Hamburg. Vor Kurzem noch als beste Mannschaft Europas gefeiert, ist Liverpool in England auf Platz sieben abgestürzt. Hat sich Klopp abgenutzt?
Verlieren konnte Jürgen Klopp noch nie. Das war schon so bei seinen Trainerstationen in Mainz und Dortmund – und das zeigt sich auch jetzt beim FC Liverpool. Das verdiente 0:1 gegen Thomas Tuchels FC Chelsea war bereits die fünfte Heimniederlage in Folge. Ein Novum in der von Erfolgen geprägten Clubhistorie.
Wie sehr diese Negativserie an dem ebenfalls erfolgsverwöhnten Klopp nagt, war dem Coach nach dem Spiel einmal mehr anzumerken. Genervt und in Sarkasmus flüchtend reagierte er bei Sky auf den Rückschlag im Kampf um die begehrten Champions-League-Plätze – im Vergleich zu den Vorwochen war es sogar noch ein freundliches Interview.
Klopp erfährt Widerstand in Liverpool
Klopp dürfte bemerkt haben, dass seine Art, bei Niederlagen oftmals patzig nach Ausreden zu suchen, in England allmählich auf Widerstand stößt. Der 53-Jährige ist auch in Fankreisen längst nicht mehr nur noch „Everybody’s Darling“.
Seit Liverpool, vor zwei Jahren nach dem Gewinn der Champions League noch als beste Mannschaft Europas gefeiert, die spielerische Leichtigkeit abhandengekommen ist, hat auch Klopp an Souveränität eingebüßt.
Die Gründe für Klopps Liverpool-Krise
Den Absturz auf Platz sieben nun aber allein an Klopp festzumachen, wäre natürlich vermessen und würde der Situation auch nicht gerecht. Einer der Hauptgründe für die Krise ist die schwere Verletzung von Abwehrchef Virgil van Dijk, Europas Fußballer des Jahres 2019, der seit Oktober wegen eines Kreuzbandrisses ausfällt. Die weiteren Verletzungen der Verteidiger Gomez, Matip und zwischenzeitlich auch Fabinho verschärften die Lage.
Hinzu kam die Kombination aus chronischer Abschlussschwäche und eklatanten Defensivpatzern – überwiegend von Schlussmann Alisson, der 2019 noch als Welttorhüter des Jahres ausgezeichnet wurde.
Doch es verdichten sich eben auch die Anzeichen, dass Klopps laufintensiver Spielstil zur Abnutzung der Profis führt. So schien es in Mainz, als Klopp im sechsten Jahr aus der Bundesliga abstieg. So schien es in Dortmund, als Klopp in seinem siebten Jahr im Abstiegskampf steckte. Und so scheint es nun auch in Klopps sechstem Jahr in Liverpool.