Hamburg. Die Zinswende der Europäischen Zentralbank (EZB) ist eine Erleichterung. Einige Banken warten gar nicht erst auf die Entscheidung.
Die Deutschen gehören europaweit zu den eifrigsten Sparern – und gleichzeitig sind sie besonders aktienscheu. Daher haben die seit 2014 von immer mehr Banken eingeführten Negativzinsen die Bundesbürger wohl am härtesten getroffen. Wenn die Zinswende der Europäischen Zentralbank (EZB) nun auch das Ende der Strafzinsen mit sich bringt, werden aber nicht nur die Tagesgeldkonten-Sparer aufatmen.
Auch die Banken und Sparkassen dürften froh sein, das sogenannte Verwahrentgelt aus den Geschäftsbedingungen streichen zu können. Denn diese Regelung hat – vorsichtig ausgedrückt – nicht gerade dazu beigetragen, das ohnehin belastete Vertrauensverhältnis zwischen den Geldhäusern und ihren Kunden zu fördern. Gerichtliche Klärungen, ob in bestimmten Fällen die Strafzinsen auch auf Girokonten und Sparbüchern rechtlich überhaupt zulässig waren, stehen zudem noch aus.
Großer Schaden durch die Inflation
Auffällig ist, dass unter den rund 50 Banken, die schon im Vorgriff auf die EZB-Entscheidung ihre Verwahrentgelte ganz oder teilweise abgeschafft haben, deutlich mehr als 30 genossenschaftlich organisierte Institute sind. Diese fühlen sich ihren Kunden, die ja auch ihre Eigentümer sind, offenbar in besonderem Maße verpflichtet.
Allerdings sind die Beträge, die den deutschen Sparern durch den Negativzins entzogen wurden, vergleichsweise klein gegenüber dem Schaden, den jetzt die hohe Inflation anrichtet – und sie kennt keinen Freibetrag, sie wirkt vom ersten Euro an. Größter Nutznießer ist der Staat, der damit seine Schulden viel leichter abtragen kann. Aber er muss ja allein schon die vielen Milliarden an nicht rückzahlbaren Corona-Hilfen wieder hereinholen.