis überfliegen die Gebiete mit einem Kleinflugzeug“, sagt Kreiswehrführer Klaus. Große Wälder gibt es in Stormarn etwa in den Bereichen Grabau, Bad Oldesloe und Reinbek. Auch das Brenner Moor in Bad Oldesloe sei momentan gefährdet. „Moorbrände sind schwierig zu löschen“, so Klaus.
Auch wenn auf die Hitzewelle Regen folgt – Entwarnung gibt es deswegen noch lange nicht. Klaus: „Es war zu lange trocken. Kurze Regenschauer sind nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.“