Ahrensburg. Veranstalter entscheidet sich für neue Strecke und streicht die Radrennstrecke im Kreis. Ist das Aus endgültig?
Nach der Entscheidung der Veranstalter, die Hamburger Cyclassics dieses Jahr nicht mehr durch den Kreis Stormarn zu führen, stellen sich auch Zehntausende Zuschauer die Frage: Rollt das größte Jedermann-Radrennen noch einmal durch den östlichen Randkreis der Hansestadt? Oder ist das Aus endgültig?
„Sollte der Veranstalter bei uns anfragen, sind wir weiterhin gern bereit, ihn zu unterstützen“, sagt Stormarns Landrat Henning Görtz. Die Organisatoren von Ironman Germany hatten beschlossen, für den 22. August ausschließlich mit dem Rundkurs im Hamburger Westen und im Kreis Pinneberg zu planen. Die 100-Kilometer-Schleife im Osten, die unter anderem durch Ahrensburg, Großhansdorf, Trittau, Reinbek und Glinde führte, wurde gestrichen.
Cyclassics: Zehntausende Zuschauer jubelten den Sportlern zu
„Das akzeptieren wir, denn dieser Entschluss ist durchaus nachvollziehbar“, sagt Henning Görtz. So sei es in Corona-Zeiten leichter, die strengen Hygieneauflagen für Großveranstaltungen auf nur einer Strecke umzusetzen. Renndirektor Hendrik Heinz hatte allen Beteiligten in Stormarn ausdrücklich für die vertrauensvolle Zusammenarbeit und die Unterstützung in den vergangenen Jahren gedankt. Die Entscheidung sei schwer gefallen und nach langem Diskurs getroffen worden.
2018 waren der 100- und der 160-Kilometer-Kurs aus Niedersachsen – dort gab es zunehmend Proteste von Anwohnern, Feuerwehren und Bürgermeistern wegen der halbtägigen Straßensperrungen – nach Stormarn umgezogen. Bei der Premiere und auch 2019 radelten mehr als 15.000 Sportler durch den Kreis. Zehntausende Zuschauer feuerten sie an, machten aus dem Rennen ein Volksfest. Ausgerechnet das Jubiläum zum 25-jährigen Bestehen musste im Sommer 2020 wegen Corona erst verschoben und dann komplett abgesagt werden.
In Großhansdorf traf sich die Nachbarschaft in Vorgärten
„Wir waren auch für dieses Jahr auf das Rennen eingestellt“, sagt Dirk Willhoeft, Leiter der Kreisverkehrsaufsicht. Insofern könne man auf den Erfahrungen der bisherigen beiden Veranstaltungen aufbauen, sollten die Veranstalter nach Stormarn zurückkehren. Da ein Teil der Strecke durch den Sachsenwald führt, ist zudem der Kreis Herzogtum Lauenburg involviert.
Zu den Orten, in denen das Radspektakel besonders begeistert gefeiert wurde, zählt Großhansdorf. In der Waldgemeinde verabredeten sich Einwohner zum gemeinsamen Frühstück in Vorgärten, trafen sich bei kühlen Getränken am Straßenrand. „Das war ein schöner Anlass, um in der Nachbarschaft zusammenzukommen“, sagt Bürgermeister Janhinnerk Voß, der auch selbst unter den Zuschauern war.
50-köpfiges Sparkassen-Team radelte durch Heimatregion
„Sicherlich gibt es einzelne Bürger, die es gut finden, dass das Rennen nicht mehr bei uns ist“, sagt Voß. „Aber die große Mehrzahl und auch ich bedauern es sehr.“ Sollten die Cyclassics zurückkehren wollen, stehe die Gemeinde jedenfalls bereit.
Etwas Besonderes war es auch für das 50-köpfige Radsportteam der Sparkasse Holstein aus Mitarbeitern, Partnern und Kunden, vor zwei Jahren durch die Heimatregion zu fahren. „Nach der langen Zwangspause für Gruppensport ist die Vorfreude nun groß, überhaupt wieder starten zu können“, sagt Sparkassensprecher Steffen Müller. Eine Rückkehr nach Stormarn wäre im nächsten Jahr selbstverständlich ein zusätzlicher Anreiz.
Strecke wohl über Schenefeld, Elmshorn und Wedel
Doch zunächst arbeitet Ironman Germany an den genauen Streckenverläufen für die 25. Auflage. „Unsere Freude kann kaum größer sein, nach zwei Jahren endlich wieder dem nachzugehen, was wir lieben“, sagt Renndirektor Hendrik Heinz. Zum Jubiläum führen alle Jedermann-Distanzen durch das westliche Hamburger Stadtgebiet und den Kreis Pinneberg.
Wie in den vergangenen Jahren zeichnet sich ein Verlauf über Schenefeld, die Landstraße Schenefeld-Elmshorn (LSE), Holm und Wedel ab. „Wir haben jedenfalls noch nichts Gegenteiliges gehört“, sagt Melf Kayser, Fachbereichsleiter Zentrale Aufgaben im Schenefelder Rathaus. Ob Zuschauer die Sportler wie zuletzt 2019 in Wedel wieder mit einem zweitägigen Bikefest rund um den Roland begrüßen, ist noch offen.
Ziellinie ist erstmals nicht auf der Mönckebergstraße
Zum ersten Mal in der 25-jährigen Geschichte der Cyclassics wird sich das Ziel nicht auf der Mönckebergstraße befinden, sondern auf der parallel verlaufenden Steinstraße. Das biete die einmalige Chance, diese noch nie dagewesene Ziellinie zu überqueren. Nach der Beendigung der Bauarbeiten an der U-Bahnlinie 3 ist eine Rückkehr auf die Mönckebergstraße geplant.
Das sportliche Angebot runden die Youngclassics mit Etappen für den internationalen Radsportnachwuchs ab. Geplant ist außerdem ein Messe- und Rahmenprogramm auf Rathausmarkt und Jungfernstieg mit Ausstellern der Lifestyle- und Outdoorbranche sowie Unterhaltung und Mitmach-Aktionen.
Im Vorjahr war das Rundrennen durch Stormarn wegen der Corona-Pandemie zunächst vom 16. August auf 3. Oktober verlegt worden. Doch auch der Ersatztermin konnte nicht gehalten werden, da Großveranstaltungen auch in Schleswig-Holstein nicht erlaubt waren.
Am 22. August starten die Cyclassics
Die 25. Auflage der Hamburger Cyclassics soll am Sonntag, 22. August, gestartet werden. Das Jubiläumsrennen, das nun den Namen des neuen Hauptsponsors Bemer (ein Unternehmen der Gesundheitsbranche mit Sitz in Liechtenstein) trägt, war im Vorjahr wegen der Corona-Pandemie ausgefallen.
Neben dem Profi-Radrennen gibt es drei Strecken für Hobbysportler. Anmeldungen sind derzeit für die Kurse über 60 Kilometer (81 Euro Gebühr) und 100 Kilometer (102 Euro) möglich. Die kürzere Strecke ist auch für Pedelecs (71 Euro) frei. Für die 160er-Distanz gibt es eine Warteliste, da das Kapazitätslimit aufgrund von Verschiebungen aus dem Vorjahr erreicht ist.
Startplätze können ausschließlich online auf der Seite www.cyclassics-hamburg.de reserviert werden.