Börnsen. Am Hamfelderedder entsteht ein Kunstrasenplatz. Im Gegenzug wird der alte Grandplatz bebaut. Zudem ist eine neue Sporthalle in Planung.

Als Klaus Tormählen noch ein kleiner Junge war, trieb Börnsens heutiger Bürgemeister (77, Bündnis 90/Die Grünen) immer die Kühe des elterlichen Bauernhofs durchs Dorf auf die Weiden am Hamfelderedder. Doch das ist lange her. Kühe grasen schon lange nicht mehr an dieser Stelle. Und wenn alles nach Plan läuft, werden in rund einem Jahr die Fußballer des SV Börnsen erstmals auf dem dann fertiggestellten Kunstrasenplatz gegen den Ball treten.

Damit würde eine lange Planungsphase enden. Bereits vor zehn Jahren hatte die Gemeinde das Grundstück gekauft und als Fläche für Sportanlagen ausgewiesen. „Doch es gab viele Klippen zu umschiffen“, erklärt Tormählen, der seit 2018 im Amt ist. Denn die Fläche grenzt an das Naturschutzgebiet Dalbekschlucht, was zusätzliche Auflagen mit sich brachte.

Kunstrasenplatz in Börnsen kostet rund 600.000 Euro

So musste sichergestellt werden, dass kein Oberflächenwasser von der neuen Sportanlage sowie dem Gelände des alten Grandplatzes auf der gegenüberliegenden Straßenseite, der mit 20 Einfamilienhäusern überbaut werden soll, ins Naturschutzgebiet fließt. Dafür entstehen nun zwischen Wald und Kunstrasenplatz zwei Auffangbecken, in die künftig auch das Regenwasser von angrenzender Schule und Kita geleitet werden. Kostenpunkt: circa 160.000 Euro.

Rund 2,2 Millionen Euro kosten alle Maßnahmen. Darin enthalten sind der Kunstrasen (600.000 Euro), Anlagen für Leichtathletik (95.000 Euro), 120 Fahrzeug-Stellplätze (335.000 Euro), Außenanlagen wie Stehtraversen (175.000 Euro). Zudem sind für Bodenarbeiten und Sonstiges 813.000 Euro veranschlagt.

Änderung des Flächennutzungsplans muss genehmigt werden

Das plant Börnsen am Hamfelderedder: Auf dem alten Grandplatz (auf der Karte oben links) entstehen 20 Häuser, die Fußballer des SV Börnsen erhalten dafür im Gegenzug auf der gegenüberliegenden Straßenseite einen Kunstrasenplatz (großes Foto und Karte Mitte unten). Angrenzend zur Dalbekschlucht werden Auffangbecken für das Oberflächenwasser gebaut (Karte unten rechts). Noch nicht beschlossen ist der Bau einer Zwei-Feld-Turnhalle (rotes Gebäude in der Kartenmitte).
Das plant Börnsen am Hamfelderedder: Auf dem alten Grandplatz (auf der Karte oben links) entstehen 20 Häuser, die Fußballer des SV Börnsen erhalten dafür im Gegenzug auf der gegenüberliegenden Straßenseite einen Kunstrasenplatz (großes Foto und Karte Mitte unten). Angrenzend zur Dalbekschlucht werden Auffangbecken für das Oberflächenwasser gebaut (Karte unten rechts). Noch nicht beschlossen ist der Bau einer Zwei-Feld-Turnhalle (rotes Gebäude in der Kartenmitte). © Börnsen | Börnsen


Weitgehend finanziert werden die Kosten durch die Einkünfte aus dem Baugebiet, für das es laut Tormählen viele Interessenten gebe. „Die Kosten halten sich in etwa die Waage. Eventuell gibt es ein leichtes Defizit“, sagt der Bürgermeister.

Bevor die Arbeiten beginnen können, muss zunächst jedoch die Änderung des Flächennutzungsplans genehmigt werden und der neue Bebauungsplan rechtskräftig sein. „Wir wollen mit dem Bau des Kunstrasens im Frühjahr beginnen, im Baugebiet geht es nicht vor Sommer 2021 los“, sagt Tormählen.

Derweil bemängelt der stellvertretende Bürgermeister, Felix Budweit (SPD): „Durch die Grünen haben wir zwei Jahre verloren, weil sie weniger Bebauung haben wollten und der B-Plan deshalb noch mal geändert werden musste.“ Budweits Partei hatte vor dem 2018 erfolgten Wechsel im Rathaus ein etwa doppelt so großes Baugebiet vorgesehen. Dadurch fehlten der Gemeinde jetzt Einnahmen, etwa für die sowohl von SPD als auch von Bündnis 90/Die Grünen befürwortete neue Turnhalle, die auch am Hamfelderedder gebaut werden soll.

Streit um Finanzierung der rund 5,5 Millionen Euro teuren Sporthalle

Börnsens Bürgermeister Klaus Tormählen.
Börnsens Bürgermeister Klaus Tormählen. © Dirk Schulz | Dirk Schulz


Etwa 5,5 Millionen Euro würde das Projekt kosten. Vier Millionen müssten laut Bündnis 90/Die Grünen über einen Kredit finanziert werden. Zudem erhoffe man sich Fördermittel. „Unsere alte Schulsporthalle ist 60 Jahre alt und so stark belegt, dass die Kita sie gar nicht nutzen kann. Und ich gehe davon aus, dass Börnsen weiter wächst. Ja, es wird ein Riesen-Projekt, an dem alle in der Zukunft zu knabbern haben. Aber wir können dann den Bürgern auch etwas bieten“, sagt Tormählen. Er hält einen Baustart in 2024 für möglich.

Budweit stellt das infrage. „Es gibt kein Konzept, wie man die Finanzierung stemmen will. Die Mittel dafür sind einfach nicht da. Wir stehen schon jetzt am Rand der Überweisung an die Kommunalaufsicht. Für 2020 mussten wir wegen zu hoher Neuverschuldung einen Nachtragshaushalt einreichen und können coronabedingt auch den nächsten Haushalt nicht ausgeglichen gestalten. Wir können uns die Halle nur leisten, wenn wir weiteres Geld mit Baugebieten einnehmen. Aber das wollen die Grünen ja nicht“, sagt der SPD-Ortschef.

Klaus Tormählen mag das nicht so stehen lassen. „Der Nachtragshaushalt lag an einem Formfehler. Die Planung war nur um 1600 Euro zu hoch. Und was die Finanzierung angeht, habe ich die Zusage vom Kämmerer des Amts Hohe Elbgeest, für einen auf 30 Jahre anlegten Kredit mit null Prozent Zinsen.“


Die Gemeindevertretung Börnsen: Bündnis 90/Die Grünen (neun Sitze) und die SPD (acht Sitze) sind die einzigen beiden Fraktionen in der Börnsener Gemeindevertretung. Die CDU war zur Kommunalwahl 2018 in dem rund 4800 Einwohner zählenden Ort nicht mehr angetreten.