Bergedorf. Berufsschüler vorzeitig in Betrieben oder in Ferien. BS07-Schulleiter bereitet mit Mitarbeitern den Ortswechsel vor.
Es war im August 1993, als Bernhard Schnitzler seinen ersten Arbeitstag als Berufsschullehrer an der Handelsschule Bergedorf absolvierte. Schnitzler, damals 35 Jahre alt, unterrichtete Wirtschaftsfächer und Sport: „Ein aufregender Tag, an dem Schulleiter Norbert Meincke und alle Kollegen mich super aufgenommen haben.“
Heute ist Schnitzler 61 Jahre alt, seit 2010 Schulleiter der Beruflichen Schule Wirtschaft, Verkehrstechnik und Berufsvorbereitung (BS07), wie sie heute heißt. Er managt in vorderster Reihe bis zum morgigen Freitag den endgültigen Auszug aus dem Standort Wentorfer Straße 13. Ein Quantensprung, denn die Zukunft liegt in Hamburgs modernster Berufsschule am Billwerder Billdeich, die für 35 Millionen Euro fein und zukunftsfähig für fast 1200 Schüler gemacht wurde. Seit 2016 wurde dort umgebaut.
Interaktive Displays statt Tafeln
Es gibt gute Gründe für den Standortwechsel. „Die alte Handelsschule Bergedorf ist in die Jahre gekommen“, sagt Schnitzler. Das Lehrebenen-Prinzip an der neuen BS07, in der die Gewerbeschule 20 (G20) mit der Handelsschule 17 (H17) fusionierte, lässt sich nicht in dem Schulgebäude realisieren, das am 26. Oktober 1903 als „Kaufmännisch gewerbliche Fortbildungsschule“ eingeweiht wurde.
Die Ära von Tafeln, Lehrerpult und Sitzreihen ist Geschichte. Im neuen Haus arbeiten die Berufsschüler und -lehrer mit interaktiven Displays, mobilen Unterrichtsmaterialien. Sie essen in der Mensa mit 170 Plätzen, entspannen, lernen oder kickern in Pausenhallen. Schnitzler: „Wir gehen weg vom engen Flur-Prinzip und nutzen den Raum zum Lernen. Das Haus an der Wentorfer Straße ist nicht geeignet für die Art Berufsschule, wie wir sie uns heute vorstellen.“
Mobiliar kommt erst im Sommer
Den aktuellen Umzug erledigen die 90 Mitarbeiter (davon 75 Lehrer) ohne Unterstützung der Schüler. Die wurden am Dienstag vorzeitig in ihre Betriebe oder die Ferien geschickt. Am 16. März empfängt Schnitzler das Kollegium, das nur ganz kurz Zeit hat, sich mit neuer Technik und Räumen vertraut zu machen. Am 18. März kommen die 1190 Schüler an den neuen Schulstandort. Auch sie müssen sich rasch akklimatisieren in Bergedorf-West, denn das Schuljahr ist voll im Gang. Im Mai stehen Prüfungen an.
Am Standort Billwerder Billdeich wird nicht alles sofort 100-prozentig sein. „Die Schulmöbel-Hersteller haben Not, es wird in ganz Deutschland viel bestellt“, weiß Schnitzler. Daher werden alte Stühle und Möbel mitgenommen, neues Mobiliar kann erst im Sommer geliefert werden.
Historische Schätze wiedergefunden
Er sei schon wehmütig nach 27 Jahren, sagt Schnitzler, alle hätten sich an der Wentorfer Straße wohl gefühlt, „aber das lachende Auge überwiegt“. Und das Einpacken, Aufräumen und Entsorgen förderte auch wahre Schätze zu Tage: Alt-PC von Commodore, gelötete Elektrosets aus dem Physik-Unterricht, Wetterstationen, ein altes Auto-Modell und vieles mehr.
Und wenn Freitag die Tür endgültig abgeschlossen wird? Die alte Handelsschule wird, wie berichtet, der Bergedorfer Polizei als Übergangsstandort dienen. Anschließend soll das Gebäude von der Leerstandsverwaltung von Schulbau Hamburg übernommen werden.