Stapelfeld. Die Journalistin gewann vor elf Jahren bei „Wer wird Millionär“ 500.000 Euro - und damit als Freiberuflerin Unabhängigkeit.

Sechzehnmal wurde in der RTL-Quizshow mit Günter Jauch der Höchstgewinn von einer Million Euro eingefahren, auf der anderen Seite gingen 27 Kandidaten leer aus. Meike Winnemuth brachte es im Jahr 2010 auf stattliche 500.000 Euro. Die Journalistin und Autorin liebt das Quizzen und die Unabhängigkeit. So kam sie auf den Ratestuhl in der bekannten RTL-Show „Wer wird Millionär“. Am kommenden Sonnabend ist sie in der Kratzmannschen Kate in Stapelfeld zu Gast, liest dort aus ihrem Bestseller „Bin im Garten“. Das Hamburger Abendblatt sprach mit der 61-jährigen.

Sie blicken auf eine langjährige Erfahrung als Journalistin zurück und haben im Laufe ihrer Karriere Ungewöhnliches realisiert. So trugen Sie ein Jahr lang dasselbe blaue Kleid und bloggten darüber. Mögen Sie verrückte Projekte?

Meike Winnemuth Über das Wort verrückt könnte man lange streiten. Ich mache einfach Sachen, die mich interessieren. Sachen, bei denen ich hoffe, etwas zu erfahren und zu verstehen. Für meine Projekte nehme ich mir gern ein Jahr Zeit, damit ich mich wirklich darauf einlassen kann.

Für eine Reportage haben Sie sogar Sexdienstleistungen im Selbstversuch in Anspruch genommen, so heißt es. Stimmt das?

Winnemuth Mit meinem damaligen Partner habe ich in der Tat diesen Selbstversuch gemacht. Wir wollten nicht, dass die Reportage an der Bettkante aufhört. Die Grenzen haben wir uns sehr weit gesteckt. Das würde ich heute vielleicht nicht mehr machen, aber immer noch mag ich es, mit Leib und Leben in Geschichten einzutauchen.

Hatten Sie nie Angst?

Winnemuth Nein. Ich bin 1,83 Meter groß und kann mich wehren.

Sie sind einer breiten Bevölkerung bekannt geworden, weil Sie 2010 bei Günter Jauch 500.000 Euro gewonnen haben. Wie kam das?

Winnemuth Ich hatte mich schon öfter bei der Sendung beworben. Hauptsächlich, um mit einem Gewinn auch als Freiberuflerin etwas unabhängiger zu werden. Ich dachte, eine untere fünfstellige Summe müsste zu schaffen sein. So rief ich die Telefonnummer des Senders an, hinterließ meine Daten und wartete auf den Rückruf. Der kam dann völlig unvermittelt und ich musste aus dem Stegreif Fragen beantworten: „Wer ist amtierender Außenminister?“, „Wie alt sind die Kinder von Queen Elizabeth zusammengerechnet?“ waren zwei davon.

Und wie war es dann in der Sendung? Es ist ja doch ein großes Publikum, vor dem Sie dann saßen.

Winnemuth Den größten Druck spürte ich in der Auswahlfrage, die zu Beginn beantwortet werden muss, um überhaupt auf den Stuhl zu kommen. Da geht es ja darum, am schnellsten zu sein. Die Sorge, bei einer banalen Frage zu versagen, hatte ich nicht. Das war mir offen gestanden egal.

Wie war das Gefühl, letztlich mit 500.000 Euro nach Hause zu gehen?

Winnemuth Pure Überforderung. Darauf war ich nicht wirklich vorbereitet. Meine beste Freundin hatte mich in die Sendung begleitet. Ich fragte sie: „Was mache ich denn jetzt, was will das Geld von mir?“ Ihre Antwort war kurz und bündig: „Wir gehen jetzt erstmal Spaghetti essen, der Rest ergibt sich.“ Und so war es, der Rest ergab sich.

Sie haben das Geld dann sicher nicht sofort ausgegeben?

Winnemuth Mein Plan war, ein Jahr lang in anderen Städten zu leben: zwölf Monate, zwölf Städte. Dafür hatte ich mir 60.000 Euro genehmigt und wollte von unterwegs weiter arbeiten. Am Ende des Jahres kam ich sogar plus minus null nach Hause, denn es gab tolle Jobs, beispielsweise von „Geo“. Schreib etwas über Weltreisen, hieß es. Der „Feinschmecker“ bat mich, in jeder Stadt drei Restaurants auszuwählen und darüber zu schreiben – herrliche Aufträge. Im 21. Jahrhundert ist ja dank Internet völlig egal, von wo man arbeitet. Das war für mich der größte Erkenntnisgewinn: Ich hätte das Geld nie gebraucht, um diese Reise zu machen.

Sie schrieben dann den Bestseller „Das große Los“.

Winnemuth Ich habe während der Reise den Blog „Vor mir die Welt“ geschrieben, ein Reiselogbuch. Daraus entstand das Buch.

Das Reiselogbuch war für den Grimme-Online-Award nominiert. Allein das ist doch ein Ritterschlag?

Winnemuth Das hat mich in der Tat gefreut, vor allem, weil der Blog mit ganz einfachen Bordmitteln entstanden: eine Frau, ein Laptop, eine Billigkamera. Bei Onlineprojekten ist es so einfach, etwas zu publizieren.

Hat Ihre Bekanntheit durch die TV-Sendung geholfen, „Das große Los“ zum Bestseller zu machen?

Winnemuth Glaube ich nicht. Es hat eher damit zu tun, dass hier gleich zwei Träume zusammenfielen. Zum einen, wie es ist, wenn man auf einmal viel Geld hat, und zum anderen, wie es ist, ein Jahr auf Weltreise zu gehen.

Hat das ihre journalistische Karriere verändert?

Winnemuth Ich liebe meinen Beruf sehr, weil er mir viel von der Welt gezeigt hat. Jetzt habe ich den Luxus, wirklich nur noch das zu tun, was mir Spaß macht. Ich bin froh, nicht mehr so unter Druck zu stehen. Eine alte Freundin sagt immer: „Von innen sieht ein Hamsterrad wie eine Karriereleiter aus.“

Wäre Fernsehen etwas, was Sie noch locken könnte?

Winnemuth Nein. Ich habe nach der Journalistenausbildung an der Henri-Nannen-Schule bei RTL als Talkshowredakteurin gearbeitet und weiß, wie aufwendig Fernsehen ist. Mich wollte ein Kamerateam auf meiner Weltreise begleiten, ich habe es abgelehnt.

Schreiben Sie gerade ein neues Buch?

Winnemuth Ich fange an, darüber nachzudenken. Dafür sind ja die Winter erfunden worden, oder?

Verraten Sie schon, worum es gehen wird?

Winnemuth Lieber nicht – vielleicht wird’s ja nix.

Und was machen Sie, wenn Sie nicht schreiben?

Winnemuth Ich lese, bin mit meinem Foxterrier Fiete unterwegs, treffe Freunde. Kürzlich bin ich von Hamburg nach Lübeck umgezogen und habe ungeheuer viel Spaß daran, die neue Stadt kennenzulernen.

Bald lesen Sie in Stapelfeld aus ihrem Bestseller „Bin im Garten“, mögen Sie eher ein kleineres Publikum?

Winnemuth Ja, sehr gern, weil man einen besseren Kontakt zu den Zuhörern aufbauen kann. „Bin im Garten“ ist ein weiteres Jahresprojekt: zwölf Monate als komplett Ahnungslose im ersten Garten… Aus den Lesungen ergeben sich oft die tollsten Gespräche, ich bin schon mit sehr vielen guten Tipps nach Hause gegangen.

Meike Winnemuth ist am Sonnabend, 20. November, auf Einladung des Stapelfelder Kulturkreises in der Kratzmannschen Kate

(Reinbeker Straße 4) zu Gast. Sie liest von 17 Uhr an aus ihrem Bestseller „Bin im Garten“. Im Eintrittspreis von 20 Euro (17 Euro für Mitglieder und 8 Euro für Kinder bis 14 Jahren) sind ein Pausensnack und Getränke enthalten. Eine vorherige Anmeldung ist erforderlich. Es gilt die 2G-Regel. Anmeldungen sind per E-Mail an info@stapelfelder-kulturkreis.de oder telefonisch unter 040/300 351 88 möglich.