Lauenburg. Die Freiwillige Feuerwehr hat eine Katastrophe verhindert. Noch ist die Ursache der Explosion unbekannt. Die Kriminalpolizei ermittelt.

Zehn Stunden lang dauerte am Freitag der Kampf der Einsatzkräfte gegen den Großbrand bei Worlée. Wie berichtet, war es gegen 7.30 Uhr in dem Werksteil, in dem Harze für die Farbenherstellung produziert werden, aus bisher unbekannter Ursache zu einer Explosion gekommen. Wenig später loderten weithin sichtbar hohe Flammen aus dem Gebäude. Die Rauchsäule war zeitweise 300 Meter hoch.

„Dies war mein brisantester Einsatz in den sieben Jahren als Lauenburger Wehrführer“, sagt Lars Heuer. Erklärtes Ziel bei der ersten Lagebesprechung: „Wir mussten unbedingt verhindern, dass der Brand auf andere Werksteile, etwa das Lager für Lösungsmittel, übergreift. Das hätte zu einer verheerenden Explosion führen können. In diesem Fall wäre nichts mehr zu retten gewesen“, schätzt Heuer ein.

Für die Löscharbeiten wurden die Feuerwehren Hohnstorf, Schnakenbek, Buchhorst, Krüzen, Lanze, Lütau, Geesthacht und Schwarzenbek hinzugerufen, außerdem die Boizenburger. Weitere Wehren aus, Mecklenburg, Niedersachsen und Stormarn kamen zu Hilfe. Um die Ausbreitung des Brandes zu verhindern, setzten die Einsatzkräfte riesige Mengen an Löschwasser ein. Der Zusatz von Schaummittel diente dazu, brennende Flüssigkeiten abzulöschen. Befürchtungen, dass dieses konterminierte Gemisch in den Boden eindringen könnte, sind allerdings unbegründet. „Industriebetriebe wie Worlée haben ein spezielles Rückhaltebecken, um zu verhindern, dass konterminiertes Löschwasser in Gewässer, Boden und Grundwasser gelangt“, erklärt der Wehrführer.

Kleidung der Einsatzkräfte muss aufwendig gereinigt werden

Bei einem Großeinsatz wie bei Worlée am vergangenen Freitag wird die Kleidung der Einsatzkräfte extrem kontaminiert.
Bei einem Großeinsatz wie bei Worlée am vergangenen Freitag wird die Kleidung der Einsatzkräfte extrem kontaminiert. © Rene Schröder | René Schröder


Anders sieht es bei der Kleidung der Feuerwehrleute aus. Die muss jetzt wieder einsatzfähig gemacht werden. „Ein Teil der Kleidung wird bei der Mewa gewaschen, andere Teile der Ausrüstung in der feuerwehrtechnischen Zentrale wieder aufbereitet“, sagt Heuer. Eine gründliche Reinigung ist wichtig, denn die Kleidung ist nach solchen Einsätzen extrem konterminiert.

Um eine Gesundheitsgefährdung durch toxische Stoffe zu vermeiden, darf diese Kleidung nicht mit Privatkleidung in Kontakt kommen und muss in getrennten Bereichen gelagert werden. Doch im Lauenburger Katastrophenschutzzentrum ist eine solche Trennung nicht möglich. Es gibt nicht mal sogenannte Schwarz-Weiß-Räume, in denen sich die Feuerwehrleute nach dem Einsatz umziehen können: Eine Trennung von sauberen, privaten und verdreckten, dienstlichen Kleidungsstücken, gibt es nicht. Dies sind Bedingungen für die ehrenamtliche Lauenburger Feuerwehr, die längst nicht mehr zeitgemäß sind. „Wir appellieren seit Jahren an Politik und Verwaltung, das zu ändern. Schließlich geht es um unsere Gesundheit“, sagt Lauenburgs Wehrführer.

Bei Worlée ist die Produktion am Wochenende wieder angelaufen

Der ausgebrannte Turm des Werksteils Ost ist nicht mehr zu retten. Glücklicherweise sind Mitarbeiter des Werkes körperlich nicht zu Schaden gekommen. „Der Mitarbeiter, der den Ausbruch des Feuers aus nächster Nähe miterlebt hatte, erlitt keine Verletzungen und nur einen leichten Schock“, berichtet Worlée-Sprecherin Annika Kunze. Nach eigener Aussage gehe es ihm wieder gut.

Noch eine gute Nachricht: Von der Rauchwolke, die zeitweise kilometerweit zu sehen war, sei keine gesundheitliche Gefahr ausgegangen. Die Bewohner von Lauenburg und Umgebung waren über den Rundfunk aufgefordert worden, Türen und Fenster geschlossen zu halten. Eine Vorsichtsmaßnahme: „Messungen der Einsatzkräfte haben ergeben, dass von der Rauchwolke zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr ausgegangen ist“, berichtet die Unternehmenssprecherin.

Bereits am Freitagabend hatte Worlée angekündigt, die Arbeit am Wochenende wieder aufzunehmen. Nachdem ein Statiker den vom Brand verschonten Westteil des Werkes unter die Lupe genommen und grünes Licht gegeben hatte, wurde dort auch gestern gearbeitet.

Wie es zu dem Großbrand kommen konnte, ist derzeit noch unklar. Nachdem die Feuerwehr am Freitag 17.30 Uhr eingerückt war, hat die Kriminalpolizei die Ermittlungen aufgenommen.