Bergedorf. Bergedorfer Unternehmen plant in aller Welt nachhaltige Verkehrskonzepte
Die Machbarkeitsstudie liegt auf dem Tisch. Jetzt muss der private Investor entscheiden, ob er die 3,5 Kilometer lange Seilbahn baut, die stündlich 8000 Menschen quer durch Harare transportieren könnte. „Die Hauptstadt von Simbabwe ist immer mit Sammeltaxen verstopft. Wir könnten die fünf größten Busstationen auslagern und die Menschen in Gondeln setzen“, sagt Dr. Jürgen Perschon.
Tagesticket für 1,50 Dollar
Der Geograf setzt auf „integrierte Mobilität“ – gepaart mit Wirtschaftlichkeit: „Nach acht Jahren wäre die Investition von zwei bis fünf Millionen Euro amortisiert. Und anschließend müsste man die Seilbahn nicht – wie etwa bei U-Bahnen üblich – subventionieren“, rechnete er dem interessierten Online-Zahlsysteme-Unternehmen vor: „In Simbabwe wird kaum mit der einheimischen Währung bezahlt, man könnte für ein Tagesticket 1,50 Dollar einbehalten.“
Umweltschutz und Armutsbekämpfung
Dass Seilbahnen ein gutes Konzept für nachhaltigen Verkehr darstellen, zeigen auch Beispiele in Europa: „München will zwei U-Bahnstationen mit Seilbahnen verbinden, auch Heidelberg und Stuttgart zeigen Interesse, Istanbul und Göteborg sind mit ihren Planungen schon weit voraus“, sagt Perschon. Seine Firma Eurist am Weidenbaumsweg 13 nennt sich Institut für nachhaltigen Verkehr, will die CO2-Reduktion mit Armutsbekämpfung und Verkehrssicherheit verknüpfen.
Lehrfilme für Schulen
Gerade beauftragte das Umweltbundesamt die Bergedorfer damit, für 100.000 Euro sechsminütige Lehrfilme zu produzieren. Sie sollen gelungene Beispiele aus China, Vietnam und Dänemark zeigen. „Wir haben in 25 Städten junge Menschen zu ihren Verkehrsideen befragt. Die Filme werden 2019 an Schulen ausgegeben, samt Arbeitsblättern etwa für Gesellschaftskunde oder Wirtschaftspolitik“, sagt der Eurist-Chef.
„Ideal zwischen Steilshoop und Stadtpark“
Er selbst ist viel auf Reisen, allein wegen der Seminare für indische, chinesische und irakische Studenten, zudem besteht ein Lehrauftrag an der TU Harburg. Auch Hamburg stünde eine Seilbahn gut, meint Geograf Maximilian Heinrich: „Zwischen Steilshoop und dem Stadtpark wäre ideal. Oder man bindet die Messehallen mit den Landungsbrücken an.“
E-Bikes für Afrika
Doch zurück nach Afrika: Mit dem ehemaligen SPD-Bundesverkehrsminister Kurt Bodewig will Jürgen Perschon bei den Vereinten Nationen in New York vorstellig werden. „Wir müssen über den Verkehr in Afrika reden, damit die Chinesen nicht noch mehr billige Autos auf den Kontinent schwemmen“, sagt er. Weitaus lieber als Pkw sind ihm ohnehin Fahrräder: 2017 hatte Eurist um Spenden für E-Bikes gebeten. Mit Hilfe des Bergedorfer Rotary-Clubs kamen insgesamt 12.500 Euro zusammen – nun gibt es in Uganda drei Bike-Taxen, die schwere Säcke und Wasserkanister transportieren, aber auch Schüler oder Hebammen. Und mit dem passenden Anhänger wird das Mobil zur „Bike-Ambulanz“ und bringt Schwangere schnell zum Arzt.
Traum von einer Fahrradfabrik
Jetzt soll noch der europäische Zweiradverband von der Herstellung der robusten Rahmen und Batterien überzeugt werden. „Ich träume von einer kleinen Fahrradfabrik, die schafft auch Arbeitsplätze“, sagt Perschon.