Großhansdorf. Wohnung im fünften Stock stand in Flammen, als die Einsatzkräfte eintrafen. Die Frau wurde nach ersten Löscharbeiten aufgefunden.
Am Morgen danach, als es wieder hell ist, sind die Spuren der Feuerwehrfahrzeuge auf der Rasenfläche vor dem Gebäude deutlich zu erkennen. Der aufgeweichte Boden hat tiefe Rinnen, wenige Meter daneben ist Absperrband gezogen. Dahinter liegen auf mehreren Quadratmetern verteilt diverse verkohlte Utensilien: Stühle, ein auseinandergebrochener Tisch, CDs, Lampen und auch ein Buch mit dem Titel Neues Testament. Sie stammen aus einem Appartement im fünften Stock der Seniorenwohnanlage Rosenhof in Großhansdorf im Kreis Stormarn, das komplett ausgebrannt ist. Die Bewohnerin, eine 91 Jahre alte Frau, kam dabei ums Leben. Die Einsatzkräfte verhinderten das Übergreifen der Flammen auf andere Bereiche. Menschen aus den umliegenden Wohnungen kamen mit dem Schrecken davon und blieben von Verletzungen verschont.
Es ist 0.50 Uhr in der Nacht zu Sonntag, als die Feuerwehr alarmiert wird. Nachbarn aus einer angrenzenden Siedlung hatten den Notruf gewählt. Wenige Minuten später sind die ersten Retter vor Ort an der Hoisdorfer Landstraße, in der Spitze sind 70 Ehrenamtler aus Großhansdorf und Ahrensburg am Einsatz beteiligt. Das Kommando hat der Großhansdorfer Wehrführer Andreas Biemann (52). „Die Wohnung war bei unserem Eintreffen schon in Vollbrand“, sagt er.
Mithilfe von zwei Drehleitern gehen Retter gegen die Flammen von außen vor, andere starten den Löschangriff unter Atemschutz vom Flur aus. Sie wecken dabei auch Bewohner. Jene ab dem vierten Stock werden in Sicherheit gebracht. 30 Senioren halten sich vorübergehend im Speisesaal auf, einige haben sich noch schnell einen Bademantel übergestülpt. Mitarbeiter versorgen sie mit Getränken und verteilen Decken. Es sind Menschen, die ihr Leben eigenständig gestalten und nicht im Pflegebereich untergebracht sind.
Zu den Brandursachen gibt es noch keine Angaben
Der Brandmelder auf dem Flur hat sie nicht durch ein Signal wachgerüttelt. „Es gab keine automatische Meldung, weil der Rauch nicht gleich bis dorthin vorgedrungen ist“, berichtet ein Unternehmenssprecher. Die Feuerwehrleute kommen mit den Löschen indes zügig voran, ersticken zuerst die Flammen auf dem Dach. In der Wohnung finden sie die tote Seniorin in einem Sessel. Sie lebte dort allein. „Für die Kameraden, die die Frau entdeckt haben, hatten wir noch eine seelische Nachsorge in der Wache“, so Biemann, der das Einsatzende im Rosenhof auf 3.45 Uhr terminiert und von einer „anspruchsvollen Aufgabe“ spricht: „Weil die Flure im Gebäude extrem lang sind.“
Über die Brandursache konnte die zuständige Polizeidirektion Ratzeburg noch keine Angaben machen. Der Unternehmenssprecher will einen technischen Defekt nicht ausschließen. Womöglich hat aber auch die Bewohnerin unabsichtlich das Feuer selbst ausgelöst. Sie war Raucherin. „Wir stehen alle unter Schock und sind zutiefst erschüttert über dieses tragische Unglück. Unsere Gedanken sind bei der Verstorbenen und ihren Angehörigen“, sagt Stefan Riefenstahl, der Direktor des Hauses.
Großhansdorfs Bürgermeister Janhinnerk Voß war am Sonntag um 8.30 Uhr an der Unglücksstelle, sprach unter anderem mit Bewohnern und der Geschäftsführung. „Von Panik war bei den älteren Menschen keine Spur. Die Sache hätte auch viel schlimmer ausgehen können. Zum Glück lag die Wohnung am Ende des Flures“, so der Verwaltungschef. Laut Rosenhof werden die Senioren jetzt noch intensiver betreut, viele hätten aufgrund des Ereignisses Gesprächsbedarf.
Fünf Bewohner wurden anderswo untergebracht
Die Schadenshöhe steht noch nicht fest. Neben der ausgebrannten Zwei-Zimmer-Wohnung in der obersten Etage wurden auch darunterliegende Appartements durch Löschwasser in Mitleidenschaft gezogen sowie Teile der Dachkonstruktion. Fünf Bewohner sind vorübergehend in der Ahrensburger Anlage des Unternehmens untergebracht, die anderen 25 Personen konnten zurück in ihre gewohnte Umgebung.
In der Seniorenwohnanlage mit dem Namen „Großhansdorf 2“ leben insgesamt 310 Männer und Frauen, die von 162 Mitarbeitern betreut werden. Es gibt 49 Pflegeplätze. Die Einrichtung wurde 1975 eröffnet. Drei Jahre zuvor ging bereits der Rosenhof mit der Ziffer eins auf der gegenüberliegenden Straßenseite an den Start. Die Anlage umfasst 245 Appartements.