Schwarzenbek. Kinder und Jugendliche sollen noch mehr an Entscheidungen beteiligt werden. Schwarzenbek ist in diesem Punkt bereits seit vielen Jahren weit vorn.

Schleswig-Holstein belegt bundesweit einen Spitzenplatz, was die Umsetzung von Kinderrechten angeht. Das ist das Ergebnis der Studie „Kinderhilfe-Index“. Auch in Schwarzenbek versuchen Politik und Verwaltung, Kinder und Jugendliche so gut wie möglich bei Entscheidungen zu beteiligen. Das hapert allerdings momentan ein wenig daran, dass sich der Kinder- und Jugendbeirat im Jahr 2017 mangels Interesse seitens der jungen Schwarzenbeker aufgelöst hat.

Jugend-Aktiv-Team mischt mit

Da sich über längere Zeit keine Kandidaten fanden, gibt es seit knapp einem Jahr das sogenannte Jugend-Aktiv-Team. „Jugendliche binden sich nicht so gern in festen Strukturen. Das Team ist eine offene Form der Beteiligung, bei der jeder kommen und mitmachen kann, wenn ihn ein Thema interessiert. Das kommt bei den Jugendlichen gut an, möglicherweise entsteht daraus ja irgendwann mal wieder ein Kinder- und Jugendbeirat“, sagt Jana Kreß. Die Mitarbeiterin des Jugendtreffs hat eine Zusatzausbildung als Partizipations-Moderatorin gemacht, um die Arbeit im Jugend-Aktiv-Team zu begleiten.

Projekt: Pfand gehört daneben

Die Jugendlichen treffen sich jeden zweiten und vierten Montag im Monat um 17 Uhr im Jugendtreff Korona an der Hans-Böckler-Straße 2. Erstes Projekt sind Pfandsammelbehälter, die an Papierkörben in der Stadt montiert werden sollen. Der Gedanke der Aktion „Pfand gehört daneben“: Es können dort Pfandflaschen abgelegt werden, damit Bedürftige diese sammeln können, ohne entwürdigend im Müll wühlen zu müssen. „Die Behälter sind bestellt und werden demnächst vom Bauhof montiert“, sagt Jana Kreß.

Auch bei den Planungen für die neue Sportanlage an der Schützenallee und den Wohnpark Dreiangel waren die Jugendlichen in Workshops beim Jugendtreff eingebunden.

„Unser Ziel ist es aber, langfristig wieder einen richtigen Kinder- und Jugendbeirat als Interessenvertretung der jungen Schwarzenbeker in den politischen Gremien zu etablieren“, sagt Stadtjugendpfleger Norbert Lütjens.

Jugendliche sollen sich einbringen

Die Kinder- und Jugendbeteiligung beispielsweise bei Bauvorhaben ist in Schleswig-Holstein seit 2010 vorgeschrieben. In anderen Bundesländern ist das häufig eine „Kann-Bestimmung“. „In diesem Punkt sind wir bundesweit Vorreiter. Wir wollen, dass sich Kinder und Jugendliche einbringen und mitmischen. Es wird Zeit, dass auch auf Bundesebene Kinder noch mehr Gehör finden. Die Aufnahme von Kinderrechten ins Grundgesetz ist dazu ein überfälliger Schritt“, betont Schleswig-Holsteins Jugendminister Heiner Garg (FDP).

In Schwarzenbek war die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen im politischen Prozess schon lange üblich. Bereits zu Beginn der 2000er-Jahre hatte der damalige Bürgervorsteher Eckhard Gerber (CDU) regelmäßig Jugendkonferenzen im Schwarzenbeker Rathaus abgehalten. Der erste Kinder- und Jugendbeirat mit Rede- und Antragsrecht in den Ausschüssen ging 2009 an den Start.