Bergedorf. Bergedorf. Politik und Investor streiten über Dichte der Bebauung. Bezirksamt lobt die Pläne dagegen als attraktiv und zeitgemäß.

Die Frage von FDP-Fraktionschefin Sonja Jacobsen war ebenso provokant wie folgenreich: „Hat der Investor das Bezirksamt erpresst?“, wollte sie im jüngsten Stadtentwicklungsausschuss mit Blick auf das künftige Neubaugebiet Weidensteg zwischen Schleusengraben und Weidenbaumsweg wissen. Für Jacobsen ist nicht nachvollziehbar, warum der Bezirk erst jahrelang für die dort geplante Brücke über den Schleusengraben verhandelt und der Politik jetzt zwar endlich den Bau verkündet, aber gleichzeitig die Erhöhung der Zahl der zu genehmigenden Wohnungen im Weidensteg von 540 auf 744 empfiehlt.

„Bergedorf ist für mich ein Herzensprojekt“

Das ließ den Investor und 50-prozentigen Grundeigentümer Hans-Werner Maas, unter anderem Projektentwickler des Hamburger Porsche-Zentrums, das Rednerpult stürmen. „Ich habe es nicht nötig, mich in Bergedorf mit einer Grundstücksentwicklung zu bereichern“, stellte er in einer zehnminütigen Rede klar, verwies auf seine Kindheit und Jugend in ärmlichen Verhältnissen im Bezirk. „Ich plane hier seit zehn Jahren schon ein hochwertiges Wohnquartier mit einem der besten Architektenbüros, nämlich Heitmann-Montúfar. Bergedorf ist für mich ein Herzensprojekt.“

Dickes Lob vom Baudezernenten

Die Wertigkeit des Weidenstegs unterstrich auch Bergedorfs Baudezernent Uwe Czaplenski: „Nach Jahren durchaus auch mühsamer Verhandlungen mit dem Investor ist es uns gelungen, die Planung eines wirklich anspruchsvollen Quartiers zu forcieren, mit zentralem Platz, gut integriertem Nahversorgungszentrum, herausragender Architektur und attraktiven Wegebeziehungen zum Wasser von Schleusengraben und Kampbille.“

Sorgsam mit begrenzter Fläche umgehen

Die gewachsene Wohnungszahl sei zum Großteil Resultat des heute als zeitgemäß geltenden Überbaus von Supermarkt, Geschäften und zugehörigen Parkflächen mit mehrgeschossigen Wohngebäuden und Grünflächen. „Hamburg muss sorgsam mit seiner begrenzten Fläche umgehen. Genau das tun wir“, warb Czaplenski für die Freigabe der Pläne durch den Ausschuss: „Wir wollen endlich loslegen – auch mit dem Bau der Brücke und des wichtigen Rad- und Wanderweges am Schleusengraben ins Bergedorfer Zentrum.“

Politik vertagt Entscheidung

Ganz so schnell wir es nicht gehen: Auf Antrag von SPD und Linken überwies der Ausschuss die Entscheidung in seine Sitzung am 2. Oktober (18 Uhr; Rathaus, Wentorfer Straße 38). Ob es dann grünes Licht gibt, ist keinesfalls sicher, so SPD-Fraktionschef Paul Kleszcz: „Die vorliegenden Pläne mögen zu Hamburg passen. Aber wir müssen uns die Frage stellen, ob das der richtige Maßstab für Bergedorf ist“, erinnerte er indirekt an die einst hochtrabenden Pläne des Stuhlrohrquartiers. Die hatte die Lokalpolitik beschlossen, ehe diese 2018 von einer Bürgerinitiative deutlich gestutzt worden waren.