Welche seltsame Fürsprecher die Vollverschleierung findet.

Es waren Bilder, die um die Welt gingen: Als die kurdischen Kämpfer in den vergangenen Monaten Städte und Dörfer von der Terrorherrschaft des IS befreiten, rissen sich die Frauen ihre Schleier vom Körper und verbrannten sie. Sie feierten ihre Befreiung von einer vermeintlich religiösen Vorschrift, die es im Islam gar nicht gibt.

Aus Kiel hingegen kommen andere Bilder. Hier kämpft die deutsche Konvertitin Katharina K. für ein Stück Islamismus an deutschen Hochschulen. Nachdem die Universität in Kiel ein Verbot der Vollverschleierung in Lehrveranstaltungen erlassen hat, will sie ihren Nikab vor Gericht durchsetzen. Unter dem Deckmantel der religiösen Freiheit und des Kampfes gegen vermeintliche Diskriminierung wollen Islamisten ein weiteres Stück westlicher Freiheit und Gleichberechtigung zurückdrängen. Unterstützt wird die Klage von radikalen Salafisten-Gruppen, die unter Beobachtung der Verfassungsschützer stehen.

Doch das ficht Studenten, wissenschaftliche Mitarbeiter und auch einige Professoren nicht an: In einem offenen Brief positionieren sie sich gegen das Verschleierungsverbot und verweisen darauf, Zahnmediziner trügen Mund- und Kopfschutz. Diese Initiative mag gut gemeint sein, gut ist sie nicht. Sie zeugt von einer politischen Unbedarftheit, die staunen macht.

In linken Kreisen aber ist sie seltsam populär. Die Grünen, einstmals Vorkämpfer der Emanzipation, kämpfen im Norden gegen ein Vollverschleierungsverbot an Universitäten. Eine freiheitlich demokratische Gesellschaft dürfe „Menschen nicht aufgrund ihrer religiösen Überzeugungen und Ausdrucksweise von staatlichen Bildungseinrichtungen ausschließen“, meinen die Grünen. Wer schließt da wen aus?

Wir waren schon einmal weiter.