Geesthacht. Geesthacht. Für die Verwaltung sollen drei Büros ein Konzept erarbeiten. Den Stand der Dinge kritisieren Bürgermeister und Stadtplaner deutlich.

„Wir müssen Geesthacht eine Identität geben, wir brauchen eine Vision, wo Geesthacht 2030 stehen soll.“ Das hatte Bürgermeister Olaf Schulze (SPD) im Jahr 2016 zum Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK) erklärt. Heute ist die Stadt anscheinend weiter von einem ISEK entfernt als je zuvor.

Stadtplaner: „Die weigern sich, etwas zu tun“

Die kalkulierten 50.000 Euro für das ISEK motivieren die beauftragten Fachleute offenbar nicht, mit der Stadt zu kommunizieren. Das erklärte Kai-Uwe Oberthür aus dem Stadtplanungsamt jetzt im Ausschuss für Stadt- und Verkehrsplanung. „Die weigern sich, etwas zu tun“, so Oberthür. Den aktuellen Stand des Papiers nannte er „erschreckend“. Es sei völlig unklar, wann Zwischenergebnisse präsentiert werden könnten. Oberthür: „Das ISEK ist nicht entsprechend, wie wir uns das vorgestellt haben.“ Bürgermeister Schulze teilte auf Nachfrage mit: „Es stehen in dem Entwurf einige Sachen, die so gar nicht gehen, weil sie einfach falsch sind.“ Um welche Fehler es geht, sagt Schulze nicht, es gebe aber finanzielle Nachforderungen. Die Stadt weigert sich, für den Ist-Zustand des Konzepts noch Geld zu bezahlen.

Im November 2017 hatten Stadtverwaltung und Planungsbüros alle Geesthachter zur Teilnahme aufgerufen. Schulze damals: „Es geht um nichts geringeres als die Zukunft unserer Stadt.“ Oberthür sieht das ISEK in Buchholz (Nordheide) als gutes Beispiel, an das der jetzige Stand aber nicht heranreiche.

Ziel eines ISEK ist es, viele vorhandene Konzepte von der Wohnraumversorgung bis zum Verkehrsentwicklungsplan zu bündeln. Erstmals hatte die Stadt 2009 einen Anlauf unternommen, ein solches Konzept erstellen zu lassen. Damals scheute die Politik die hohen Kosten. Jetzt haben sich die Rahmenbedingungen geändert, Städtebaufördermittel beispielsweise würde die Stadt nur noch erhalten, wenn sie ein ISEK vorweisen kann.

Steg-Chef nennt Vorwürfe ungerechtfertigt

Nach der städtischen Ausschreibung wurde so eine Bietergemeinschaft unter Leitung der Stadterneuerungs- und Stadtentwicklungsgesellschaft Hamburg (Steg) aktiv. Dazu gehören auch die Büros Claussen-Seggelke sowie Argus Stadt- und Verkehrsraum.

Konfrontiert mit den städtischen Vorwürfen zeigte sich am Dienstag Steg-Chef Martin Brinkmann auf Anfrage unserer Zeitung „überrascht, irritiert und sogar etwas erschüttert“. Der Geschäftsführende Gesellschafter betonte: „Wir befinden uns in einem aus unserer Sicht noch laufenden Vertragsverhältnis mit der Stadt Geesthacht.“ Zu den Inhalten des Auftrags könne er keine Auskunft geben, ohne sich mit dem Auftraggeber abzustimmen. Der interne Arbeitsentwurf sei im Dezember 2018 abgegeben worden und erst jetzt im September habe die Stadt darauf reagiert.

„Wir pflegen in aller Regel zu allen unseren Auftraggebern ein vertrauensvolles und respektvolles Verhältnis“, so Brinkmann. „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir Ihnen – paradoxerweise – aus Respekt und Vertrauen unserem Auftraggeber gegenüber, Ihre Fragen nicht beantworten können. So gerne wir zu diesen, aus unserer Perspektive ungerechtfertigten Vorwürfen, Stellung beziehen würden.“