Hamburg. Wer Wirten in Hamburg helfen will, muss Anwohnerrechte wahren.
Wer an diesen Sommerabenden durch Treffpunkte in der Schanze oder in Ottensen streift, könnte meinen, die Pandemie sei schon vorbei. Dicht gedrängt stehen Menschen zusammen, trinken Alkohol – und nur die wenigsten tragen Masken. Und völlig unabhängig von der Gefahr einer zweiten Corona-Welle fürchten Anwohner um ihre Nachtruhe und ekeln sich vor den Hinterlassenschaften des Partyvolks.
Mit Recht warnt Katharina Fegebank als Zweite Bürgermeisterin vor einer „Ballermannisierung“. Bezirkspolitiker aller Fraktionen unterstützen ihren Kampf gegen das Cornern. Vor diesem Hintergrund wirkt es zunächst befremdlich, wenn sich diese Volksvertreter nun zugleich für Gastronomen starkmachen, die ihre Außenflächen erweitern möchten.
Viele Bewohner tolerieren Cornern – in Maßen
Und doch bedeutet dies keinen Widerspruch, im Gegenteil: Die meisten Bewohner in den sogenannten Szene-Stadtteilen tolerieren es, wenn Gäste gerade in Zeiten der Pandemie lieber draußen als drinnen sitzen möchten. Mehr noch: Viele Anwohner bangen um ihr geliebtes zweites Wohnzimmer, da fast alle Gastronomen unter massiven Corona-Einbußen leiden. Mehr Sitzplätze im Freien könnten Teil eines Rettungspakets werden.
Nur: Jede Lockerung, jede Umwandlung einer Straßenfläche bedarf klarer Regeln. Die Wirte sind in der Verantwortung, dass ihre Gäste Rücksicht auf die Anwohner nehmen. Wer das nicht schafft oder aus geschäftlichen Gründen nicht schaffen will, muss seine Plätze im Freien eben wieder abbauen.
Dies kann nur funktionieren, wenn die Polizei Verstöße konsequent ahndet. Feierwütige, die Pandemie-Regeln ignorieren, müssen mit Bußgeldern belegt werden. Und jeder Gedanke, wie man ausuferndes Cornern bekämpft, lohnt auch für die Zeit nach Corona.