Reinbek. Verkehrsgutachten des Landes Schleswig-Holstein wird für Oktober erwartet. Auch die Taktverdichtung der S 21 rückt wieder in den Fokus.
Auch wenn etliche Reinbeker es sich wünschen, so ist die Taktverdichtung der S-Bahnlinie 21 von Bergedorf nach Aumühle durch das Verkehrsgutachten des Landes noch längst keine beschlossene Sache. Doch durch das für 250.000 Euro in Auftrag gegebene Gutachten, das im Oktober vorgestellt wird, scheinen die Stormarner ihrem Wunsch ein Stück näher zu kommen. Auf Einladung des Grünen-Ortsverbandes Reinbek berichtete Dr. Andreas Tietze (Grüne) im Waldhaus als Vorsitzender des Ausschusses für Wirtschaft, Mobilität, Tourismus und Wohnungsbau im Kieler Landtag über die Pläne.
Günther Herder-Alpen, Grünen-Fraktionschef in Reinbek, fordert eine dauerhafte und ganztägige
10-Minuten-Taktung der S 21. „Nicht nur aus ökologischer Sicht, um Autos von der Straße zu holen, sondern auch im Hinblick auf die Wirtschaft“, sagt er. Er weiß von mehreren Unternehmern der Stadt, die eine schlechte Verkehrsanbindung für ihre Mitarbeiter bemängeln. Besonders ärgerlich: Der Rowohlt Verlag hatte die S-Bahntaktung als einen Grund genannt, Reinbek den Rücken zu kehren.
19.188 Hamburger pendeln für den Job in den Kreis Stormarn
In Glinde und Reinbek gingen Unternehmer zuletzt sogar so weit, die Buslinien in den Gewerbegebieten mitzufinanzieren. Laut Arbeitsagentur pendeln 19.188 Hamburger täglich für den Job in den Kreis Stormarn.
Das unterstreicht die Wichtigkeit der Taktverdichtung. Dr. Andreas Tietze und auch die Kollegen in Kiel wissen das. Er sei „fest überzeugt“, dass durch das Gutachten bewusst werde, dass „hier am Hamburger Rand die Musik spielt“. Dort sei eine Investition einfach am wirkungsvollsten und deshalb priorisiert. Generelles Ziel im Land: Den Anteil des Verkehrs, der über die Schienen fließt, von aktuell zehn auf 20 Prozent bis zum Jahr 2035 erhöhen. Tietze sieht „große Chancen“ für die S 21. Er betont, der Schienenverkehr muss sich auch in Verlässlichkeit, Pünktlichkeit sowie Qualität und Quantität der Fahrzeuge verbessern.
Gute Argumente finden bei hohen Einnahmeverlusten
Nun gelte es, Überzeugungsarbeit zu leisten. Schließlich muss gerechtfertigt werden, warum gerade jetzt, also bei sinkenden Nutzerzahlen, in den Schienenverkehr investiert werden sollte. „Corona hat den öffentlichen Verkehr klar zurückgeworfen. 98 Prozent der Verkehre haben im Norden stattgefunden. Wir haben viel heiße Luft durch die Gegend gefahren. Das waren seit März pro Monat 20 Millionen Euro an Einnahmeverlusten, bis August insgesamt 140 Millionen“, erklärt Grünen-Politiker Tietze.
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Ein klares Argument, trotzdem jetzt zu investieren: Klimaschutz. Deshalb befürwortet der Landtagsabgeordnete für den Kreis Nordfriesland auch die hundertprozentige Entschädigung der Ausfälle im ÖPNV in Schleswig-Holstein. Zwar kann Tietze noch keine Details aus dem Verkehrsgutachten nennen und keine Zusagen für die S 21 machen, doch er hält fest: „Es gibt sehr viele gute Argumente, die Taktverdichtung zeitnah umzusetzen.“ Tietze verweist auf die 200 Millionen Euro, die das Land auf der „hohen Kante“ hat. Auf Grünen-Initiative war das Sondervermögen „MOIN.SH“ zur Förderung von Mobilität und Innovation im Schienennahverkehr angespart worden.
Rückenwind aus Hamburg
„Es müssen nun alle an einem Strang ziehen“, sagt Tietze. „Denn auch andere Kommunen rufen laut ,hier, hier’.“ Die Gespräche mit Hamburg zum Thema Taktverdichtung würden gut laufen. „Wir arbeiten Hand in Hand“, sagt er.
Auch die Landtagsabgeordneten Lukas Kilian (CDU) und Martin Habersaat (SPD) machen sich schon seit Langem für die Taktverdichtung stark. Rückenwind für einen besseren S-Bahn-Takt sieht Habersaat im Koalitionsvertrag von SPD und Grünen in Hamburg: „Hamburg hat ein starkes Interesse an zusätzlichen S-Bahnen, eine Taktverdichtung der S 21 wird dort auf Zustimmung stoßen und, was den Hamburger Streckenanteil angeht, auch mitfinanziert werden“, sagt Habersaat.