Schwarzenbek. Nach 42 Jahren sagt Armin Lange Tschüs: Aus Tabak Lange am Ritter-Wulf-Platz wird am 1. Juli Tabak Team.

Nach 42 Jahren ist Schluss – und aus Tabak Lange wird Tabak Team: Armin Lange hat sein Geschäft für Tabakwaren, Zeitschriften und Lotto im Einkaufszentrum an der Compestraße an die Stockelsdorfer Unternehmerin Isabel Neumann verkauft. „Ich hätte meinen Mietvertrag noch einmal um fünf Jahre verlängern und dann einen Nachfolger suchen können, aber mit fast 66 Jahren wollte ich das nicht“, sagt der jetzt 60-Jährige.

Nachfolgerin ist Isabel Neumann, Unternehmerin aus Lübeck-Stockelsdorf. Die 35-Jährige ist in dritter Generation in der Tabakbranche aktiv: Großvater Hans Gurth hatte 1960 einen Tabakvertrieb gegründet, der 1984 mit der 1911 in Bad Schwartau gegründeten Firma Friedrichsen fusionierte und seither als Tabak Team Kioske, Tankstellen und Lebensmittelgeschäfte zwischen Fehmarn und Hamburg mit Tabakwaren, Spirituosen und Süßwaren beliefert. Zudem bestückt die Firma rund 750 Zigarettenautomaten in der Region.

Tabak Team expandiert von Lübeck aus in die Region

Vor fünf Jahren hatte Neumann einen ersten Tabakshop in Lübeck unter dem Namen Tabak Team eröffnet, ein weiterer folgte in Stockelsdorf. „Dort haben wir auch die Postfiliale übernommen, sind in der 17.000-Einwohner-Gemeinde die einzige Post“, berichtet die Unternehmerin stolz.

In Schwarzenbek bleibt es hingegen beim bisherigen Sortiment mit Tabakwaren, Zeitungen und Zeitschriften sowie Lotto unter dem neuen Namen Tabak Team. Aus Stockelsdorf kommt aber der neue Shop-Leiter: Am 1. Juli wird Jimmy Wegener (33) als Leiter im Laden stehen. Er ist aber das einzige neue Gesicht: Langes Ehefrau, Gabi Lange, und die langjährige Mitarbeiterin Rita Schmidt bleiben weiterhin als Angestellte im Geschäft.

Wer sich von Armin Lange verabschieden will, hat bis Sonnabend, 27. Juni, Zeit: Um 14 Uhr schließt er sein Geschäft zum letzten Mal ab. Anschließend ist wegen Inventur bis Dienstag geschlossen, bevor der Laden als Tabak Team am Mittwoch, 1. Juli, um 7 Uhr wieder öffnet.

„Am Eröffnungstag werde ich natürlich vorbeischauen“, sagt Lange, der auch an den Wochenmarkttagen gern weiterhin seine Einkäufe in der Europastadt erledigen will. „Für meinen Ruhestand habe ich noch keinen Plan“, sagt der 60-Jährige, der aber nicht glaubt, dass ihm langweilig werden wird. Armin Lange will sich verstärkt um seine Mutter Irma kümmern und seinen Hobbys frönen: Gartenarbeit, Angeln und Sport. „Wenn du den ganzen Tag im Laden bist, musst du in deiner Freizeit raus in die Natur“, sagt der 60-Jährige.

Firmentradition startete 1978 im ehemaligen SK-Discount

Im Jahr 1978, lange vor Rathaus und Ärztehaus, entstand an der Compestraße der SK-Discount – eine Ladenpassage mit Supermarkt und 13 weiteren Geschäften. Der Hamburger Tabakwaren-Großhändler Friedrich Crone war vom Shop-in-Shop-Konzept so begeistert, dass er ein Mustergeschäft ausstattete, das vom Geesthachter Vertrieb August Schulte mit Tabakwaren beliefert wurde. Irma Lange, die bis dahin im Tabakwaren-Geschäft ihres Onkels in Trittau gearbeitet hatte, und ihr damals 18-jähriger Sohn Armin bewarben sich und begrüßten bei der Eröffnung des Einkaufszentrum am 9. November 1978 erstmals ihre Kunden.

„Die ersten Jahre hatten wir nichts Schriftliches, alles lief per Handschlag“, erinnert sich der heute 60-Jährige. Erst als Crone 1985 Schulte übernahm, ging der Mietvertrag auf Lange über. Als der SK-Discount 1988 sein zehnjähriges Bestehen feierte, war das Shop-in-Shop-Konzept schon wieder passé: Der Discounter, der später zu Sky wurde, hatte die übrigen Läden übernommen – bis auf Tabak Lange – und bot nun auf 3000 Quadratmetern ein Vollsortiment an. Im Jahr 2010 folgte der nächste Umbau: Seither waren auch Budni, Penny und die Bäckerei von Allwörden dabei. Im Zuge der Übernahme der Kieler Coop durch die Rewe-Gruppe wurde 2016 aus Sky zunächst Nah&Frisch: Seit 2017 stand der 1200 Quadratmeter große Markt leer, bis im vergangenen Jahr dort der Sonderverkaufs-Discounter Action einzog. Somit ist Tabak Lange das einzige Geschäft, das auf eine mittlerweile fast 42-jährige Geschichte zurückblicken kann.

Auf das berufliche Glück folgte im Tabak-Shop auch das private

Zehn Jahre nach der Gründung gab Irma Lange den Laden an ihren Sohn weiter, der ein Jahr später auch eine Lotto-Annahmestelle eröffnete. Das Geschäft hat Armin Lange nicht nur berufliches, sondern auch privates Glück gebracht: „Sie hat im Imbiss gegenüber gearbeitet“, erinnert er sich an die erste Begegnung mit seiner späteren Ehefrau Gabi, mit der er seit 1996 verheiratet ist. Auf 40 Quadratmetern bieten sie seither nicht nur unzählige Tabakwaren – von Zigaretten über Zigarren, Pfeifentabak bis zu E-Zigaretten – an, sondern auch 1300 Zeitungen und Zeitschriften sowie den Kartenvorverkauf für die Veranstaltungen der Kleinen Bühne und der VHS-Theatergruppe.

Aufbruchstimmung in den 1990er-Jahren war schönste Zeit

Im Rückblick sei die Aufbruchstimmung der 1990er-Jahre nach der Grenzöffnung die schönste Zeit gewesen – auch weil er damals seine Frau kennengelernt habe, zieht Armin Lange Bilanz. Doch es habe auch schwere Zeiten gegeben: Neben dem gescheiterten Versuch Anfang der 2000er-Jahre, sich mit einem zweiten Geschäft an der Lauenburger Straße breiter aufzustellen, war vor allem die Zeit des Leerstands von 2017 bis 2019 schwer. „Zum Glück haben wir die auch überstanden – Dank unserer vielen treuen Stammkunden“, sagt der 60-Jährige.

Isabel Neumann kann auf sogar 109 Jahre Firmengeschichte zurückblicken. Und trotz aller Kritik am Rauchen sieht Neumann, die selbst Zigarette und E-Zigarette raucht, die Tabakbranche nicht in der Krise: „Ich sehe unsere Branche als recht stabil an, sonst hätte ich hier auch nicht investiert.“ – „Der E-Zigarette gehört die Zukunft“, prognostiziert auch Armin Lange, der jedoch weiterhin seinen Zigaretten treu bleibt.