Ratzeburg/Hamburg. Wo gibt es noch freie Flächen für Firmen? In der Metropolregion Hamburg profitieren Stormarn und Harburg – anders als das Herzogtum.

Der Titel wirkt sperrig, der Inhalt birgt Konfliktstoff: „Gewerbeflächenmonitoring Metropolregion Hamburg 2020“ ist der neue 56-seitige Bericht überschrieben, der aufzeigt, wo Flächen für die Ansiedlung oder das Wachstum von Unternehmen vorhanden sind und wo es mangelt. Weit unter dem Schnitt schneidet der Kreis Herzogtum Lauenburg in vielen Kategorien ab. So weist das Papier nur 17,5 Hektar (ha) freie Flächen aus, im kleineren, aber dichter besiedelten Stormarn sind es 34,3 ha, im Kreis Pinneberg 146,5 ha, in Ludwiglust-Parchim sogar 222 ha. Mehr bietet nur Hamburg: 334 ha.

Auch der Blick auf die Beschäftigtenentwicklung zeigt, dass Lauenburg hinterherhinkt: Mit lediglich plus 452 Beschäftigten (+3,4 Prozent zwischen 2014 und 2019) bezogen auf Verkehr und Logistik, verarbeitendes Gewerbe und Baugewerbe, nimmt das Herzogtum den vorletzten Platz der schleswig-holsteinischen Metropolkreise ein: klar davor Stormarn (+3127 Beschäftigte, 11,3 %), Segeberg (+3136, 12,0 %) oder der niedersächsische Kreis Harburg (+3460, 22,3 %). Hamburg verzeichnet in dem Zeitraum einen Beschäftigtenzuwachs in Gewerbegebieten von 9,2 Prozent.

Ansiedlung von Unternehmen: Herzogtum Lauenburg hinkt hinterher

Weiter großen Flächenhunger attestieren die Autoren der Logistikbranche: Insgesamt fast 267 Hektar Gewerbefläche wurde allein 2019 vermarktet, besonders entlang der „Wirtschaftsachse A 7“ von Neumünster über die Kreise Segeberg und Harburg bis zum Heidekreis (allein 50 ha). Treiber der Entwicklung waren „größere Grundstücksverkäufe an Logistikbetriebe“.

Die gute Anbindung an den Straßenverkehr hat für die meisten Investoren weiter eine hervorragende Bedeutung. Anders als Stormarn mit der A 1 als wichtiger Verbindung zwischen Skandinavien, Hamburg, Bremen und dem Ruhrgebiet kann das Herzogtum nur mit der A 24 punkten. Autobahnanbindung und die Möglichkeit, Wasserwege zu nutzen, scheinen mit Blick auf die Planungen eine gleich große Bedeutung zu spielen – zumindest was die vermarktbaren Gewerbeflächen anbelangt. Doch Ulf Hahn, Chef der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Kreis Herzogtum Lauenburg, mag nicht auf eine Renaissance der Wasserwege setzen.

Neue Gewerbegebiete häufig nur noch durch "interkommunale Zusammenarbeit"

„Wir haben im Lauenburgischen kaum noch funktionierende Häfen.“ So sehr Hahn den Ausbau des Elbe-Lübeck-Kanals befürworte, „die Zahlen müssen für solche Investitionen stimmen“. Wenn Betriebe bei Niedrigwasser Wochen nicht zu erreichen sind, Produktionen gedrosselt oder gestoppt werden müssen, sei dies kein Erfolgsmodell.

Das gelte auch für immer längere Entscheidungswege, bis ein Gewerbegebiet vermarktet werden könne. Hoher Zeitaufwand, um selbst Flächen von nur einigen Hektar in die Vermarktung bringen zu können, lassen sich nicht mit den Wünschen von Großinvestoren in Einklang bringen. Wie im Falle von Wentorf und Börnsen ließen sich aktuell neue Gewerbegebiete häufig nur noch durch „interkommunale Zusammenarbeit“ realisieren.

„Wir haben in Schleswig-Holstein eine Anfrage zu 250 Hektar Gewerbefläche für 9000 Arbeitsplätze erhalten. Das würden wir nie realisieren können, könnte auch der Kreis Ludwigslust-Parchim nicht“, so Hahn. Wer in solchen Dimensionen plane, der lande dann wie der Elektronauto-Pionier Tesla in der brandenburgischen Provinz.

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