Geesthacht. Um das Jugendaufbauwerk in Geesthacht gibt es seit Jahren Diskussionen. Die Bildungseinrichtung ist teuer für die Stadt.
Das Jugendaufbauwerk (JAW) in Geesthacht steht vor dem Aus. Zum kommenden Sommer sollen die Maßnahmen vor Ort eingestellt werden. Wann der letzte Tag in den Werkstätten am Ilenweg ist, hängt davon ab, welche Förderungen dann noch laufen werden. Geesthacht ist Träger des hiesigen JAW in Kooperation mit der Perspektive Bildung gGmbH. Diese organisiert seit 2013 auch die Angebote.
Im Jahr 2015/16 seien noch 140 Jugendlichen in Maßnahmen zu Ausbildung- und Bildung gewesen, jetzt nur noch 44, teilte Christoph Wieck vom Fachbereich Bildung und Soziales auf dem jüngsten Sozialausschuss mit. „Das ist eine dramatische Entwicklung.“
Berufsbildungsmaßnahmen sind Kerngeschäft des JAW
Um das JAW gibt es bereits seit Jahren Diskussionen, die Bildungseinrichtung ist teuer für die Stadt. 250 000 Euro stehen seit 2018 als Minus im Haushalt, sollen auch in den Folgejahren Bestand haben. Schon vor zwei Jahren gab es Stimmen, die eine Notbremse forderten. Petra Burmeister (SPD) etwa rechnete damals vor, dass das JAW die Stadt Geesthacht zwischen 2006 und 2017 insgesamt etwa 3 bis 3,5 Millionen Euro gekostet habe. Wobei nicht einmal die Hälfte der geförderten Jugendlichen in der Vergangenheit aus Geesthacht stammten. „Wir finanzieren als Stadt mit unserem Geld Jugendliche aus ganz Schleswig-Holstein“, sagt Ali Demirhan (Grüne), der ebenfalls zu den Kritikern des JAW gehört. Er kann sich vorstellen, dass die Werkstätten in dem der Stadt gehörenden Gebäude künftig von der benachbarten Bertha-von-Suttner-Schule genutzt werden könnten.
Wieck: „Die Situation ist für das JAW immer schwieriger geworden. Insbesondere im Werkstattbereich sind immer weniger Maßnahmen ausgeschrieben worden.“ Diese wurden in der Vergangenheit von Arbeitsagentur, Jobcenter, dem Land, dem Bund und der EU finanziert. Jugendliche und Jungerwachsene mit geringen Chancen auf dem Arbeitsmarkt sollten durch Erlangung handwerklicher Fertigkeiten ihre Perspektiven verbessern. „Berufsbildungsmaßnahmen sind das Kerngeschäft des JAW. Hier hat die Bundesagentur für Arbeit seit zwei Jahren keine Maßnahmen mehr ausgeschrieben, es wird verstärkt auf ambulante Maßnahmen gesetzt“, erläutert Christoph Wieck.
Zahl der Klienten ist geschrumpft
Ambulant bedeutet, dass die Schüler viel eher abgeholt würden, dass Mitarbeiter zur Förderung bereits in Schulen tätig seien. Hintergrund sei eine Veränderung in der pädagogischen Konzeption. Es werde überdacht, ob das, was noch vor zwei, drei Jahren gemacht wurde, noch der richtige Weg sei, so Christoph Wieck. Was die Situation zuletzt noch verschärft hat: Die Zahl der Klienten, die Förderungen benötigen würden, ist geschrumpft – wegen der guten Konjunktur. „Viele haben einen Ausbildungsplatz bekommen wegen des Fachkräftemangels“, weiß Christoph Wieck
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Er verspricht: In die Arbeitslosigkeit solle keiner der städtischen Mitarbeiter entlassen werden. Von acht Mitarbeitern 2018 sind drei übrig. Für die anderen hätten sich bereits Arbeitsplätze in der Verwaltung ergeben. Von den Verbliebenen werde einer in Rente gehen, einer zu einem Fachdienst wechseln, und für den dritten werde sich auch etwas finden.
Christoph Hinrichs (Linke) geht die Schließung gegen den Strich. „Wir haben als größte Stadt des Kreises dann in Geesthacht alles, was mit Berufsbildung zu tun hat, verloren“, sagt er auch mit Blick auf die Schließung des Berufsbildungszentrums. „Einige Jugendliche brauchen ein wenig mehr Zeit – die nehmen wir ihnen hier.“