Nach dem Urteil zu Polizeikosten drohen den Vereinen Millionenzahlungen. Dabei ist der Sport nur Abbild von Fehlentwicklungen.

Die Argumentationskette ist schnell geflochten: In einer Zeit, in der der deutsche Profifußball erstmals über vier Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet – Tendenz steigend – und die Kicker unmoralisch hohe Gehälter kassieren, kann es nicht angehen, dass der Steuerzahler alleine für die Millionenkosten von Sicherheitsmaßnahmen aufkommen muss, damit sich tumbe Fans nicht gegenseitig die Köpfe einschlagen. Als die Richterin des Bremer Oberverwaltungsgerichts am Mittwoch Gebührenbescheide für erhöhte Polizeikosten an die Deutsche Fußball Liga billigte, verwies sie in ihrer Begründung denn auch darauf, dass Fußballspiele auch wegen der Sicherung durch die Polizei wirtschaftlich erfolgreich seien.

Was die Richterin aber wohl bei ihrer Einschätzung vergessen hat: Auch der Staat profitiert durch den ungebrochenen Fußballboom beträchtlich. In der Saison 2016/17 führten die 36 Clubs der Bundesliga und der Zweiten Liga 1,17 Milliarden Euro Steuern und Abgaben an die Finanzämter sowie die Sozial- und Unfallversicherungen ab – im Vergleich zur Vorsaison erhöhten sich die Abgaben um 34,7 Millionen Euro.

Was ist mit dem Oktoberfest?

Beim Blick auf andere Großveranstaltungen droht die nächste Argumentationsfalle: Müssten dann nicht zwangsläufig auch die Wirte des Münchner Oktoberfestes oder die Betreiber des Hamburger Doms anteilig für den Schutz vor alkoholisierten Randalierern aufkommen? Wo ist also die Grenze?

Nein, der Fußball ist nicht das Zen­trum der Gewalt, hier bildet sich nur das ganze Spektrum der gesellschaftlichen Fehlentwicklungen ab. Ihn für die öffentliche Sicherheit zur Kasse zu bitten wäre – etwas überspitzt formuliert – so, als würde man von einem Millionär, der mit seinem Reichtum Verbrecher anlockt, eine Extragebühr für die Aufklärung eines Diebstahls fordern.