Kiel. „Genießen Sie den Sommer“: Ministerpräsident Günther verkündet weitere Corona-Lockerungen im Norden.
Wenn in gut einem Monat, am 24. Juli, die Country-Band Truck Stop die Bühne der Kalkberg-Arena in Bad Segeberg entern wird, geht eine lange Zeit der Stille im weiten Rund zu Ende. Monatelang hatte es am Kalkberg keine Veranstaltungen gegeben. Die Karl-May-Spiele sind im vergangenen Jahr und werden auch in diesem Jahr ausfallen. Aber Konzerte gehen wieder, und seit Mittwoch ist auch klar: 2500 Besucher dürfen kommen. Schleswig-Holsteins Landesregierung hat die Corona-Beschränkungen weiter gelockert.
„Es ist sehr erfreulich, dass wir in Schleswig-Holstein weiter sinkende Inzidenzwerte haben“, sagte Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) auf einer Pressekonferenz. „Elf der 15 Kreise und kreisfreien Städte liegen unter einem Wert von 5,0“. Deshalb könnten vom kommenden Montag an weitere Corona-Maßnahmen entfallen.
Maskenpflicht soll teilweise wegfallen
Dazu gehört neben der erhöhten Personenzahl bei Freiluftveranstaltungen auch der teilweise Wegfall der Maskenpflicht. In Außenbereichen entfällt sie ganz, in Innenbereichen sind Masken bei Veranstaltungen mit Sitzungscharakter nicht mehr erforderlich, etwa in Kinos oder im Theater. Masken müssen nur noch auf dem Weg zum Sitzplatz getragen werden.
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Dort können sie dann abgenommen werden. Auch eine Testpflicht gibt es hier nicht mehr. Touristen werden sich darüber freuen, dass sie nach dem Einchecken im Hotel oder in der Ferienwohnung für den gesamten Urlaub nur noch einen Test machen müssen – nach 72 Stunden. Auch beim Sport in Innenbereichen mit bis zu 25 Teilnehmern entfällt die Testpflicht.
Erlaubte Teilnehmerzahlen unterscheiden sich je nach Charakter der Veranstaltung
Bei Veranstaltungen sind von Montag an je nach Charakter verschiedene Teilnehmerzahlen erlaubt. Bei Festen und Empfängen sind innen 250 Personen und außen 500 möglich. Flohmärkte und Messen dürfen innen 1250 Besucher (Testpflicht entfällt) und draußen 2500 Besucher haben. Dasselbe gilt für Veranstaltungen mit festen Sitzplätzen, also für Konzerte, Sportfeste, Theater und Kinos – und auch für Gottesdienste.
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Auch für den Einzelhandel wird es einfacher. Künftig gibt es keine Beschränkung mehr hinsichtlich der erlaubten Personenzahl pro Quadratmeter Verkaufsfläche. Diskotheken und Bars können ab Montag auch außerhalb des gerade gestarteten Modellprojekts öffnen – allerdings mit klaren Beschränkungen. Die Gästezahl ist auf 125 begrenzt, und es gibt eine Masken- und eine Testpflicht.
55,9 Prozent der Schleswig-Holsteiner haben eine Erstimpfung bekommen
Die Verordnung, die all diese Dinge regelt, soll in den nächsten Tagen veröffentlicht werden. Sie gilt nicht wie bisher für einen Zeitraum von 14 Tagen, sondern für volle vier Wochen. „Unsere Prognose der weiteren Entwicklung ist so, dass wir jetzt mit einem Zeitraum von vier Wochen arbeiten können“, sagte Günther.
Das liege auch an den Impfungen. Mittlerweile hätten 55,9 Prozent der Schleswig-Holsteiner eine Erstimpfung bekommen, 32,3 Prozent seien bereits vollständig geimpft. „Genießen Sie den Sommer“, sagte Günther. „Genießen Sie die Freiheiten an der frischen Luft.“ Er rief allerdings auch dazu auf, eine „gewisse Obacht“ walten zu lassen. „Man muss sich ja nicht unbedingt gegenseitig auf die Pelle rücken.“ Der Schlüssel zum Erfolg sei die Impfkampagne.
Opposition im Kieler Landtag ist weitgehend einverstanden mit den neuen Lockerungen
„Die läuft gerade sehr gut, es gibt Terminmöglichkeiten bei den Hausärzten“, sagte er. „Bitte nutzen Sie diese Möglichkeiten. Ich weiß, das ist alles freiwillig, und das bleibt auch so. Aber jeder, der sich beteiligt, zeigt sich solidarisch.“
Die aktuellen Corona-Fallzahlen aus ganz Norddeutschland:
- Hamburg: 2311 neue Corona-Fälle (gesamt seit Pandemie-Beginn: 430.228), 465 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (davon auf Intensivstationen: 44), 2373 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1435,3 (Stand: Sonntag).
- Schleswig-Holstein: 1362 Corona-Fälle (477.682), 623 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 39). 2263 Todesfälle (+5). Sieben-Tage-Wert: 1453,0; Hospitalisierungsinzidenz: 7,32 (Stand: Sonntag).
- Niedersachsen: 12.208 neue Corona-Fälle (1.594.135), 168 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen, 7952 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1977,6; Hospitalisierungsinzidenz: 16,3 (Stand: Sonntag).
- Mecklenburg-Vorpommern: 700 neue Corona-Fälle (381.843), 768 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 76), 1957 Todesfälle (+2), Sieben-Tage-Wert: 2366,5; Hospitalisierungsinzidenz: 11,9 (Stand: Sonntag).
- Bremen: 1107 neue Corona-Fälle (145.481), 172 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 14), 704 Todesfälle (+0). Sieben-Tage-Wert Stadt Bremen: 1422,6; Bremerhaven: 2146,1; Hospitalisierungsinzidenz (wegen Corona) Bremen: 3,88; Bremerhaven: 7,04 (Stand: Sonntag; Bremen gibt die Inzidenzen getrennt nach beiden Städten an).
Die Opposition im Kieler Landtag ist weitgehend einverstanden mit den neuen Lockerungen. Der scheidende SPD-Fraktionschef Ralf Stegner sagte, die Schritte hin zur Normalität seien „folgerichtig“. „Umsichtiges Handeln ist jedoch weiterhin geboten, da die Pandemie noch nicht vorbei ist und die sogenannte Delta-Variante auch in Schleswig-Holstein schon mehrfach nachgewiesen wurde“, sagte er. Besonders die Öffnungsschritte in der Veranstaltungsbranche und bei den Kinos seien richtig und notwendig.
Für einige Großveranstaltungen kommen die Lockerungen zu spät
Für einige Großveranstaltungen kommen die jüngsten Lockerungen dennoch zu spät. Die Karl-May-Spiele in Bad Segeberg hätten einen Vorlauf von drei Monaten gebraucht, um an den Start zu gehen. 72 Vorstellungen gibt es normalerweise in der Saison. Um rentabel zu sein, benötige man eine Freigabe für 3500 Zuschauer pro Show, sagt Michael Stamp, Sprecher der Karl-May-Spiele.
Das ist noch zu viel. Nach dem 26. Juli könne man eventuell mehr als die 2500 Zuschauer zulassen, sagte Günther am Mittwoch. So weit wie in England will er allerdings nicht gehen. Da waren zu den Spielen der englischen Fußballnationalmannschaft 40.000 Zuschauer zugelassen. „Man kann nur beten, dass das gut geht“, sagte Günther. „Auch Fußballverbände haben eigentlich eine Vorbildfunktion. Ich hätte mich das in Schleswig-Holstein nicht getraut.“