Bargfeld-Stegen. Volksbank Raiffeisenbank schließt auch Standort Mollhagen. Insgesamt 2882 Kunden werden künftig von Bargteheide aus betreut.

Ab Juli müssen Bürger in Bargfeld-Stegen und im Steinburger Ortsteil Mollhagen auf die letzten verbliebenen Bankfilialen in ihren Orten verzichten. Die Volksbank Raiffeisenbank (VReG) schließt nach eigenen Angaben beide Standorte. Insgesamt 2882 Kunden sollen künftig durch die Niederlassung in Bargteheide betreut werden.

Wahl bleibt zwischen Bargteheide und Onlinebanking

Eine Entwicklung, die sich für den Bargfeld-Stegener Bürgermeister Andreas Gerckens (CDU) nicht gut anfühlt, aber schon seit geraumer Zeit abgezeichnet hat. Er sagt: „Ich habe es geahnt, denn die Bank hat das Grundstück im vergangenen Jahr verkauft. Und so etwas tut man nicht, um hier vor Ort zu bleiben.“ Rund die Hälfte der etwas mehr als 3000 Einwohner sind als Kunden direkt von der Schließung betroffen. Ihnen bleibt zukünftig nur noch die Wahl zwischen Onlinebanking und dem Weg nach Bargteheide. Von der Schließungsserie sind ebenfalls die Filialen der VReG in Bühnsdorf und Westerrade im Kreis Segeberg betroffen. Dortige Kunden müssen auf Niederlassungen in Reinfeld und Bad Oldesloe ausweichen.

Stefan Lohmeier, Vorstandsmitglied der VReG, wirbt um Verständnis für diesen Schritt. Er sagt: „Auch wenn Filialschließungen in unserer Branche seit Jahren zum Alltag gehören, sind uns diese Entscheidungen naturgemäß nicht leichtgefallen.“ Sie seien jedoch erforderlich, „um unserer Verantwortung für die Sicherung der Arbeitsplätze des Gesamtunternehmens gerecht zu werden und als weiter schlagkräftiges und auf die Zukunft vorbereitetes Unternehmen agieren zu können“.

In der Pandemie haben sich die Kundenströme verlagert

Philipp Maschmann, Pressesprecher der Volksbank Raiffeisenbank eG.
Philipp Maschmann, Pressesprecher der Volksbank Raiffeisenbank eG. © VReG | www.lichtbildstudio.com

Dessen Sprecher Philipp Maschmann erläutert, dass mehrere Faktoren eine Rolle bei der Entscheidung gespielt haben. Er sagt: „In jeder Filiale gab es eine andere Situation, die wir jeweils einzeln untersucht haben.“ In der Pandemie seien die Filialen teilweise geschlossen worden, Kundenströme hätten sich in dieser Zeit verlagert, und die Nutzung des Onlinebanking habe zugenommen.

In Bargfeld-Stegen sei hinzugekommen, dass eine langjährige Kundenbetreuerin in den Ruhestand gegangen sei. Eingesprungen sei ein Kollege, der sie bereits im Urlaub vertreten habe. Doch dieser habe seinen Stammsitz in Bargteheide und könne die Termine nicht immer so koordinieren, dass er nach Bargfeld-Stegen fahren könne. Daher biete es sich an, dass er die Betreuung in Bargteheide fortführe.

Bank plant Infoveranstaltungen in betroffenen Orten

Laut Maschmann sei die Entscheidung auch von dem erheblichen Kostendruck in der Branche beeinflusst. Zuletzt wurden 2015 Standorte in Lasbek und Hamburg-Lohbrügge aufgegeben. Der Banksprecher betont, dass die aktuellen Schließungen nicht in Zusammenhang mit der Fusion der beteiligten Genossenschaftsbanken – Raiffeisenbank Ratzeburg, Volksbank Raiffeisenbank Itzehoe und der Volksbank Raiffeisenbank Bad Oldesloe – zur heutigen VReG ständen.

Für die Kunden dürfte der Grund egal sein, sie müssen sich gezwungenermaßen umstellen. Das könnte für allem für jene zum Problem werden, die weder mobil noch technikaffin sind. Um die Umstellung zu erleichtern, plant die Bank an jedem der betroffenen Standorte eine Infoveranstaltung mit Präsentation, zu der Vorstandsmitglied Stefan Lohmeier sein Expertenteam mitbringt: am 16. Mai in Bargfeld-Stegen, am 13. Mai in Mollhagen, jeweils um 18 Uhr.

Bankgeschäfte haben mit Beziehung und Vertrauen zu tun

Die Bankfiliale in Mollhagen ist bei der Neugestaltung des Dorfkerns im Wege. Die Schließung könnte sich für die Gemeinde daher als Vorteil erweisen.
Die Bankfiliale in Mollhagen ist bei der Neugestaltung des Dorfkerns im Wege. Die Schließung könnte sich für die Gemeinde daher als Vorteil erweisen. © Unbekannt | Kaya Wilken

Maschmann: „Da werden dann auch Geräte zur Verfügung stehen, auf denen live demonstriert wird, wie das Onlinebanking funktioniert.“ Dem Wunsch der Kunden, dass der Geldautomat in Bargfeld-Stegen erhalten bleiben soll, werde die Bank entsprechen.

Bürgermeister Gerckens begrüßt das, hofft, dass auch für den Fall einer anderen Nutzung der Räume durch den neuen Eigentümer ein alternativer Standort für die Aufstellung des Geldautomaten im Dorf gefunden wird. Zugleich bedauert er, dass der Kontakt zum persönlichen Ansprechpartner immer weiter verloren geht. Er sagt: Ich bekomme auch als Privatmensch die ganze Gigantomanie im Bankwesen mit.“ Geld sei Vertrauenssache. „Ich gehe dahin, wo ich den Leuten vertraue.“

Im Unterschied zu seinem Kollegen in Bargfeld-Stegen wurde Wolfgang Meyer (CDU), Mollhagener Bürgermeister und selbst Kunde der Bank, nicht über den Schließungstermin informiert. „Was die Bank künftig macht, ist eine wirtschaftliche Entscheidung, auf die wir keinen Einfluss haben“, so Meyer. Es sei schade, wenn der menschliche Kontakt nicht bestehen bleibe, aber der Trend gehe hin zu Online. Doch er kann der Sache auch Gutes abgewinnen: Denn in dem Bereich der Filiale soll ein neuer Dorfkern entstehen. Jetzt gehe es darum, die Schließung in einen Vorteil ummünzen. Er sagt:„Mal sehen, wie das ausgeht.“