Geesthacht. Ob das Projekt unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten realisierbar ist, steht noch nicht fest, warnt Wirtschaftsminister Bernd Buchholz.

Die Begeisterung in der Stadt über einen scheinbar näherrückenden Bahnanschluss von Geesthacht nach Bergedorf – war sie verfrüht? Denn nachdem die Gutachter der Planungsbüros ihre Untersuchung am Mittwoch im Kieler Verkehrsministerium vorgestellt hatten, gab es durchaus skeptische Töne.

Anwesend waren Verkehrsminister Bernd Buchholz, Landrat Dr. Christoph Mager und nun doch noch Geesthachts Bürgermeister Olaf Schulze. Aus Hamburg Verkehrsstaatsrat Andreas Rieckhof, dazu Vertreter des Bezirks Bergedorf, des Landkreises Harburg und des Verkehrssektors (Nah.SH, VHH und HVV).

Es seien noch viele Fragen zu klären, gab etwa Verkehrsminister Bernd Buchholz (FDP) aus Schleswig-Holstein mit Blick auf die Finanzierung zu bedenken. „Ob ein solches Projekt überhaupt realisierbar ist unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten, steht noch nicht fest.“ Es seien bestimme Dinge möglich – aber die seien teuer. Immerhin: „Teuer, aber machbar“, setzte er nach.

Kosten relativ hoch, die Fahrgastzahlen überschaubar

Verkehrsstaatsrat Andreas Rieckhof stellte mit Blick auf kaum 2500 Nutzer am Tag klar: „Die Kosten sind relativ hoch, der Fahrgastzuwachs ist relativ überschaubar.“ Zudem stehe das Projekt in Konkurrenz zu anderen, so der Entwicklung mehrerer U-Bahnlinien, zur Verlängerung der S 4 nach Oldesloe und der Stärkung der S 21 . Rieckhof möchte zunächst Fragen klären. Etwa, ob die Baukostenprognosen für Brücken realistisch sind oder ob diese viel größer ausfallen. „Dann erst wird man sehen, ob das wirtschaftlich machbar ist“, meinte er.

Hintergrund: In dem vorgestellten Papier würden auf Hamburger Gebiet – je nach der gewählten Variante der Streckenführung – zumindest Überführungen notwendig über den Curslacker Heerweg (9 Mio. Euro), die Vierlandenstraße (7,5 Mio. Euro) und im Bereich Weidenbaumsweg (12,7 Mio. Euro). Die teuerste Variante (mit „Durchbindung“ an Hamburger Hauptbahnhof über S-Bahn, Straßenbahnmodus nach Bergedorf im 20-Minuten-Takt) würde demnach mit einer Einmalzahlung in Höhe von 168,21 Millionen Euro plus jährlichen Kosten von 23,46 Millionen Euro zu Buche schlagen, die günstigste Variante mit noch 39,66 Millionen Euro plus jährlichen Kosten von 15,97 Millionen Euro (Straßenbahn nach Bergedorf im 10-Minutentakt, Umstieg in die S-Bahn). Die Brückenkosten kämen jeweils noch hinzu.

Neue Bahnübergänge für Escheburg und Börnsen

Auch in Schleswig-Holstein müsste in Bahnübergänge (etwa in Escheburg und Börnsen) investiert werden, zudem in eine Ausweichstelle, an der sich entgegenkommende Züge begegnen könnten. Außerdem wäre ein großer Pendlerparkplatz vorgesehen.

Es gebe keine Präsentation der fertigen Studie, sondern ein Treffen der Beteiligten, bei dem die Gutachter den momentanen Arbeitsstand vorstellen werden, hatte Nah.SH-Sprecher Dennis Fiedler all zu hohe Erwartungen bereits im Vorfeld gedämpft. „Es wird insofern auch kein Ergebnis geben.“ Nun soll eine Kosten/Nutzen-Betrachtung weiter Klarheit bringen. Ist die Studie schließlich abgeschlossen, soll es auch einen Termin für die Präsentation in Geesthacht geben.

Bürgermeister Olaf Schulze war trotz allem doch zufrieden: „Für Geesthacht ist es eine gute Nachricht, dass die Nutzung der Bahntrasse weiter hinterfragt wird.“