Bergedorf. Gartenprojekte in den Vier- und Marschlanden bereiten Saisonstart mit Sicherheitsvorkehrungen vor. Nachfrage ist deutlich gestiegen.
„Die Menschen möchten wissen, wo ihre Lebensmittel herkommen.“ Diesen Trend beobachtet Tobias Paulert seit etwa fünf Jahren. Mit seinem Unternehmen „Ackerhelden“ mit Sitz in Essen bietet er seit sieben Jahren deutschlandweit und auch in Österreich Parzellen zur Selbsternte an. Seit einem Jahr auch auf dem Gelände der Ackerperlen in Spadenland.
Bedürfnis nach einem Hobby und frischer Luft verstärkt den Trend
Corona habe den Trend zur Selbsternte noch verstärkt, so Paulert. „Wir spüren eine sehr hohe Nachfrage.“ Neben dem Wissen, woher das Gemüse komme, würde das Bedürfnis an die frische Luft zu kommen und ein Hobby zum Stressabbau zu haben, dabei eine Rolle spielen, ist der Ackerhelden-Geschäftsführer überzeugt.
Insgesamt 50 Bio-Gemüsegärten der Ackerhelden gibt es in Spadenland (In der Weide 8). Die jeweils 40 Quadratmeter großen Gemüsegärten sind mit 150 Bio-Jungpflanzen vorbepflanzt. Für 199 Euro können vom 15. Mai bis 30. November Kürbis, verschiedene Salate, essbare Blüten oder Spinat geerntet werden. Derzeit sind noch weniger als 15 Gärten zu vergeben. Buchbar im Internet: ackerhelden.de.
Relax-Parzelle macht es Neueinsteigern noch einfacher
Zwei weitere Anbieter bieten in den Vier- und Marschlanden Parzellen an: Susanne Drengemann und Peter Kreipe starten mit ihrem Erlebnisgarten Hamburg am 10. Mai in die elfte Saison. Die Übergabe der bepflanzten Parzellen am Kirchwerder Marschbahndamm 289 werde in diesem Jahr aufgrund der Coronabeschränkungen bewusst entzerrt: Den zahlreichen Stammgästen müssten sie sowieso nicht mehr viel erklären, die neuen Hobbygärtner werden zu unterschiedlichen Zeiten eingeladen, damit sich nicht zu viele Menschen gleichzeitig auf der Anlage befinden, erklärt Susanne Drengemann.
Von den 67 Parzellen sind noch ein paar zu vergeben. Darunter auch die neue „Relax-Parzelle“, die Neulingen den Einstieg noch leichter machen soll. „Sie ist nur mit einfachen Kulturen bepflanzt, die nicht so viel Zeit brauchen, aber trotzdem eine Ernte garantiert ist“, erklärt Susanne Drengemann.
Die Preise variieren: 99 Euro inklusive Bewässerung für eine Relax-Parzelle (21,5 Quadratmeter), 179 Euro für eine 43 Quadratmeter zum Selbstgießen bis 349 Euro für 85 Quadratmeter mit Bewässerung. Internet: erlebnisgarten-hamburg.de.
Saisonstart ohne traditionelle Eröffnungsfeier
In Ochsenwerder nahe der Kirche St. Pankratius darf auf Sannmanns Biogärten ab dem 16. Mai wieder geackert werden. Auf die Eröffnungsfeier zum Saisonstart wird in diesem Jahr allerdings verzichtet. Für die Einführung können Termine gebucht werden, um die Anzahl der Hobbygärtner auf der Anlage zu beschränken, berichtet Biogärten-Beraterin Andrea Madadi. Die Nachfrage sei auch hier in den vergangenen Wochen noch einmal deutlich gestiegen: „Es sind noch wenige zu vergeben“, sagt Andrea Madadi. Insgesamt gibt es 90 Parzellen. Die 45 oder 22,5 Quadratmeter großen Gärten sind mit 20 Bio-Gemüsesorten bepflanzt und werden bewässert. Eine Saison bis 14. November kostet 289 Euro oder 179 Euro für die halbe Parzelle. Internet: sannmanns-biogaerten.de.
Wenn keine Selbsternte, dann eben Straßenverkauf
Jantje Schumacher will mit ihrem Mitmachgartenbau am 22. Mai in die neue Saison starten. Kunden können am Warwischer Hauptdeich 72 selbst zu Schaufel und Hacke greifen und frisch ernten, was sie mit nach Hause nehmen möchten. Die vorbereitende Feldarbeit hat bereits begonnen. Ob die Selbsternte ab Mitte Mai tatsächlich so möglich ist, will Jantje Schumacher abwarten. „Auf regionales und ungespritztes Gemüse und Obst muss nicht verzichtet werden. Dann gibt es eben einen Straßenverkauf. Mit oder ohne Selbstbedienung – mal schauen“, sagt sie. Internet: mitmachgartenbau.de.
Für Ernteanteile gibt es jede Woche Gemüse im Depot
Bei der Solidarischen Landwirtschaft (SoLawi) Vierlande gibt es ebenfalls frisches regionales Gemüse, geerntet wird aber nicht selbst: Auf dem Hof Eggers (1,25 Hektar Freiland) in Kirchwerder und am Neuengammer Hinterdeich (0,25 Hektar Freiland und 800 Quadratmeter unter Glas) wird von den drei angestellten Gärtnern nun fleißig gepflanzt, dabei auf den biologisch-organischen Anbau von Gemüse nach den Kriterien des Bioland-Verbandes geachtet. Die Gärtner übernehmen auch die Ernte, die dann unter den Mitgliedern aufgeteilt wird.
Bei der Bieterrunde im Januar waren die Ernteanteile schnell vergeben – knapp 70 ganze Anteile und 134 halbe Anteile. Ein Ernteanteil reicht in der Regel für zwei Erwachsene und ein Kind. Die Ernteanteile werden wöchentlich deponiert. „Unsere Warteliste ist derzeit eher kurz“, sagt Gärtner und Mitinitiator Ole Halver. „Wer sich jetzt darauf setzen lässt, der hat gute Chancen auf einen Einstieg in der laufenden Saison.“
Allein sechs Depots im Bezirk Bergedorf
Die Mitglieder holen sich ihre wöchentliche Ration aus Depots. In Bergedorf-West wurde jüngst Depot Nummer neun eingerichtet. Im Bezirk Bergedorf gibt es insgesamt sechs Depots. Drei weitere befinden sich in der Hamburger Innenstadt.
Durch die Coronakrise ist das Projekt nicht allzu stark eingeschränkt: „Bei der Ernte tragen wir allerdings sicherheitshalber immer Mundschutz und Handschuhe“, sagt Ole Halver. Natürlich werde auf den korrekten Abstand geachtet, wurden Verhaltens-Tipps und Hygiene-Hinweise zur Handhabung der Depots an die Mitglieder herausgegeben. Internet: solawi-vierlan.de.