Hamburg.

Wer immer noch bezweifelt, dass Hamburg als Wissenschaftsstandort längst über das oft behauptete Mittelmaß hinaus ist – hier kommt der bisher stärkste Beleg: Die größte Hochschule der Hansestadt darf nun den Titel einer Exzellenz-Universität tragen. Durchweg exzellent in Forschung und Lehre ist die Universität Hamburg nur durch diese Ehrung zwar mitnichten. Doch die Auszeichnung zeigt, dass erfahrene Wissenschaftler aus einer international besetzten Expertenkommission und auch Politiker aus anderen Bundesländern der Uni dauerhaft bedeutende Leistungen zutrauen.

Mit diesem Aufstieg in die erste Liga hat die Uni gute Chancen, zu den besten Hochschulen des Landes aufzuschließen. Sie wird dank ihrer Exzellenz-Krone anziehender auf Top-Forscher wirken, leichter mit starken Partnern auch im Ausland kooperieren können und mehr Fördergelder an Land ziehen. Wünschenswert ist, dass es neben den glänzenden Physikern, Klimawissenschaftlern und Manuskriptforschern bald auch großen Teilen der Geistes- und Sozialwissenschaften gelingt, sich stärker zu profilieren.

Trendwende leitete auch Katharina Fegebank ein

Die begehrte Exzellenz-Krone zu gewinnen – das hätten der Uni noch vor zehn Jahren nur die wenigsten zugetraut in der kaufmännisch geprägten Hansestadt, die zumindest in Teilen ihren Wissenschaftlern lange eher gleichgültig gegenüberstand. Der wissenschaftliche Aufschwung ist dem Engagement und der Kreativität vieler Uni-Forscher und -Mitarbeiter zu verdanken; er hängt eng zusammen mit Uni-Präsident Dieter Lenzen, der sich Skeptikern selbstbewusst entgegenstellte.

Eine Trendwende leitete auch Katharina Fegebank (Grüne) mit ein, die seit ihrem Amtsantritt als Wissenschaftssenatorin 2015 maßgeblich dafür gesorgt hat, dass Wissenschaft und forschungsgetriebene Innovationen als Themen weit vorne stehen auf der Agenda des Senats – und dass Wissenstransfer inzwischen sogar im Herzen der Stadt stattfindet, wie zuletzt beim Festival „Sommer des Wissens“.

AStA der Hochschule spricht von „prekären Arbeitsbedingungen“

Mit dem Sensationserfolg der Uni ist jedoch längst nicht alles in Butter. Die Uni warb wie die anderen staatlichen Hochschulen der Hansestadt zuletzt zwar immer mehr Drittmittel ein. Das hilft der Forschung zeitweise, es wird allerdings zu einem Problem, wenn eine Hochschule fehlende Haushaltsmittel durch externe befristete Zuwendungen kompensieren muss und sich Forscher und wissenschaftliche Mitarbeiter von einem befristeten Projekt zum nächsten hangeln müssen – darüber klagten an der Uni Hamburg zuletzt etliche Betroffene. Der AStA der Hochschule sprach von „prekären Arbeitsbedingungen“.

Marc Hasse ist Redakteur im Ressort Landespolitik.
Marc Hasse ist Redakteur im Ressort Landespolitik. © HA | Andreas Laible

Die Budgetsteigerung von jährlich 0,88 Prozent für die staatlichen Hamburger Hochschulen hat durch Inflation und steigende Personalkosten keine nennenswerte Wirkung entfaltet. Der Generalsekretär des Wissenschaftsrats mahnte kürzlich im Abendblatt-Interview, auch das Land Hamburg müsse prüfen, wie es die Grundfinanzierung seiner Hochschulen verbessern und mehr in dauerhafte Beschäftigungen vor allem für den wissenschaftlichen Nachwuchs investieren könne.

Zwar flossen seit 2015 über die Landesforschungsförderung zusätzlich 30 Millionen Euro in ausgewählte Exzellenzbereiche der Uni. Ein großer Wurf, der auch die Arbeits- und Studienbedingungen erheblich verbessert, sieht jedoch anders aus.

Im Herbst beginnen die Verhandlungen der Stadt mit den Hochschulen über das Budget ab 2020. Dabei sollte sich der Senat um Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) zu einem deutlichen Zuschlag bei der Grundfinanzierung durchringen.