Hamburg. Sinkende Inzidenzen und das Wetter erlauben Lockerungen in Hamburg. Besonders den jungen Menschen fehlte das Lebensgefühl in Hamburg.
Man möchte mit der Politik nicht tauschen – angesichts einer Pandemie, die uns mit der zweiten und dritten Welle schon zweimal auf dem falschen Fuß erwischt hat, regiert die Vorsicht: Im europäischen Vergleich hat die Bundesrepublik nach einer Bewertung der Universität Oxford inzwischen die strengsten Covid-19-Regeln.
Man möchte auch nicht mit der Polizei tauschen – sie muss in diesen Tagen, wie nun auf dem Kiez, in Ottensen oder im Stadtpark, die strengen Regeln durchsetzen, die an der frischen Luft Abstandsgebote und Masken einfordern und Alkohol verbieten.
Hamburger Polizei leidet unter Verordnungen
Man möchte in diesen Pandemiezeiten aber auch nicht jung sein – seit März 2020 gelten Regeln, die dem Lebensgefühl junger Menschen entgegenstehen: Sie wollen nach Monaten ohne Präsenzunterricht und Uni-Vorlesungen zusammen sein, feiern, Musik hören und trinken, ohne dass die Polizei gleich mit einem Großaufgebot anrückt. Es gibt auch das Recht, jung zu sein.
Daher stellt sich jeden Tag aufs Neue die Frage nach der Verhältnismäßigkeit der Corona-Verordnungen. Angesichts einer Inzidenz von rund 20 und einer täglich steigenden Impfquote muss Politik die Lebenswirklichkeit der Jungen ein größeres Gewicht zumessen. Sonst wächst die Gefahr, Konflikte und Spaltungen zu provozieren, die der Gesellschaft schaden. Besonders leidet darunter eine Polizei, die permanent Corona-Einsätze fahren muss.
Lage auf Hamburgs Straßen wird sich zuspitzen
In den kommenden Wochen dürfte sich die Lage auf Hamburgs Straßen und Plätzen noch zuspitzen, gerade auch wenn die Fußball-EM beginnt. Sollen dann Wasserwerfer Siegespartys (wenn es sie denn gibt) unterbinden? Besser wäre ein Realismus, der sich am Sommer 2020 orientiert – und draußen, wo das Infektionsrisiko gering ist, die Jugend feiern lässt.