Hamburg. Viele Öl-Konzerne haben durch den Krieg gegen die Ukraine Profit erwirtschaftet. Jetzt müssen sie sich schmerzhaften Fragen stellen.
Preise schwanken, Firmengewinne ebenso – das gehört zu einer Marktwirtschaft. So manchem Verbraucher wird es aber schwerfallen, gelassen zu bleiben, wenn er erfährt, dass sich die Profite von Mineralölkonzernen gerade verdoppeln oder verdreifachen.
Zwar dürfte es kaum möglich sein, juristisch einwandfrei zu klären, ob sich solche Unternehmen einen Teil des zum 1. Juni eingeführten Tankrabatts womöglich in die eigene Tasche gesteckt haben. Etwas anderes aber ist in der Branche kein Geheimnis: Betreiber von Raffinerien haben in diesem Geschäft seit Jahresbeginn immer fettere Gewinne eingefahren.
Unternehmen sollten vom Krieg nicht profitieren
Man muss keineswegs weit links im politischen Spektrum angesiedelt sein, um es irgendwie nicht richtig zu finden, wenn Unternehmen von der Ukraine-Krise auch noch profitieren, während ein Teil ihrer Kunden angesichts der drastisch gestiegenen Energiepreise spätestens im kommenden Winter in eine regelrechte Notlage geraten dürften.
Genau aus diesem Grund haben mehrere europäische Staaten bereits eine sogenannte Übergewinnsteuer für Energiekonzerne eingeführt – darunter Großbritannien mit seiner nicht gerade sozialistisch orientierten Regierung. In Deutschland gilt eine derartige Sondersteuer als verfassungsrechtlich schwer umsetzbar. Sie habe keine Lenkungswirkung, argumentieren die Gegner.
Konzerne können jetzt Glaubwürdigkeit beweisen
Das mag sein. Aber praktisch alle großen Firmen haben heute in ihren Unternehmensgrundsätzen festgeschrieben, dass sie sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst sind und entsprechend handeln wollen. Manchen dieser Konzerne böte sich jetzt die Gelegenheit, das unter Beweis zu stellen.