Aumühle. Bürgermeister Knut Suhk wehrt sich gegen Kritik, räumt aber Versäumnisse ein. Die Konsequenzen für die Gemeinde.

Die vergangenen Wochen waren eine Nervenprobe für den ehrenamtlichen Aumühler Bürgermeister Knut Suhk (Grüne). Von vielen Seiten hagelte es Kritik für die Fällungen rund um die Fürstin-Ann-Mari-von-Bismarck-Schule. Die Forstbehörde untersuchte den Fall. Dabei ging es um einen Kahlschlag auf 2000 Quadratmetern und um mögliche Verstöße gegen den Bebauungsplan (B-Plan). Die Gemeinde will auf dem Areal einen Spielplatz, zusätzliche Parkplätze und ein Pfadfinderheim realisieren. Dafür war eine sogenannte Waldumwandlung durch die Untere Forstbehörde genehmigt worden.

Die Prüfung der Forstbehörde ist nun abgeschlossen. Wie der Sprecher der Behörde, Martin Schmidt, auf Anfrage erklärt, wurde die im B-Plan auf 2000 Quadratmetern als Wald festgesetzte Fläche – bei Aumühlern als Schulwald bekannt – „unzulässigerweise geräumt“. Hierfür trage die Gemeinde als Grundeigentümer und Auftraggeber die Verantwortung. Knut Suhk geht davon aus, dass in dem Bereich neben einigen kleineren auch etwa ein halbes Dutzend größerer Bäume, vornehmlich Nadelgehölze, gefällt wurden.

Suhk: Einige Bäume standen zu nah an Gebäuden

Ferner erklärt der Sprecher der Forstbehörde: „Die vollständige Räumung der Abstandsflächen, für die eine Waldumwandlungsgenehmigung vorlag, entsprach zwar nicht den erfolgten Absprachen, verstößt aber nicht gegen den Umwandlungsbescheid und die Aussagen und Festsetzungen des Bebauungsplanes.“ Wie Knut Suhk erklärt, hätte man die Schutzstreifen schon vor 20 Jahren verbreitern müssen. Einige Bäume standen gefährlich nah an den Gebäuden.

„Es gab den Wunsch, einzelne Bäume stehen zu lassen. Dieser Wunsch wurde in den B-Plan aufgenommen“, sagt Suhk. Doch bei den Fällarbeiten habe sich gezeigt, dass dies aufwendiger und kostenintensiver gewesen wäre. Einige der Bäume hätten zudem bereits Schieflage gehabt. Deshalb wurde in Absprache mit dem forstwirtschaftlichen Betrieb von dem Wunsch, einzelne Bäume stehen zu lassen, abgesehen. „Soweit möglich, soll dort aber aufgeforstet werden“, so Suhk.

Bürgermeister soll Katalog mit Hunderten Fragen beantworten

Dem Bürgermeister wurden in den vergangenen Wochen viele Fragen gestellt. Mehrere Hundert davon liegen in Form eines Fragenkatalogs der politischen Fraktion UWG auf seinem Schreibtisch. Als ehrenamtlicher Bürgermeister, der eigentlich nur zweimal die Woche für jeweils drei Stunden im Rathaus ist, sei die Beantwortung gar nicht leistbar. „Es sind auch Fragen, die ich als Bürgermeister nicht beantworten kann“, sagt Suhk. Das Amt Hohe Elbgeest sei hier gefragt. „Ich bin gern bereit, an der Aufklärung mitzuarbeiten.“

Auch Bürger waren immer wieder auf Suhk zugekommen. Sie wollten wissen, warum er die Arbeiten nicht gestoppt habe, als es erste Bedenken gab. „Da war aber der Schulwald schon weg“, sagt Suhk. Und die anderen Fällarbeiten seien rechtmäßig erfolgt, wie sich jetzt zeigt: „Da hätte ich nichts stoppen müssen.“

Forstbehörde wäre besser einbezogen worden

Was den sogenannten Schulwald angeht, so kreidet Knut Suhk unter anderem dem beauftragten forstwirtschaftlichen Unternehmen „fehlendes Feingefühl bei der Umsetzung des B-Plans an“. Seinen eigenen Mitarbeitern im Bauhof, die sich jetzt Pöbeleien von Bürgern anhören müssten, habe er zu viel Verantwortung auferlegt. „Das war in der Nachbetrachtung wahrscheinlich nicht ihr Job.“

Aber auch eigene Versäumnisse räumt der Aumühler Rathauschef ein. „Ich hätte die entscheidenden Stellen, etwa die Forstbehörde, einbinden müssen. Ich habe daraus gelernt“, sagt er. Ihm fehle schlichtweg die Erfahrung, der B-Plan 11 b sei der erste, den er als Bürgermeister durchführe. Knut Suhk ist seit Juni 2018 im Amt. Dass die Gemeinde den B-Plan in Eigenregie umsetze, liege wohl auch am zeitlichen Druck. Vier Jahre lang habe man in die Planung gesteckt. Im Herbst dieses Jahres sollten die Parkplätze geschaffen werden. Man wollte nicht noch eine Fällsaison abwarten. Eine Einbindung der Forstbehörde hätte den Prozess zwar verlangsamt, „aber wir wären auf der sicheren Seite gewesen“, sagt Suhk.

Bürgermeister: Behörde hätte Fällungen genehmigt

Der Bürgermeister ist indes sicher: Die Forstbehörde hätte die Fällungen im Schulwald genehmigt, hätte man sie nur frühzeitig eingeschaltet. Er wehrt sich deshalb gegen die Anschuldigung des unerlaubten Kahlschlags: Der Bauhofleiter habe einige nicht mehr standfeste und kranke Bäume festgestellt.

In erster Linie seien jetzt die Kinder betroffen. „Ich habe selbst eine Tochter zu Hause, die fürchterlich traurig ist. Ich kann nachvollziehen, dass das nicht schön ist“, sagt Knut Suhk. Die Gemeinde plant im Bereich des Schulwaldes und der Schutzstreifen Aufforstungen. Ein Ideenwettbewerb unter den Schulkindern ist gestartet, und eine Landschaftsplanerin ist beauftragt.

Wie viele Bäume Aumühle pflanzen muss, ist noch unklar

Einen offiziellen Wiederaufforstungsbescheid wird die Gemeinde durch die Forstbehörde lediglich für Rodungen im Bereich des Schulwaldes erhalten. Wie viele Bäume die Gemeinde Aumühle nachpflanzen muss, steht noch nicht fest. „Es wird hierzu auch eine Anzeige der Ordnungswidrigkeit (Verstoß gegen § 5 Abs. 3 Landeswaldgesetz) bei der zuständigen Stelle des Kreises Herzogtum Lauenburg geben. Das weitere Verfahren liegt dann beim Kreis“, sagt Sprecher Martin Schmidt.

Wie Knut Suhk erfahren haben will, werde die Behörde das Bußgeld mit einem dreistelligen Eurobetrag ansetzen, also im unteren Spektrum. Die Maximalstrafe liegt bei 50.000 Euro.