Hamburg. Alles muss erlaubt sein, denn Lesen lernen und Rechnen ist wichtiger als Datenschutz.
Wenn schon, denn schon: Der Hamburger Senat setzt die mit den anderen Bundesländern und der Bundeskanzlerin vereinbarten Maßnahmen konsequenter um als zuletzt – und das ist richtig so, weil er sonst unglaubwürdig werden würde.
Man kann als Landesregierung nicht einerseits vor der Gefahr von Coronavirus-Mutationen warnen und andererseits eigene, abgespeckte Wege bei der Bekämpfung der Pandemie gehen. Hamburg versucht das diesmal gar nicht erst und schließt die Löcher, die es seit Beginn des harten Lockdowns in der Stadt noch gab: Das betrifft vor allem die Kitas und Grundschulen, in die Eltern jetzt nicht mehr nach eigenem Ermessen ihre Kinder schicken dürfen.
Das muss künftig, genauer gesagt von Montag an, nach Rücksprache mit den Trägern, mit Lehrern und Pädagogen erfolgen, die man zuletzt viel zu wenig gehört hatte. Es war absurd, dass man etwa von einer Erzieherin, die in einer Kita täglich mit 40 Kindern Kontakt hatte, gleichzeitig verlangt hat, in ihrem Privatleben maximal eine andere Person zu treffen …
An Schulen muss Pragmatismus und Flexibilität gefragt sein
Darüber waren viele Pädagogen, ob in Kitas oder Grundschulen, zu Recht unglücklich und verärgert, fühlten sich in Zeiten der Pandemie nicht ernstgenommen. Das ändert sich jetzt zulasten der Eltern, denen in den kommenden Wochen umso mehr abverlangt wird, je jünger ihre Kinder sind. Es reicht nicht, sie finanziell, etwa durch die Aussetzung der Kita-Beiträge, zu entlasten. Es muss auch darum gehen, dass zumindest der Fernunterricht endlich so funktioniert, dass Kinder tagsüber sinnvoll beschäftigt sind und von denen etwas beigebracht bekommen, die das am besten können.
Ich rede von den Lehrerinnen und Lehrern, denen in der Vergangenheit leider zu oft gesagt wurde, welche Internet-Plattformen sie nicht nutzen dürfen und was auch sonst alles verboten ist. Spätestens jetzt muss an den Schulen maximaler Pragmatismus und Flexibilität gefragt sein.
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Wer digital unterrichtet und die Kinder zu Hause erreicht, hat Recht – über welchen Weg er das schafft, kann in der „größten Krise nach dem Zweiten Weltkrieg“ wirklich nur zweitrangig sein. Erlaubt muss alles sein, was die großen Nachteile, die unsere Kinder auf ihrem Bildungsweg gerade erfahren, so klein wie irgendwie möglich hält. Lesen lernen ist im Zweifel, auch wenn das einige nicht hören wollen, wichtiger als Datenschutz. Rechnen übrigens auch.
Homeoffice, um die Pandemie in Griff zu bekommen
Es ist erstaunlich zu sehen, was digital alles geht, wenn man nur einmal den Mut (und oft die Geduld) hat, es auszuprobieren. Der alte Spruch „Learning by doing“ war niemals so wahr wie in diesen Tagen.
Und: Wer als (Firmen-)Chef jetzt noch darauf besteht, dass seine Angestellten ins Büro kommen, wenn sie ihre Arbeit von zu Hause machen könnten, hat nicht verstanden, worum es geht: Nämlich darum, dass jeder jetzt so konsequent und damit hoffentlich so kurz wie möglich alles tut, um diese Pandemie endlich (wieder) in den Griff zu bekommen. Und darum, gewappnet zu sein für alles, was drohen könnte.
Damit sind die Virus-Mutationen gemeint, von denen der Virologe Christian Drosten sagt, dass sie in Deutschland noch beherrschbar seien. Vielleicht noch wichtiger, und deshalb als Fußnote hier vermerkt: Dass etwa die Mutante aus Großbritannien „70 Prozent ansteckender“ als bisher bekannte Corona-Viren ist, ist nach wie vor nicht bewiesen. Die Zahl ist aus der Luft gegriffen, belastbare wissenschaftliche Erkenntnisse werden erst im April oder Mai erwartet. Sage nicht ich – sondern auch der Herr Drosten.