Ahrensburg. 30 Teilnehmer bei Protest gegen Corona-Maßnahmen. Die meisten tragen keine Maske. Kritik vom Landrat.

Gegner der Corona-Schutzmaßnahmen haben am Sonnabend erneut vor dem Ahrensburger Rathaus demonstriert. Rund 30 Teilnehmer kamen nach Polizeiangaben zu der Kundgebung, die die örtliche Gruppe der Bewegung „Querdenken“ angemeldet hatte. In scharfem Ton kritisierten die Redner die Pandemiepolitik der Bundesregierung und das Vorgehen des Robert-Koch-Institutes.

„Ohne Anwendungsschulung schaden die Masken mehr, als sie schützen“, kritisierte Gregor Kopka. Er ist Mitbegründer der Ortsgruppe von Querdenken in der Schlossstadt und griff damit ein beliebtes Argument der Szene auf. Er hatte die Kundgebung vor dem Rathaus angemeldet. Der Ahrensburger beklagte zudem, dass Gegner der Schutzmaßnahmen zunehmend angefeindet würden. Er selbst sei wiederholt bedroht worden, Unbekannte hätten die Fensterscheiben seiner Wohnung eingeworfen.

Ehemalige Handball-Bundesligaspieler unter den Rednern

Zu den Rednern vor dem Ahrensburger Rathaus zählten auch prominente Gesichter der Bewegung, darunter der ehemalige Handball-Bundesligaspieler Holger Thiesen aus Rendsburg. Zwischen 1977 und 1986 hatte er Ligaspiele für die SG Flensburg-Handewitt bestritten. Auf der Kundgebung verharmloste er das Virus, behauptete: „Corona ist ein Künstlername für eine neue Grippe:“ Das habe sein Hausarzt ihm gesagt. Bei den Teilnehmern der Demo bekam er dafür heftigen Applaus, immer wieder forderten sie lauthals „Fakten, Fakten!“.

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite versammelten sich etwa 15 Befürworter der Schutzmaßnahmen zu einer Gegendemonstration und hielten ein Plakat mit der Aufschrift „Durch euren Egoismus sterben Menschen“ in die Luft. Auf einem anderen forderten sie auf: „Gegen Querdenker einmal hupen“. Zahlreiche Autofahrer kamen dem nach.

Auf der Kundgebung vor dem Ahrensburger Rathaus sprach auch der ehemalige Flensburger Grünen-Politiker David Claudio Siber. Er hatte bundesweit Bekanntheit erlangt, als seine Fraktion ihn nach einem Auftritt auf einer umstrittenen Demonstration gegen die Corona-Schutzmaßnahmen ausgeschlossen hatte.
Auf der Kundgebung vor dem Ahrensburger Rathaus sprach auch der ehemalige Flensburger Grünen-Politiker David Claudio Siber. Er hatte bundesweit Bekanntheit erlangt, als seine Fraktion ihn nach einem Auftritt auf einer umstrittenen Demonstration gegen die Corona-Schutzmaßnahmen ausgeschlossen hatte. © Filip Schwen/HA | Unbekannt

Ebenfalls unter den Rednern war der ehemalige Flensburger Grünen-Politiker David Claudio Siber. Er hatte im September bundesweit Bekanntheit erlangt, als er nach einem Auftritt bei einer umstrittenen Demonstration gegen die Corona-Schutzmaßnahmen aus seiner Fraktion ausgeschlossen worden war. Auch ein Parteiausschluss stand im Raum, dem kam Siber mit seinem Austritt zuvor. Er holte gegen die Gegendemonstranten aus. „Wir haben eine Zunahme der linksradikalen Gewalt um 25 Prozent in den vergangenen Jahren verzeichnet“, rief er ihnen zu.

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Ärztliches Attest: Nur wenige Teilnehmer tragen Maske

Eine Maske trug trotz Pflicht kaum einer der Teilnehmer. „Die meisten Personen konnten ein ärztliches Attest nachweisen, das sie von der Maskenpflicht befreit“, sagte eine Polizeibeamtin dazu dem Abendblatt. „Ich möchte den Gesundheitszustand einzelner Personen nicht bewerten, aber die Dichte an Personen, die ein Attest haben, ist bei Veranstaltungen dieser Art auffallend hoch“, sagt Stormarns Landrat Henning Görtz zum Abendblatt. Der Chef der Kreisverwaltung, die Demonstrationen genehmigen muss, sagt: Grundsätzlich gelten für alle Kundgebungen die Maskenpflicht und das Abstandsgebot von mindestens 1,50 Meter.“

Görtz will mit der Polizei und den Ordnungsämter erörtern, welche Möglichkeiten es gebe, um stärker gegen Maßnahmenverweigerer vorzugehen. Mit Blick auf die Infektionszahlen mahnt der Landrat: „Wie sehen, dass die Neuinfektionen seit einigen Tagen in Stormarn wieder steigen und die Zahl der Mutationsfälle zunimmt.“ Jeder, der bewusst gegen die Maßnahme verstoße, handele verantwortungslos.

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Dennoch habe die Kreisverwaltung keine Möglichkeit, Demonstrationen wie die in Ahrensburg zu verhindern. „Die Meinungsfreiheit ist in Deutschland ein hohes Gut, daher müssen wir Kundgebungen auch dann genehmigen, wenn uns nicht gefällt, was gesagt wird.“ Befürchtete Verstöße gegen Corona-Auflagen seien kein Grund, der ein Verbot rechtfertigen könne. „Wir müssen das aushalten.“

Die Demonstration am Sonnabend war bereits die zweite dieser Art vor dem Ahrensburger Rathaus. Bereits im Oktober hatte die Ortsgruppe der Querdenker den Protest organisiert. Damals kamen mehr als 80 Teilnehmer. Der Bewegung wird eine Nähe zu Verschwörungstheoretikern und Rechtsextremisten vorgeworfen, ihre Anhänger sehen sich als Hüter des Grundgesetzes gegen ein angebliches Corona-Regime.