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Manch einer liebt es im Strandkorb sitzend auf das Meer zu schauen und den Wellengang zu beobachten. Wieder andere haben sich zu Hause im Garten einen Strandkorb hingestellt, um ein wenig Urlaubsfeeling zu schaffen. Und in Aumühle, da gibt es einen sogenannten Waldkorb, der mitten im Wald steht und sogar zum Übernachten einlädt. Um sich eine kleine Auszeit vom Stadtleben zu gönnen, genau das richtige Erlebnis.

Ich packe meine Fahrradtaschen und radele von Hamburg (Barmbek-Süd) aus gerade einmal 24 Kilometer zum Forsthaus Friedrichsruh nach Aumühle. Von hier aus sind es nur noch 800 Meter zum Waldkorb. Zunächst trete ich in das Forsthaus hinein. Chefin Julia Andor begrüßt mich herzlich und fragt, wie meine Anreise war.

Im Foyer trifft Moderne auf Klassik

Wir kommen ins Gespräch, gleichzeitig beeindruckt mich der Anblick des großen Foyers. Hier trifft Moderne auf Klassik: Es gibt mehrere Wildtier-Geweihe an den Wänden, aber auch Designer-Lampen an den Decken. Dazu kommen waldgrüne, orange, braune und weiße Farben, die in Deko, Mobiliar und Wandfarbe aufgegriffen werden. Julia Andor gibt ein paar Infos zur Geschichte des Hauses: „Das Forsthaus Friedrichsruh wurde 1874 im Sachsenwald erbaut und 2014 mit viel Feingefühl und Liebe zum Detail zu neuem Leben erweckt.“ Man habe versucht Altes und Neues in humorvoller Weise zu kombinieren.

Ich bekomme eine kleine Hausführung, zum Schluss gehen wir an einer Bar vorbei in die sogenannte „Max-Schmeling-Halle“. „Das ist unser Restaurantbereich und so benannt, da die Boxerlegende hier historisch verwurzelt ist. Er war ein Freund der Familie Bismarck und trainierte Ende der 30er-Jahre in der eigens für ihn angelegten Halle.“ Die Speisekarte hält regionale Spezialitäten wie Wildfleisch mit Kräutern aus dem Sachsenwald bereit.

Die Betreiber bieten sogar eigenes Bier an

An der Feuerstelle können es sich die Gäste gemütlich machen.
An der Feuerstelle können es sich die Gäste gemütlich machen. © Isabella Sauer | Isabella Sauer

Im April 2019 hat Andor gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Marc Matthias das Restaurant samt der verschiedenen Übernachtungsmöglichkeiten übernommen. Beide haben im Gastronomie- und Hotelgewerbe gelernt, Hotelbetriebswirtschaft studiert und in verschiedenen Häuser in Deutschland gearbeitet. „Irgendwann hatten wir den Wunsch, uns selbst verwirklichen zu wollen“, sagt die gebürtige Ratzeburgerin, die nun gemeinsam mit ihrem Partner in Börnsen wohnt.

Marc Matthias steht hinter dem großen Tresen, und während er ein paar Gläser ausspült, erzählt er, dass hier sogar eigenes Bier namens „Förstbräu“ ausgeschenkt wird. Das Craft Beer wird von der Landgang-Brauerei in Hamburg gebraut. Ich bekomme zum Testen ein frisch gezapftes Bier und ja, es schmeckt!

Mit Klappspaten und Nachtsichtgerät geht es in den Wald

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. © Unbekannt | Unbekannt

Dann geht es los, das Abenteuer Waldkorb. Marc Matthias holt einen Bollerwagen hervor, der prall gefüllt ist. So gibt es darin einen Picknickkorb mit Sandwich, Weingläsern, Wein, Oliven, Feigen und Käse. Aber auch Utensilien wie ein Nachtsichtgerät, Mückenspray, Brennholz, Wasserkanister und – ganz wichtig – einen Klappspaten samt Toilettenpapier. Denn: Mein stilles Örtchen für die Nacht ist der Wald. Wir ziehen gemeinsam den Wagen hinter uns her, vorbei an drei Ferienhäusern, in denen zehn Hotelzimmer eingerichtet worden sind. „Die Zimmer haben teilweise einen Kamin und manche haben einen Schlafboden für Kinder“, sagt Matthias.

Während wir immer weiter in den Sachsenwald hineinlaufen, erzählt er, dass es noch drei Ferienwohnungen gibt. „Wir haben noch ein wunderschönes Landhaus mit drei Schlafzimmer, drei Badezimmern und drei Kaminen. Dann noch ein romantisches Cottage und die Oberförsterei. Und hier, hier haben wir unseren Waldkorb“, und wir biegen rechts ab in einen noch schmaleren Weg, bis wir auf eine Lichtung kommen. Der Anblick ist beeindruckend: Umringt von hohen Bäumen steht mitten auf einer Rasenfläche ein überdimensionaler Hochsitz, genannt Schlafkanzel. Die Höhe: etwa zwei Meter. Fahrrad und Bollerwagen lassen sich darunter gut abstellen.

Der Ausblick von oben ist einmalig

Marc Matthias und Julia Andor bieten ein eigenes Bier an.
Marc Matthias und Julia Andor bieten ein eigenes Bier an. © Isabella Sauer | Isabella Sauer

Nachdem wir das Schloss geöffnet haben und Treppenstufen hochgelaufen sind, befinden wir uns auf dem Hochsitz. Hier gibt es eine Sitzgarnitur samt Tisch, den Wald- beziehungsweise Strandkorb und eine Kiste, in der Gepäck untergebracht werden kann. Der Ausblick von hier oben ist einmalig: direkt in den Wald hinein, Bäume, einfach überall nur Bäume. Die Sonne blinzelt ganz vorsichtig hindurch.

Nachdem mir Marc Matthias eine kurze Einweisung gegeben hat, zieht er wieder los zum Forsthaus. Nun bin ich ganz allein, mitten im Wald. Ich setze mich auf einen Stuhl, genieße den Ausblick, schenke mir ein Glas Wein ein und esse ein paar Oliven. Ich lasse meinen Blick umherschweifen, folge jedem noch so kleinen Geräusch. Manchmal zucke ich leicht zusammen, wenn der Wind die Blätter rascheln lässt und ich denke daran, wie es wohl in der Nacht sein wird.

Platz genug zum Umziehen ist in dem Waldkorb

Gegen 22 Uhr will ich mich auf die Holzbank vor der Feuerschale setzen und es mir gemütlich machen. Dann stelle ich allerdings fest, dass es in dem Bollerwagen kein Feuerzeug gibt. Schade! Stattdessen stapfe ich also wieder den Hochsitz empor und überlege, wie ich mich wohl am besten bettfertig machen kann. Ich kippe etwas Wasser vom Kanister in die weiße Waschschüssel, putze mir die Zähne. Dann klappe ich zum ersten mal den Waldkorb auf, der im Prinzip wie ein Strandkorb funktioniert. In der Rückenlehne gibt es eine Ablagefläche, Bücher liegen herum. Ein Glas Wasser passt leider nicht darauf. Ich ziehe den Korb zu, um mir meinen Schlafanzug anzuziehen. Das klappt gut: Ich bin 1,72 Zentimeter groß und habe genug Luft nach oben.

Bevor ich mich unter die dicke Bettdecke kuscheln kann, muss ich dann doch noch mal ein stilles Örtchen im Wald suchen. Als ich wieder auf dem Hochsitz stehe, hoffe ich, dass mir dieser Gang heute Nacht erspart bleibt. Ich lege mich in meinen Waldkorb, klappe die Abdeckung herunter und fühle mich wie in einer Art Kapsel. Obwohl er ganz dicht zu sein scheint, strömt frische Luft an meiner Nase vorbei – herrlich. Ich drehe meinen Kopf nach links und rechts und bin erstaunt, dass es zu beiden Seiten hin Bullaugen gibt. Wow, während ich also im Bett liege, kann ich tatsächlich das Geschehen im Wald beobachten.

Von einem Uhu geweckt

Ich liege lange wach, nehme viele noch so kleine Geräusche wahr, denke nach. Immer wieder greife ich zum Nachtsichtgerät, schaue damit durch die Bullaugen und hoffe, ein Reh oder ein Wildschwein zu entdecken. Leider erfolglos. Am nächsten Morgen werde ich von einem Uhu geweckt, auch anderes Vogelgezwitscher ist zu hören. Die Sonne blinzelt durch die Bäume.

Ich entscheide mich dazu, den Korb zu öffnen, frische Luft kitzelt meine Nasenspitze. Was für ein einmaliges Erlebnis, denke ich, als ich mich noch einmal in meine Bettdecke verkrieche und nun auf den strahlend blauen Himmel blicken kann. Ich komme schnell zu einem Fazit: Diese Nacht mitten im Sachsenwald war einmalig. Beim nächsten Mal würde ich mich gern zu zweit auf die Pirsch begeben, um dann doch einmal Hase und Igel Gute Nacht sagen zu können. Alleine habe ich mich dann doch sicherer damit gefühlt, den Waldkorb die Nacht über zu schließen.

Tipps für Ausflüge im Sachsenwald

Sport treiben: Einfach durch den Sachsenwald spazieren und ausgeschilderten Routen folgen.

Entspannen: Naturfreibad Sachsenwald-Bad Tonteich
(Am Tonteich 35 in Wohltorf), Öffnungszeiten täglich von 7 bis 13 Uhr und von 14 bis 20 Uhr,
Eintritt für Erwachsene 6 Euro und für Kinder 3 Euro.

Anschauen: Bismarck-Museum (Am Museum 2 in Friedrichsruh), Öffnungszeiten Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr.

Spaß haben: Hochseilgarten Schnurstracks (Holzhof 2 Aumühle), Öffnungszeiten Mittwoch und Donnerstag 13 bis 19 Uhr, Freitag 13 bis 20 Uhr, Sonnabend und Sonntag 10 bis 20 Uhr. Erwachsene 25 Euro, Kinder und Jugendliche bis 17 Jahre 19 Euro. Familienkarte zwei Erwachsene plus zwei oder mehr Kinder 75 Euro.

Anreise und Kontakt

Anreise: Über die Autobahn 24 in Richtung Reinbek fahren, dann die Autobahnausfahrt Reinbek/Glinde nehmen und der K 80 folgen. Weiter bis Aumühle, Beschilderungen zum Forsthaus Friedrichsruh folgen. Mit der S-Bahn 21 vom Hauptbahnhof Hamburg aus bis Haltestelle Aumühle.

Kosten: Übernachtung für zwei Personen ab 90 Euro.

Weitere Infos unter www.forsthausfriedrichsruh.de

Kontakt: Julia Andor/Marc Matthias, Forsthaus Friedrichsruh, Ödendorfer Weg 5,
21521 Aumühle. E-Mail: info@forsthausfriedrichsruh.de, Telefon 04104/6 99 28 99.