Lohbrügge. Senatorin Cornelia Prüfer-Storcks will in ärmeren Quartieren Gesundheits- und Sozialberatung bündeln. Lohbrügge ist im Gespräch.
Wo sich soziale Problemlagen häufen, viele Arbeitslose und Grundsicherungsempfänger leben, dazu Jugendliche ohne Schulabschluss – da sind die Menschen auch häufiger krank. Und so möchte Hamburgs Gesundheitsbehörde in jedem Bezirk ein „lokales Gesundheitszentrum“ etablieren, das auch die sozialen Hilfen für die Bevölkerung im Blick hat. Ab sofort können sich gemeinnützige Träger bewerben, um mit jährlich 100.000 Euro ein solches Zentrum zu betreuen, dazu steuert die Sozialbehörde eine halbe Personalstelle für Sozialbetreuung bei.
Morgen in Lohbrügge
Ob das auch eine Idee für Lohbrügge sein könnte, will der SPD-Distrikt am Donnerstag von Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks erfahren, die um 19 Uhr ins Soziale Zentrum am Harders Kamp 1 zum Thema „Gesundheit und Pflege“ spricht. „Insbesondere der Mangel an Fachärzten wie Gynäkologen, Haut- und Kinderärzten, ist uns ein Dorn im Auge. Auch wir müssen den negativen Auswirkungen von sozialer Lage und Bildungsstand auf den Gesundheitszustand der Menschen entgegenwirken“, sagen die einladenden Politiker Michael Schütze und Simone Gündüz.
Kooperation mit Pflegediensten
Kern eines lokalen Gesundheitszentrums wäre mindestens eine haus- und/oder kinderärztliche Praxis, eine moderne Form der „Gemeindeschwester“ und eine Sozialberatung. Zudem, so die Behörde, möge es Kooperationen mit Pflegediensten geben, mit sozialen Angeboten wie Verbraucherschutz und Migrantenarbeit sowie gesundheitliche Angebote, zu denen Suchtberatung und eine psychotherapeutische Versorgung zählt.
Vorbild „Gesundheitskiosk“
Senatorin Prüfer-Storcks (SPD) ist vom Sinn einer Verzahnung der Angebote überzeugt: „Menschen mit niedrigem Einkommen und geringer Bildung leben häufig ungesund, haben mehr chronische Erkrankungen und eine geringere Lebenserwartung. Wir wollen gleiche Gesundheitschancen für alle Hamburger.“
Als Vorbildprojekt sieht sie den „Gesundheitskiosk“ in Billstedt-Horn (Möllner Landstraße 18), der 2017 nach einer finnischen Idee gegründet wurde sowie die Poliklinik auf der Veddel. Sie versteht sich als Stadtteil-Gesundheitszentrum und bietet ebenfalls mehrsprachig interdisziplinäre Hilfen an.
Viele Senioren und Migranten im Quartier
Ob der Stadtteil Lohbrügge den Auswahlkriterien entspricht, muss geprüft werden. Immerhin leben hier besonders viele Senioren (23,3 Prozent), haben 40,5 Prozent der Bevölkerung einen Migrationshintergrund. Auch die Zahl der Alleinerziehenden ist hoch (28,9 Prozent aller Haushalte mit Kindern, im Vergleich dazu liegt der Durchschnittswert im Bezirk bei 15,1 Prozent).
Zugleich jedoch ist Lohbrügge medizinisch relativ gut aufgestellt: Das Statistikamt Nord zählte hier zuletzt 45 niedergelassene Ärzte, darunter 17 Allgemeinmediziner und 26 Zahnärzte.
„Wir sind gerade erst in der Startphase“, sagt Dennis Krämer. Der Sprecher der Gesundheitsbehörde betont, dass die Ausschreibung für ein Gesundheitszentrum im Quartier bis Ende 2021 möglich ist: „Bislang gibt es keinen Antrag aus dem Bezirk Bergedorf, da müssen sich jetzt erst Träger finden.“