Geesthacht. Am Mittwoch wird die Machbarkeitsstudie zum Bahnanschluss Geesthachts vorgestellt. Den Fraktionen liegt sie schon vor.
Zwei Tage sind es noch bis zur Einwohnerversammlung am Mittwoch, 11. März, im KTS (Schillerstraße 33), bei der von 18 Uhr an die Machbarkeitsstudie zum Bahnanschluss Geesthachts vorgestellt werden soll. Der Schlussbericht der Studie zur „Nutzung der Eisenbahnstrecke Geesthacht–Bergedorf für den öffentlichen Verkehr“ ist nun bereits zur Kenntnisnahme an die Fraktionsvorsitzenden der Geesthachter Parteien versendet worden.
Demirhan: „Die Bahnanbindung kommt deutlich näher“
Der 128 Seiten starke Bericht elektrisiert. „Wir waren noch nie so weit“, freut sich etwa Ali Demirhan, Fraktionschef der Grünen. Er hatte dem Plan für einen Bahnanschluss 2010 neues Leben eingehaucht. „Das Warten hat sich gelohnt. Die Bahnanbindung kommt deutlich näher“, meint er. Auch Christoph Hinrichs (Die Linke) denkt so: „Bisher hieß es ja immer, es sei nicht wirtschaftlich. Die Studie sagt das Gegenteil: Es geht! Da ist ein Wille zu spüren.“
Die Untersuchung des Ingenieurbüros kommt zu dem Schluss, dass eine Reaktivierung mit Fahrzeiten sowohl im 20- als auch im Zehn-Minuten-Takt möglich wäre. „Die durch Kostenschätzung ermittelte Kostenhöhe, die erreichbaren Reisendenzuwächse und die Gesamtzahl von mehr als 7000 Bahnreisenden pro Tag lassen ein positives Nutzen-Kosten-Verhältnis erwarten“, heißt es in der Studie.
Experten rechnen mit einem „Schienenbonus“
Mindestens. Denn: „Bei einer Umstellung von Bus auf Bahnbetrieb hat es bisher in der Regel deutlich stärkere Fahrgastzuwächse gegeben als prognostiziert. Dies liegt an einem ,Schienenbonus’ wegen deutlich komfortablerem Fahren.“ Gerechnet wird insbesondere auch mit Pendlern von südlich der Elbe. Vorgesehen sind die Haltepunkte Geesthacht Bahnhof, Geesthacht P+R (bei B 404/A 25), Escheburg, Börnsen, Bergedorf-Süd und Bergedorf.
Die Planer favorisieren zwei Varianten: „2.e“ folgt der Trasse bis Bergedorf Süd. Danach wird eine neu zu bauende Strecke von 650 Meter Länge als „Bahnkörper in Seitenlage“ des Sander Damms geführt. Die Strecke läuft in enger Rechtskurve zur Nordseite des Bergedorfer S-Bahnhofs. Dort sind zwei Gleise für die Straßenbahn-Fahrzeuge vorgesehen. An den neuen Gleisen 6 a und 6 b lässt sich bahnsteiggleich Umsteigen zu den an Gleis 5 haltenden S-Bahn-Zügen nach Hamburg. Als einmalige Kosten wurden für die Infrastruktur 46,03 Millionen Euro errechnet, für weitere Kosten 18,1 Millionen Euro; der Betrieb würde jährlich mit 17,1 Millionen Euro zu Buche schlagen.
Einmal in der Stunde direkt zum Hauptbahnhof
Bei der Variante „1.c“ ist zusätzlich eine stündliche Verbindung von und zum Hamburger Hauptbahnhof mit Eisenbahnen vorgesehen, ein Halt zwischen Bergedorf-Süd und dem Hauptbahnhof ist nicht geplant. Dieses Angebot wird ergänzt um zwei weitere Zugfahrten je Stunde zur Hauptverkehrszeit. Eventuell muss eine Brücke im Bereich an der Kreuzung zum Weidenbaumsweg und an der Kreuzung Curlacker Heerweg gebaut werden. Die Fahrtzeit zum Hauptbahnhof würde 34 Minuten betragen. Summe einmalige Kosten für die Infrastruktur 64,29 Millionen Euro, weitere Investitionskosten 19,06 Millionen Euro, jährliche Kosten 20,2 Millionen Euro. Sollte im Bereich des Curslacker Heerwegs der Bau einer Eisenbahnüberführung erforderlich werden, wäre mit zusätzlichen Investitionen in Höhe von etwa . 14,4 Millionen Euro zu rechnen.
Auch andere Fraktionschefs sind zumeist angetan. „Die Machbarkeitsstudie kommt zu einem erfreulichen Ergebnis. Eine leistungsfähige Schienenanbindung nach Hamburg macht verkehrlich und ökologisch Sinn“, sagt Petra Burmeister (SPD) und meint: „Die Debatte um den Klimaschutz gibt uns Rückenwind.“
Ertelt: Studie versprüht viel Optimismus
Arne Ertelt (CDU): „Meine Erwartungen sind übererfüllt. Im Großen und Ganzen versprüht die Studie viel Optimismus. Die Finanzierung allerdings liegt in weiter Ferne.“
Skeptisch bleibt Rüdiger Tonn (FDP): „Viele werden begeistert sein, aber die negativen Aspekte überwiegen. Ich bin immer noch kritisch. Entlang der Trasse würden die Züge den Anwohnern quasi durch die Vorgärten fahren.“